Die Gemeinde will sich gegen Hochwasser wappnen und im Maurener Tal ein Rückhaltebecken für 2,8 Millionen Euro bauen. Doch kaum jemand verkauft einen Acker.

Ehningen - Eine Frühlingsnacht vor vier Jahren hat der Ehninger Bürgermeister Claus Unger noch in unguter Erinnerung. Damals liefen nach starkem Regen mehr als hundert Keller voller Wasser. Die Würm und der Krebsbach am Ortsrand waren über die Ufer getreten – das Wasser drang bis in die Ortsmitte. Der Schaden ging in die Millionen. Das soll nun bald nicht mehr geschehen können. Denn im Maurener Tal ist ein großes Wasser-Rückhaltebecken geplant. Doch die Grundstücke dafür fehlen noch.

 

Schultes: „Wir hatten in den vergangenen Jahren Glück“

Dennoch wollen die Ehninger das Vorhaben so rasch wie möglich in Angriff nehmen. „Wir haben in den vergangenen Jahren Glück gehabt“, resümiert Claus Unger. Auch schon früher war die Gemeinde von ähnlich schweren Hochwassern heimgesucht worden. Etwa im Mai 1978. Doch seitdem sind nur wenige Schutzmaßnahmen ergriffen worden, nicht zuletzt wegen der klammen kommunalen Kasse.

Auch jetzt kann Ehningen finanziell keine großen Sprünge machen, weil von der Firma IBM nicht mehr viel an Gewerbesteuer in die Kasse fließt und die Gemeinde jüngst eine teure Umgehungsstraße mitsamt Eisenbahnbrücke eingeweiht hat. Doch Unger ist guter Dinge, dass er für das mit 2,8 Millionen Euro veranschlagte Rückhaltebecken vom Land einen Zuschuss von bis 70 Prozent erhält.

Verbände ließen bisher zwölf Becken bauen

Das Projekt Hochwasserschutz verfolgt Ehningen als Mitglied des Wasserverbands Würm, dem auch die Gemeinde Nufringen und der Landkreis angehören. Zahlreiche andere Städte und Gemeinden im Kreis Böblingen sind in den Verbänden Schwippe, Glems und Aich organisiert. Im Kreis gibt es zwar keine großen Flüsse, dafür viele kleinere Gewässer, deren Pegel bei starkem Regen stark anschwellen. Deshalb ließen die Verbände bisher zwölf Rückhaltebecken errichten. Das vom Würm-Verband beauftragte Ingenieurbüro Wald & Corbe befasst sich im Bereich der Würmtalbrücke im Maurener Tal mit dem Bau des Beckens, das 210 Meter lang werden soll mit einer Dammhöhe von 5,30 Metern.

Acht Grundstücke sind für das Vorhaben notwendig. Claus Unger führt Verkaufsverhandlungen mit den Besitzern – bisher allerdings mit wenig Erfolg. Die Preisverstellungen liegen offenbar ziemlich weit auseinander. Laut Unger wollen die Eigentümer pro Quadratmeter einen Betrag „von zwei Stellen links vom Komma“. Die Gemeinde sei aber lediglich bereit, fünf oder sechs Euro zu bezahlen. Das sei der übliche Preis, verteidigt der Bürgermeister seine Position. Wenn zum Beispiel Flächen für eine Autobahnerweiterung benötigt würden, „werden schließlich auch nur etwa drei Euro pro Quadratmeter entrichtet“, rechtfertigt sich Claus Unger.

Planung soll Ende des Jahres fertig sein

Der Schultes bot den Grundstücksbesitzern Ausgleichsflächen an, falls sie das Preisangebot nicht akzeptieren. Bis Ende des Jahres sollen die Verkaufsverhandlungen abgeschlossen sein. „Wir haben bei dem Projekt auch die Möglichkeit, Grundstücke zu enteignen“, droht Unger. Wenn es nach ihm geht, soll es aber nicht so weit kommen. Unger ist optimistisch, dass die Planung im kommenden Jahr zu Ende gebracht wird, damit das Becken mit einem Fassungsvermögen von 320 000 Kubikmetern im Jahr 2019 gebaut werden kann. Auch Aidlingen, wohin die Würm fließt, würde davon profitieren. Der Ehninger Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu.

Auch zahlreiche Bürger, vor allem jene, die bereits Wasserschäden hatten, befürworten den geplanten Hochwasserschutz. Er enthält darüber hinaus innerörtliche Maßnahmen mit Ufererhöhungen, Mauern und Erddämmen, die möglichst bald in Angriff genommen werden sollen. Die Kosten dafür hat Unger noch nicht abschließend kalkulieren lassen.

Größere Kanäle und Becken

Investitionen - Möglichst sparsam hat der Altdorfer Bürgermeister Erwin Heller die Kosten für Baumaßnahmen im Ort kalkuliert, um Hochwasser von Straßen und Kellern fernzuhalten. Kanäle, Dole und Abwasserleitungen müssen erweitert werden. Das gilt vor allem für den Erlachgraben, der in die Würm führt. Das Tiefbauprojekt beginnt im nächsten Jahr, im Jahr darauf soll es in einem weiteren Bauabschnitt abgeschlossen werden. Die Gemeinde verteilt die Investition von insgesamt 2,9 Millionen Euro extra auf zwei Jahre, um sie schultern zu können. „Eine weitere größere Baumaßnahme können wir uns dann nicht leisten“, sagt Heller.

Rein statistisch droht alle 15 Jahre ein Hochwasser

Altdorf hofft, dass Holzgerlingen genügend für den Hochwasserschutz tut. Denn nicht nur in Altdorf werden mit den Neubaugebieten immer mehr Wiesen und Äcker versiegelt, auch in der Nachbargemeinde herrscht ein Bauboom. Dort entsteht das neue Stadtquartier Dörnach-West. Das Wasser, das nicht versickern kann, fließt in den Erlachgraben und damit größtenteils in Richtung Altdorf und später in die Würm. Wie das Holzgerlinger Baudezernat aber mitteilt, sei für Dörnach-West selbstverständlich ein Wasserrückhaltebecken geplant. Im Gebiet Hülben gebe es bereits für die 16,5 Hektar große Neubaufläche zwei Becken. Das Wasser, das in den Erlachgraben fließe, werde gedrosselt.

Auch der Altbach mündet in die Würm, der in Grafenau-Dätzingen ein Problem ist. Dort hat das Gutachterbüro Wald & Corbe ebenfalls mögliche Baumaßnahmen vorgeschlagen. Dessen Projektleiter Hans Göppert geht davon aus, dass rein statistisch gesehen ein Hochwasser wie das, mit dem Grafenau am 15. Mai 2009 zu kämpfen hatte, alle 15 Jahre vorkommt. Damals wurden rund 60 Häuser überflutet. Auch das Rathaus stand damals unter Wasser.

Gemeinde hat sich noch kein Regenrückhaltebecken geleistet

Ein Rückhaltebecken wäre die Lösung. Aber die als finanzschwach geltende Gemeinde Grafenau hat sich noch keines geleistet. Laut dem Bürgermeister Martin Thüringer würde es annähernd zwei Millionen Euro kosten.