Ein Altarm der Glems soll reaktiviert werden, haben die Ditzinger Stadträte beschlossen. Das soll der Kommune unter anderem Ökopunkte bringen – als Ausgleich für Bauprojekte.

Ditzingen - Grundsätzlich ist sich der Gemeinderat einig: Um einerseits ökologische Ausgleichsflächen für Bauprojekte zu schaffen, andererseits die Hochwassergefahr im Ort zu bannen, soll ein Altarm der Glems reaktiviert werden. Doch als der Planer des Leonberger Büros Schmidt Treiber Partner am Dienstag im Ausschuss für Technik und Umwelt die Vorentwürfe vorstellte, war manch Ditzinger Stadtrat ob der Kosten sichtlich überrascht. Der CDU-Fraktionschef Rolf Feil begründete dies auch: „Wir haben wohl gerechnet mit hundert- oder auch zweihunderttausend Euro.“ Aber nun rede man von 635 000 und 710 000 Euro. Diese Summen hatte der Planer genannt. Der Ausschuss entschied letztlich einmütig, die günstigere Variante zur Grundlage einer Entwurfsplanung zu machen. Dabei soll eine Retentionsfläche für rund 8500 Kubikmeter entstehen.

 

Pläne für Reaktivierung gibt es schon lange

Die Pläne für eine Reaktivierung des Altarms der Glems gehen auf lange zurückliegende Überlegungen der Stadtverwaltung zurück. Der Oberbürgermeister Michael Makurath hatte den Gemeinderat immer wieder darauf hingewiesen, dass für die rege – vom Rat genehmigte – Bautätigkeit nicht länger ausschließlich die Landwirtschaft herangezogen werden könne, um den Eingriff in der Natur auszugleichen. Ein Ausgleich ist gesetzliche Vorgabe. Landwirtschaftlich genutzte Randflächen werden immer wieder herangezogen, um dort die an anderer Stelle bebaute Natur auszugleichen. Die Ackerflächen in Ditzingen gehören jedoch zu den besten, fruchtbarsten Böden in ganz Deutschland.

Bau und Ausgleich werden in einem Punktesystem bewertet und gegenüber gestellt. Auf einem sogenannten Ökokonto können Punkte gesammelt – und diese bei Bauprojekten eingesetzt werden. Für die nun beschlossene Maßnahme gibt es viele Ökopunkte, auch wenn sie zunächst einen Eingriff darstellt, der auszugleichen ist. Allerdings hat die Stadtverwaltung noch Hoffnung, eine historische Karte zu finden, die Auskunft über den einstigen Verlauf der Glems gibt. Wenn nämlich durch die neuerlichen Pläne die Glems in ihr ursprüngliches Bett zurückverlegt würde – die heutige Glems also der eigentliche Nebenarm wäre – müsste der Eingriff ihr zufolge nicht ausgeglichen werden. So einmütig sich die Stadträte letztlich für die günstigere Variante entschieden, so klar wurde ihnen auch, dass vor einem Beginn zunächst weitere Untersuchungen stehen.

Gespräche mit dem Landratsamt

Bei Gesprächen im Landratsamt hatte sich die nun gewählte Variante bereits als „leichter Favorit“ herausgeschält, wie die Ditzinger Stadtverwaltung darlegte. Die Behörde hatte aber unter anderem angeregt, durch zusätzliche Untersuchungen eine mögliche Schadstoffbelastung des Bodens bereits zum jetzigen Zeitpunkt konkret zu prüfen. Dadurch könnten die Kosten für die Entsorgung, beziehungsweise Weiterverwendung des Bodens konkreter abgeschätzt werden, der abgegraben werden muss. Denn, so der Vertreter des Fachbüros: „Was ich abgrabe, muss ich irgendwohin bringen.“ Wenn man von 7000 Kubikmetern Erde ausgehe, stünden im günstigesten Fall Deponierungskosten in Höhe von 200 000 Euro im Raum.

Für die Reaktivierung des Glemsarms wird Grünland weichen. Die Landwirtschaft sei über die Planungen an dieser Stelle deshalb nicht glücklich, „aber glücklicher, als würde ein Ausgleich woanders realisiert“, gab der Bürgermeister Ulrich Bahmer die Haltung wieder.