Hochwasser auf der Rems muss nicht zwangsläufig Chaos bedeuten. Ein neue Software des Landes soll die Informationen über die Flutpegel an die Einsatzkräfte weiterleiten.

Rems-Murr-Kreis - Die Informationsströme im Falle eines Hochwassers sollen im Remstal neu geordnet werden. Der Wasserverband Rems hat auf seiner jüngsten Sitzung in Plüderhausen zugestimmt, bis zu 60 000 Euro in die Aufrüstung seiner Leitwarte zu stecken. Das Hauptthema ist dabei die Fernsteuerung der drei bestehenden Rückhaltebecken in Winterbach/Weiler sowie Lorch-Waldhausen und Schwäbisch Gmünd-Reichenhof (Ostalbkreis). Die Technik soll so modernisiert werden, dass Bürgermeister und Feuerwehrkommandanten auch ohne Telefonate bei Hochwasser auf dem Laufenden gehalten werden. Dazu plant der Wasserverband auch, sich mit dem Flutinformations- und Warnsystem (Fliwas) zu vernetzen, dessen Einführung das Stuttgarter Umweltministerium fördert. Den Gemeinden wurde empfohlen, es dem Verband gleichzutun.

 

Zu viele Telefonate bei Hochwasser

Bisher, so wurde bei der Sitzung deutlich, lief die Informationsweitergabe sehr ungeplant ab. Der technische Geschäftsführer Hans-Peter Sieg erhalte im Falle eines Hochwassers laufend Anrufe von allen Beteiligten – und muss seinerseits selbst Informationen von Beobachtern abfragen, die etwa von Brücken aus den Anstieg des Hochwassers beobachten. Sieg muss entscheiden, wann die Becken geflutet werden, um der Hochwasserwelle die Spitze zu nehmen. Mit diesem Vorgehen wurden etwa bei dem verheerenden Hochwasser am 29. Mai vergangenen Jahres Schäden auf dem Gebiet des Rems-Murr-Kreises verhindert.

Wenn sich eine Gemeinde dem System Fliwas anschließe, so könnten für die Einsätze wichtige Personen direkt Informationen über den Verlauf des Hochwassers abrufen, erläuterte Konrad Störk, der leitende technische Direktor im Regierungspräsidium Stuttgart. Über ein sogenanntes Cockpit, das sich individuell einstellen lasse, seien alle wesentlichen Informationen gebündelt, etwa die Pegelstände und die Niederschlagsprognosen, aber auch, ob die bestehenden Rückhalteräume bereits geflutet seien. Das Ziel ist dabei nicht nur, dass die Einsatzkräfte selbst wissen, wann sie aktiv werden müssen. Auch die Landesbehörden selbst können sich bei großräumigen Überflutungen besser einen Überblick über die Situation verschaffen.

Nutzen für die Einsatzkräfte

Ein kritischer Einwand kam jedoch von Adrian Schlenker, dem Bürgermeister der Gemeinde Mögglingen (Ostalbkreis). Was ihm das System konkret nutze, da an der Rems oberhalb seiner Gemeinde gar keine Pegel installiert seien, wollte Schlenker wissen. „Es nutzt vor allem Ihren Einsatzkräften“, bekam er zur Antwort. Diese könnten dann besser entscheiden, was in welcher Situation zu tun sei. Zudem habe die Gemeinde Mögglingen die Möglichkeit, eigene Messungen einzubinden, etwa von Nebenbächen, und damit die Informationsdichte zu verbessern. Zudem sei es für Gemeinden wie Mögglingen dank günstiger Einführungskonditionen nicht teuer. „Das kostet gerade 300 Euro pro Jahr“, hieß es.

Zur Sprache kam in der Verbandssitzung ein Fehlalarm, der vor Kurzem am Pegel in Schwäbisch Gmünd aufgrund von Eis ausgelöst worden sei. Der Plüderhäuser Bürgermeister erzählte zur allgemeinen Erheiterung, wie er auf den nächtlichen Alarmanruf reagiert habe. „Ich bin nicht losgefahren“, sagte Schaffer. „Ich habe kurz überlegt und gedacht: Das kann nicht sein.“