Der Kölner Jugendnationalspieler Lukas Trompertz verstärkt den Degerlocher Zweitligisten. Der 18-Jährige lebt für seinen Sport Hockey – und nimmt dafür einige private Unannehmlichkeiten in Kauf.

Degerloch - Ungeduldig steht der junge Mann am Spielfeldrand, den Schläger fest mit beiden Händen umklammert, den grau-schwarz gemusterten Schlägerkopf an die linke Schulter gelehnt. Nicht ins Spielgeschehen eingreifen zu können, gefällt ihm überhaupt nicht. Ungeduldig wartet er auf seinen Teamkollegen, den Blick konzentriert auf den Ball gerichtet. Ein Hüpfer an Ort und Stelle zum Warmbleiben, ein zweiter, dann ist es so weit: Sein Mitspieler mit der Rückennummer 20 trabt zur Auswechslung in seine Richtung.

 

Die Anstrengung hat sich ausgezahlt

Nach der kurzen Verschnaufpause darf Lukas Trompertz nun wieder aufs Feld zurück und das tun, was er am besten kann: Hockey spielen. Denn nach der bitteren Hinrunde im Feldhockey und den ersten Rückrundenspielen hat sich die Anstrengung und Mühe der vergangenen Wochen und Monate nun erstmals ausgezahlt. Die Stuttgarter Kickers, die bis vergangenen Samstag noch um den Abstieg fürchten mussten, haben am Wochenende ihr vorletztes Heimspiel der Saison gegen den Tabellenzweiten aus Frankenthal mit 4:2 gewonnen und sich damit drei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg gesichert.

Trompertz und sein Trainer Horst Ruoss sind sich einig, dass es das bisher beste Spiel der Saison war. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel entwickelt und haben nun erstmals eine richtig gute Teamleistung gezeigt“, sagt der U-18-Nationalspieler. Wenn es nach dem Hockey-Talent ginge, würde er den ganzen Tag nichts anderes machen, als Hockey zu spielen. Insbesondere jetzt – wenn es endlich wieder bergauf für seinen Verein geht und der Abstieg fast schon vom Tisch ist.

So sehr er seine Sportart auch liebt, so weiß Trompertz allerdings auch, dass er nicht in alte Muster verfallen darf. Denn der Sport mit dem Krummstock war nicht der eigentliche Grund, warum es den gebürtigen Kölner überhaupt nach Stuttgart verschlagen hat. „Ich bin nicht aus sportlichen Gründen, sondern aus schulischen hier“, erzählt Trompertz. „Zu Hause in Köln hatte ich nur Hockey im Kopf, sodass ich die Schule völlig vernachlässigt habe.“ Daher hat er sich im Sommer des vergangenen Jahres dazu entschlossen, das der Merzschule angegliederte Internat aufzusuchen und hier seine Allgemeine Hochschulreife zu machen. „Jetzt habe ich täglich feste Lernzeiten mit einem Betreuer, in denen ich gezwungen bin, schulische Aufgaben zu machen“, erzählt der Zehntklässler, der in seiner Heimatstadt den Realschulabschluss gemacht hat. „Für mich ist es jetzt die perfekte Mischung aus beidem, sodass beides gut funktioniert.“

Die Trennung nimmt er in Kauf

Die Trennung von seinen Eltern und seinen Geschwistern fällt ihm zwar nicht leicht, für seine große Leidenschaft nimmt er aber auch das in Kauf. „Ich kann mir ein Leben ohne Hockey nicht vorstellen“, sagt der Schüler. „Meine Eltern wissen das ganz genau und hätten es mir daher auch trotz der schulischen Probleme, die ich hatte, niemals weggenommen.“ Insbesondere sein Vater hat Verständnis für die Situation, schließlich hat dieser selbst einmal leidenschaftlich Hockey gespielt. Mit drei Jahren hat Lukas bereits angefangen. Seitdem dreht sich für den 18-Jährigen alles nur um seinen Sport. Was seine Ziele angeht, ist das Nachwuchstalent bescheiden. „Von den Olympischen Spielen oder der Herren-Nationalmannschaft zu träumen, wäre momentan völlig abwegig“, sagt er. Der Höhepunkt wäre für ihn zweifelsohne ein gutes Abschneiden bei der anstehenden U-18-Weltmeisterschaft in Spanien, bei der er hofft dabei zu sein. Für nächstes Jahr hat er sich vorgenommen es in die U-21-Nationalmannschaft zu schaffen.

Zwei Jahre wird Trompertz mindestens noch in Stuttgart bleiben – und damit auch bei den HTC. Trainer Ruoss kommt das entgegen: „Am Anfang war das Team ein zusammengewürfelter Haufen“, sagt der 77-Jährige. „Man kannte sich kaum und hat einander entsprechend auch nicht vertraut. Jetzt hat sich das geändert. Wenn die Jungs in dieser Konstellation noch zwei bis drei Jahre zusammenspielen, werden wir wieder eine starke Mannschaft haben.“