Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Jetzt aber schnell rein in die Zahnradbahn, es soll in diesem Gespräch ja noch um den Sport gehen und um eine große Karriere natürlich auch. Die erste Haltestelle an der Liststraße ist noch nicht erreicht, aber Verena Bentele ist schon ganz oben angekommen – bei den Paralympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, dem Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Es sind nicht allein die insgesamt fünf Goldmedaillen im Skilanglauf und Biathlon, die diese Spiele zu ganz besonderen für sie machen. Es ist auch die Herzlichkeit und Begeisterungsfähigkeit des kanadischen Publikums, die Vancouver etwas Einzigartiges geben. „Hier wurde mir die Entwicklung des Behindertensports verdeutlicht“, sagt Verena Bentele. Zwölf Jahre zuvor hatte sie in Nagano erstmals an Paralympics teilgenommen und Biathlongold gewonnen. „Damals musste ich meinen Vater anrufen und ihm das Rennen schildern, im Fernsehen fanden die Paralympics noch nicht statt“, erzählt Verena Bentele von ihren Anfängen. „Mittlerweile sind wir in allen Medien vertreten, auch in der ‚Tagesschau‘ werden alle deutschen Medaillen vermeldet“, sagt die Botschafterin der Christoffel-Blindenmission, deren Wintersportkarriere einst im Internat im Schwarzwald begann.

 

Aber nicht nur ihr Sport, auch Verena Bentele selbst hat sich entwickelt. „Am Anfang war ich ein alberner Teenie, der noch am Abend vor dem Wettkampf gefeiert hat, ich bin erst später professionell geworden.“ Und im Lauf der Zeit ist aus Verena Bentele, die 2010 den Bambi-Fernsehpreis erhalten hat, eine Perfektionistin geworden. „Auch bei meinen Vorträgen erwarte ich jetzt sehr viel von mir und bin selbst dann nicht rundum zufrieden, wenn ich gelobt werde.“

Der höchste Punkt der Zahnradbahnstrecke ist gleich erreicht, höchste Zeit, ein noch einmal rund 5400 Meter höher gelegenes Thema anzusprechen. Verena Benteles Besteigung des Kilimandscharo im März. „Solche Abenteuer brauche ich“, sagt sie, „mir wird es sonst ganz schnell langweilig.“

„Wenn Du blind bist, wird dir täglich gesagt, was du nicht kannst“

Im Moment bereitet sie sich auf den 560 Kilometer langen Radmarathon von Trondheim nach Oslo vor, den sie mit einem Freund auf dem Tandem in Angriff nimmt. „Wenn du blind bist, wird dir täglich gesagt, was du nicht kannst. Das ist wahrscheinlich meine Reaktion darauf – Grenzen ausloten, den Kick bekommen.“

Ihr Beruf als Personaltrainerin macht sie unabhängig. Gerade kommt Verena Bentele von einem Termin bei der Ulmer IHK. Die Leitmotive ihrer Vorträge – egal ob vor Managern oder Schülern – sind die Begriffe Vertrauen und Zusammenhalt. Und es geht darum, Ängste zu überwinden. Verena Bentele weiß, wovon sie spricht.

„Sie führen mich nicht so ängstlich wie viele andere Leute, das ist gut “, sagt Verena Bentele, als es über den Marienplatz geht. „Der sieht wahrscheinlich anders aus als der Marienplatz in München“, sagt sie und spricht dann über Bilder, die im Kopf entstehen; über Kino- und Konzertbesuche und über das, was sie genau beschrieben bekommen will. „Nur Highlights“, sagt Verena Bentele, „zum Beispiel im Fitness-Studio, wo ja teilweise die skurrilsten Typen rumlaufen. Eine Freundin liefert mir wirklich tolle Beschreibungen von absurden Outfits über Muskelbergen.“ Sie selbst hat neuerdings eine Stilberaterin, um modisch auf der sicheren Seite zu sein.

Winterspiele in Vancouver sind Benteles Karrierehöhepunkt

Jetzt aber schnell rein in die Zahnradbahn, es soll in diesem Gespräch ja noch um den Sport gehen und um eine große Karriere natürlich auch. Die erste Haltestelle an der Liststraße ist noch nicht erreicht, aber Verena Bentele ist schon ganz oben angekommen – bei den Paralympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, dem Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Es sind nicht allein die insgesamt fünf Goldmedaillen im Skilanglauf und Biathlon, die diese Spiele zu ganz besonderen für sie machen. Es ist auch die Herzlichkeit und Begeisterungsfähigkeit des kanadischen Publikums, die Vancouver etwas Einzigartiges geben. „Hier wurde mir die Entwicklung des Behindertensports verdeutlicht“, sagt Verena Bentele. Zwölf Jahre zuvor hatte sie in Nagano erstmals an Paralympics teilgenommen und Biathlongold gewonnen. „Damals musste ich meinen Vater anrufen und ihm das Rennen schildern, im Fernsehen fanden die Paralympics noch nicht statt“, erzählt Verena Bentele von ihren Anfängen. „Mittlerweile sind wir in allen Medien vertreten, auch in der ‚Tagesschau‘ werden alle deutschen Medaillen vermeldet“, sagt die Botschafterin der Christoffel-Blindenmission, deren Wintersportkarriere einst im Internat im Schwarzwald begann.

Aber nicht nur ihr Sport, auch Verena Bentele selbst hat sich entwickelt. „Am Anfang war ich ein alberner Teenie, der noch am Abend vor dem Wettkampf gefeiert hat, ich bin erst später professionell geworden.“ Und im Lauf der Zeit ist aus Verena Bentele, die 2010 den Bambi-Fernsehpreis erhalten hat, eine Perfektionistin geworden. „Auch bei meinen Vorträgen erwarte ich jetzt sehr viel von mir und bin selbst dann nicht rundum zufrieden, wenn ich gelobt werde.“

Der höchste Punkt der Zahnradbahnstrecke ist gleich erreicht, höchste Zeit, ein noch einmal rund 5400 Meter höher gelegenes Thema anzusprechen. Verena Benteles Besteigung des Kilimandscharo im März. „Solche Abenteuer brauche ich“, sagt sie, „mir wird es sonst ganz schnell langweilig.“

„Wenn Du blind bist, wird dir täglich gesagt, was du nicht kannst“

Im Moment bereitet sie sich auf den 560 Kilometer langen Radmarathon von Trondheim nach Oslo vor, den sie mit einem Freund auf dem Tandem in Angriff nimmt. „Wenn du blind bist, wird dir täglich gesagt, was du nicht kannst. Das ist wahrscheinlich meine Reaktion darauf – Grenzen ausloten, den Kick bekommen.“

Und jetzt geht’s bergab – zurück in Richtung Marienplatz und auch zurück ins Jahr 2009, als Verena Bentele ihren Tiefpunkt erlebte. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nesselwang passiert es. Ihr Begleitläufer macht eine falsche Links-rechts-Ansage mit schweren Folgen. Verena Bentele stürzt einen Abhang hinunter und zieht sich einen Kreuzbandriss zu. Außerdem werden die Leber und eine Niere stark in Mitleidenschaft gezogen. Und dazu war das blinde Vertrauen in ihren Begleitläufer unwiderruflich verloren.

Aber bald kehrte der Ehrgeiz zurück. „Ich wollte ja nicht mit einem Sturz aufhören“, sagt Verena Bentele, die auch wieder Vertrauen fasste: in ihren neuen Begleitläufer Thomas Friedrich, der zuvor ein Team mit ihrem Bruder Michael gebildet hatte. Die besondere Bedeutung der Paralympics in Vancouver hat auch etwas mit dieser Geschichte ein Jahr zuvor zu tun.

Endstation Marienplatz, aussteigen und zurück zum Hauptbahnhof. Verena Bentele will noch ihre Eltern besuchen. Und dann sagt sie Sätze, die man von einem Fußballprofi in vielen Jahren und vielen Gesprächen noch nie zu hören bekommen hat: „Jetzt hab ich aber wirklich genug geredet, jetzt müssen Sie auch ein bisschen von sich erzählen. Ich möchte Sie schließlich auch noch kennenlernen.“