Bei feinstem Sommerwetter ist das Höhenfreibad Killesberg voll – und nicht wenige der Besucher parken in den umliegenden Straßen, nicht immer ganz nach Vorschrift. Ein Rundgang mit den Kontrolleuren des Ordnungsamts.

S-Nord/Feuerbach - Es ist Freitag. Die Temperatur hat bis zum Nachmittag die 30-Grad-Marke erreicht. Freibadwetter. An Tagen wie diesen herrscht in und rund um das Killesberger Höhenfreibad der Ausnahmezustand. Einige Tausend Besucher tummeln sich auf den Liegewiesen und in den Becken. Die meisten von ihnen sind mit dem Auto gekommen. Doch Stellflächen sind an solchen Tagen in der Nähe des Bades Mangelware. Das allerdings stört die wenigsten. Sie suchen sich ein freies Plätzchen – egal ob auf der Wiese, auf dem Gehweg, im absoluten Halteverbot oder auf einem Behindertenparkplatz.

 

Manuel Müller und Volker Schneider (Namen von der Redaktion geändert) kennen die Situation nur zu gut. Sie arbeiten beim Amt für öffentliche Ordnung und sind dort für den ruhenden Verkehr zuständig. Drei- bis viermal täglich kommen sie oder ihre Kollegen am Höhenfreibad vorbei. Ihr Ziel: Der Verkehr darf nicht zum Erliegen kommen. Zudem müssen Rettungswagen genug Platz haben, um im Notfall überall durchzukommen. Und: Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer muss gewährleistet sein. Was das in der Praxis heißt, haben Manuel Müller und Volker Schneider am Freitag bei einem ihrer Rundgänge veranschaulicht.

Rundgang mit dem Ordnungsamt

Es ist 16 Uhr. Die beiden Männer vom Amt für öffentliche Ordnung stehen vor dem Eingang zum Freibad und warten auf die Presse. Vor etwa einer halben Stunde hatte es kurz, aber heftig geregnet. Die Parksituation hat sich entschärft. „Das Problem wurde einfach weggespült“, sagt Manuel Müller und lacht. Ihm wäre es natürlich am liebsten, wenn alle ihr Fahrzeug ordnungsgemäß geparkt hätten. Aber trotz des Schauers und vieler freier Stellflächen rund um das Freibad haben die beiden Männer in den nächsten eineinhalb Stunden genug zu tun.

Los geht es an der Ecke Lenbach-/Rolandstraße: Zwei Autos stehen mitten auf dem Gehweg. Das kostet die beiden Fahrer zunächst 20 Euro. Da sie aber eine Stunde später immer noch dort parken, werden sie jeweils 30 Euro bezahlen müssen. Direkt neben den beiden Gehwegparkern steht ein Auto quer auf zwei Behindertenparkplätzen. Die Fahrerin sitzt am Steuer und raucht genüsslich eine Zigarette, die zweite Insasse steht unter einem Baum und sucht Schatten. Volker Schneider bittet die Dame in gewohnt ruhiger und freundlicher Manier, ihr Auto doch bitte auf die gegenüberliegende Straßenseite zu fahren. Da dürfe sie stehen bleiben. Die Antwort: „Da ist aber Sonne.“ Schneider erklärt ihr daraufhin kurz, wie wichtig es ist, einen Behindertenparkplatz frei zu halten, und ist am Ziel. Die Frau fährt ihr Auto weg – ohne Strafzettel und ohne Streit.

„Wir versuchen, wo es möglich ist, den Leuten entgegenzukommen“, sagt Müller. Dort, wo man den Fahrer antreffe, könne man meist durch Gespräche auch ein Umdenken erreichen – „hoffe ich zumindest.“

Nur wenige Schritte weiter stehen einige Autos auf den Wiesen an der Ecke Lenbach-/Happoldstraße und auch zwischen der Heide- sowie Rolandstraße. „Es sind aber weniger Fahrzeuge als sonst“, sagt Volker Schneider. Normalerweise sei hier alles vollgeparkt. Das Vergehen: Parken in öffentlicher Grünanlage. „Hier kann Öl auslaufen oder das Wurzelwerk beschädigt werden“, sagt Manuel Müller. 35 Euro kostet das Parken auf der Wiese.

Die Sicherheit der Fußgänger darf nicht gefährdet sein

Die beiden Männer vom Amt für öffentliche Ordnung gehen die Lenbachstraße weiter hinauf bis zum Fleckenweinberg. Bei einem Auto ist der Tüv abgelaufen, ein anderes hat die falsche Umweltplakette an der Scheibe kleben. Es wird auch dort wild und überall geparkt. Ein Pizzabote hat sein Auto beispielsweise mitten auf dem Gehweg direkt vor dem Tor des Freibads abgestellt. Er liefert gerade aus und bekommt einen Strafzettel, daran geht kein Weg vorbei. Die Sicherheit der Fußgänger sei gefährdet, sagt Manuel Müller. Sie müssten auf die Straße ausweichen, um an dem Auto vorbeizukommen. Zu gefährlich.

Ehe Manuel Müller und Volker Schneider ihren Rundgang beenden, fällt ihnen noch ein Fahrzeug auf, das mitten im Kurvenbereich der Lenbachstraße angehalten hat. Der Motor läuft. Am Steuer sitzt ein Mann. Seine Gattin schnallt gerade die Tochter an und packt den Kinderwagen in den Kofferraum. Volker Schneider klopft vorsichtig an die Scheibe. Die Reaktion: „Wo ist das Problem“, schallt es aus dem Auto. „Wir laden nur ein.“ Schneider bleibt wie immer ruhig. Der Mann eher nicht. Nachdem die Familie im Auto sitzt, wendet er schnell, schaut noch einmal zu den beiden Herren von der Stadt hoch und drückt aufs Gaspedal. Für Manuel Müller und Volker Schneider ist das der Alltag.