Der Bundestrainer geht voller Zuversicht in den Endspurt: Im Kampf um Platz eins werde er am Freitag eine Elf auf den Platz schicken, „die Polen schlägt“. Eine klare Ansage bekommt Draxler. Fußball-Deutschland ist laut Umfrage allerdings sehr skeptisch.

Frankfurt - Mit dem Selbstverständnis des Weltmeisters geht Fußball-Bundestrainer Joachim Löw in die „Spiele der Wahrheit“ gegen Polen und Schottland. „Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die Polen schlägt“, versprach der Bundestrainer vor dem Treffen der deutschen Nationalmannschaft am Montagnachmittag in Frankfurt in einem „Kicker“-Interview.

 

Deutschland steht als Gruppenzweiter (13 Punkte) in den Partien am Freitag in Frankfurt gegen Tabellenführer Polen (14) sowie drei Tage später in Glasgow gegen Verfolger Schottland (11) unter Zugzwang. Löw vertraut seinem von Kapitän Bastian Schweinsteiger angeführten Aufgebot aber total. „Ich kenne viele Spieler meiner Mannschaft schon jahrelang. Ich weiß: Wenn es auf Spiele wie gegen Polen zugeht, sind sie bis in die Haarspitzen motiviert“, sagte Löw in einem ebenfalls am Montag veröffentlichten Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Der Bundestrainer erwartet im neuen Länderspieljahr wieder eine deutliche Leistungssteigerung. Er räumte ein, dass das DFB-Team im Jahr nach dem WM-Triumph in Brasilien „nicht weltmeisterlich gespielt“ habe. Von zehn Länderspielen konnten lediglich fünf gewonnen werden, das Hinspiel in Polen wurde mit 0:2 verloren.

Schweinsteiger und Götze sind gesetzt

Zum Start in die EM-Saison äußerte sich Löw in den Interviews zu zahlreichen Personalien. Schweinsteiger bleibt auch nach seinem Wechsel zu Manchester United der Anführer, obwohl der Kapitän inzwischen 31 Jahre ist und verletzungsanfälliger geworden sei. „Ich brauche ihn nicht in jedem Testspiel, aber ich bin sicher: Wenn es darauf ankommt, ist er immer noch ein Weltklassespieler.“

An Mario Götze lässt Löw im Kreise der Nationalelf ebenfalls keine Zweifel aufkommen. „Mario ist sehr wichtig für uns. Ich vertraue ihm zu 100 Prozent“, sagte Löw im „Kicker“. Verdiente Akteure wie den in die Türkei gewechselten Lukas Podolski lässt der Bundestrainer nicht fallen - zumindest zehn Monate vor dem Start der EM. Es sei jetzt nicht der Zeitpunkt, „endgültige Entscheidungen zu treffen“.

Deutlich mehr erwartet Löw vom 21 Jahre alten Julian Draxler. „Meine Erwartung ist, dass er in diesem Jahr seine Klasse und sein Können ausspielt, und zwar konstant“, erklärte Löw. Für die Partien gegen Polen und Schottland hatte Draxler keine Einladung erhalten.

Nur 13 Prozent glauben an EM-Sieg

Deutschland zweifelt unterdessen an seinen Weltmeistern. Nur 13 Prozent glauben aktuell an den EM-Triumph 2016. Bei allen Zweifeln: Gerade drei Prozent glauben daran, dass die Nationalelf sogar schon in der Qualifikation für die EURO 2016 scheitern könnte. 64 Prozent rechnen mit Platz eins oder zwei und damit dem direkten Ticket nach Frankreich, ohne den Umweg über zwei Playoff-Spiele als Gruppendritter. „Die EM ist für uns ein großes Ziel“, sagte Löw, der „bei allen Planungen“ auch schon die nächste WM 2018 in Russland im Visier hat, „die Mission Titelverteidigung“.

Zum Treffpunkt bei 36 Grad im noblen Teamhotel erschien auch Mesut Özil, der wegen einer Knieblessur zuletzt beim FC Arsenal nicht gespielt hatte. Zusammen mit Kapitän Bastian Schweinsteiger fuhr der Spielmacher zunächst zu einem Werbedreh für DFB-Ausrüster adidas. „Mesut muss jetzt erstmal hier ankommen. Er wird dann von den Ärzten untersucht, wir müssen uns erstmal ein genaues Bild machen“, erklärte der Bundestrainer: „Dann sehen wir, was möglich ist.“

„Wir müssen einfach in der Woche gut arbeiten“, sagte der beim FC Bayern mit fünf Treffern blendend in die Bundesliga-Saison gestartete Thomas Müller, einer von 14 Weltmeistern im Aufgebot. Erst am Dienstag wird Löw seine 23 Akteure erstmals auf den Trainingsplatz bitten. Der einzige Neuling ist Emre Can vom FC Liverpool.