Bürgermeister im Land sollen nach dem Willen der Fraktionsspitzen von Grün-Rot länger im Amt ausharren dürfen. Falsch, meint StZ-Redakteur Reiner Ruf. Man muss auch loslassen können.

Stuttgart - Den Befürwortern einer höheren Altersgrenze für Bürgermeister dient ja gerne Konrad Adenauer als Kronzeuge. Der gelangte mit 73 Jahren ins Amt – und blieb Bundeskanzler, bis er sich mit 87 Jahren – widerwillig, aber unter dankbaren Seufzern seiner Parteifreunde – ganz den Rosen widmete. Adenauer war eine Ausnahmeerscheinung. Dass er als Vorbild für eine Änderung der Kommunalverfassung wenig taugt, erhellt sich an dem Umstand, dass sich für einen Bürgermeister Adenauer auch künftig mit 73 unerbittlich die Altersschranke nach unten senkte.

 

Nach Jahren des Jugendwahns bewegt sich der Zeitgeist nun in die entgegen gesetzte Richtung. Die Alterung der Gesellschaft führt zu einem Mangel an Arbeitskräften und zur Belastung der Rentenkassen respektive der Staatskasse bei den (Wahl-)Beamten. Dennoch gilt es im Fall der Bürgermeister einige dicke Fragezeichen zu setzen: Führt die Anhebung der Altersgrenze nicht dazu, dass Senioren (die deutlich regelmäßiger zur Wahl gehen als die Jungen) bei den Wahlen Senioren im Amt halten? Besteht nicht die Gefahr, dass vor allem die bleiben, die nicht loslassen können? Und verhält es sich nicht so, dass es Kommunen ganz gut tut, wenn nach 20 Jahren oder gar noch mehr ein frischer Wind im Rathaus weht? Kommunalpolitiker verweisen darauf, dass es in der vermeintlich großen Politik auch keine Altersschranken gebe. Nun, dort befinden sich die Amts- und Mandatsträger auch nicht in der vergleichsweise komfortablen Stellung eines Gemeindeoberhaupts mit achtjähriger Amtszeit.