Der baden-württembergische Energieversorger EnBW begründet die Entscheidung, den Strompreis zu erhöhen, mit staatlichen Umlagen.

Stuttgart - Die EnBW erhöht die Strompreise. Vom 1. August an müssen die Kunden 2,6 Prozent mehr für die Kilowattstunde bezahlen, teilte der Energieversorger mit. Von der Entscheidung sind fast alle EnBW-Kunden betroffen – „eine niedrige siebenstellige Kundenzahl“, sagte ein Sprecher. Die Erhöhung gilt für fast alle Tarifangebote des Konzerns. Ausgenommen sind lediglich Verbraucher, die eine Preisbindung mit der EnBW fest terminiert haben. So müsse ein Haushalt mit zwei bis drei Personen und einem Jahresverbrauch von 2900 Kilowattstunden künftig pro Monat 1,75 Euro mehr zahlen.

 

Der Versorger begründet die jetzige Preiserhöhung, nachdem die Preise eineinhalb Jahre konstant blieben, mit „veränderten staatlichen Rahmenbedingungen“. So habe die Bundesregierung eine Umlage neu eingeführt, „mit der die Verbraucher die Entlastung energieintensiver Betriebe von den Netzentgelten mittragen“. Diese NEV-Umlage betrage für Private derzeit 0,18 Cent pro Kilowattstunde. Zudem sei die EEG-Umlage zu Beginn des Jahres auf 4,27 Cent pro Kilowattstunde erhöht worden. Und nicht zuletzt seien auch die staatlich regulierten Netzentgelte auf breiter Front gestiegen.

Bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält man die Erhöhung „auf den ersten Blick für nachvollziehbar“, sagte Energieexperte Eckhard Benner. EnBW habe staatlich geforderte Preisbestandteile weitergegeben, fügte er hinzu. Aus der Mitteilung nicht ersichtlich sei allerdings, inwieweit günstigere Preise etwa bei der Strombeschaffung berücksichtigt wurden. Möglicherweise hätte dann eine Preisanhebung ganz entfallen können. Dem widerspricht der EnBW-Sprecher. Tatsächlich habe der Versorger preisdämpfende Faktoren berücksichtigt, ansonsten wären die Preise stärker gestiegen. Wie hoch die Mehreinnahmen für die EnBW sind, dazu wollte er sich nicht äußern.

Auf Änderungen beim Grundversorgungstarif müssen sich die Gaskunden der EnBW einstellen. Ziel der Neugestaltung sei, den Tarif „deutlich transparenter und verständlicher“ zu machen, steht in der Mitteilung. Zudem soll mit einem Anreiz für Vielverbraucher verbunden sein, Energie zu sparen. Bei rund 70 Prozent der Kunden, die nach dem Grundversorgungstarif beliefert würden, bliebe die Rechnung konstant oder würde leicht sinken, verspricht der EnBW-Sprecher. Allerdings müssen die restlichen 30 Prozent der Kunden, die einen sehr niedrigen oder einen sehr hohen Verbrauch haben, mit höheren Kosten rechnen. Auch auf Haushalte, die den Gasanschluss nur als Reserve haben, kommen zusätzliche Ausgaben zu.

Nach dem jetzt noch gültigen Tarif durchläuft jeder Abnehmer verschiedene Verbrauchszonen. So muss der Gaskunde für die ersten 2160 Kilowattstunden einen anderen Preis als für die nächsten 2160 Kilowattstunden und wieder einen anderem Preis für die folgenden 13 680 Kilowattstunden zahlen (jeweils pro Jahr). Damit sei die jährliche Anrechnung ausgesprochen kompliziert, begründet ein EnBW-Sprecher die Änderung. Dies gelte vor allem dann, wenn auch noch eine Preiserhöhung hinzukomme. Künftig gibt es einen einheitlichen Preis für alle. Der Grundpreis wird deutlich angehoben – auf 96,39 Euro jährlich; derzeit liegt er bei 22,13 Euro im Jahr. Der Arbeitspreis beträgt künftig einheitlich 6,65 Cent pro Kilowattstunde; bisher sank er mit zunehmenden Verbrauch von 10,38 Cent (kleine Menge) auf 6,22 Cent pro Kilowattstunde. Die EnBW rechnet nicht mit zusätzlichen Erlösen durch die Umstellung.