Der Zulieferer SAM Automotive schweigt bisher zu den Vorwürfen der IG Metall. Die Gewerkschaft fordert nicht nur einen höheren Stundenlohn, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen. Die Arbeitnehmervertreter sprechen von teilweise unzumutbaren hygienischen Verhältnissen.

Stuttgart - Zwischen 350 und 400 Beschäftigte des Autozulieferers SAM Automotive sind am Donnerstag nach Angaben der IG Metall in den Warnstreik getreten. Mit der Aktion am Standort Böhmenkirch/Kreis Göppingen wollen sich die Beschäftigten ein höheres Gehalt und einen besseren Arbeitsschutz erstreiten. Die Gewerkschaft kritisiert, dass das Unternehmen, das nicht tarifgebunden ist, einem Teil der Beschäftigten Stundenlöhne von lediglich 9,2 bis 10,5 Euro zahlt. Von SAM Automotive selbst war auch am Donnerstag keine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erhalten.

 

Dafür äußerte sich die IG Metall. Manuel Schäfer, Betriebsbetreuer der Gewerkschaft in Göppingen-Geislingen, sprach davon, dass es im Vorfeld der Aktion zu unschönem Verhalten gekommen sein soll. So sollten Mitarbeiter eingeschüchtert werden, kritisiert er. Führungskräfte hätten etwa mit Abmahnungen gedroht, sollten sich die Beschäftigten an dem Aufruf der IG Metall beteiligen. In seiner Ansprache forderte Schäfer die Geschäftsleitung auf, mit einem Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

IG Metall kritisiert unzumutbare Arbeitsbedingungen

Der IG Metall geht es nicht nur um einen höheren Lohn – teilweise würden Leiharbeiter mehr als die Stammbelegschaft verdienen. Ihr geht es auch darum, dass die teils unzumutbaren Arbeitsbedingungen und hygienischen Verhältnisse verbessert würden. So gebe es zu wenig Duschen und Toiletten. In der Produktion herrschten bei der aktuellen Wetterlage Temperaturen bis zu 35 Grad, so Schäfer. Und ein Trinkwasserspender, der bereits vor einem Jahr zugesagt worden sei, sei immer noch nicht aufgestellt. Zudem würden in der Produktion Absaugvorrichtungen fehlen, um Schmutz- und Metallpartikel aus der Luft zu filtern, die beim Polieren der Zierleisten anfielen. SAM Automotive gehört erst seit Frühjahr 2016 der Münchner Beteiligungsgesellschaft Bregal; die Versäumnisse gehen also auf die Alteigentümer, die Gründer Hans und Ottmar Binder, zurück. Aber die Investoren hätten bei der Übernahme von dem Investitionsbedarf gewusst, so Schäfer.