Der Eierskandal um das Insektizid Fipronil beschert den Hofläden reißenden Absatz. Doch genau das wird für die Betriebe zunehmend zum Problem.

Filder - Eigentlich könnte sich Monika Mayer freuen. Viel mehr Kunden als gewöhnlich würden derzeit auf dem Plieninger Haldenhof Eier kaufen, sagt sie. Eigentlich ist es ihr gar nicht so recht, mit der Zeitung über den reißenden Absatz ihrer Eier mit dem Demeter-Abzeichen zu sprechen. Denn die mit dem Siegel zertifizierte biologisch-dynamische hergestellten Eier reichen jetzt schon kaum mehr für den Bedarf der Stammkunden.

 

Sie sehe täglich neue Gesichter, die Eier kaufen wollen. „Das sind Leute, die wegen dem Fipronilskandal beunruhigt sind.“ Der Demeter-Landwirtschaft trauen die Verbraucher offenbar zu, dass sie mit ihren strikten Regeln für die Hühnerhaltung auch garantiert schadstofffreie Eier produziert. Doch Lebensmittel nach Demeter-Kriterien herzustellen, bedingt eben auch strenge Regeln gerade in Hinsicht auf die Tierhaltung. „Wir können nicht mehr als 300 Hühner halten, weil wir auf genügend Platz für die Tiere achten müssen“, sagt Mayer. So ist der Eiernachschub vom Haldenhof in Zeiten des Fipronilskandals eine heikle Angelegenheit. „Wir haben uns entschieden, Eier zuzukaufen, natürlich von vertrauensvoller Quelle“, sagt sie. Die Demeter-Eier des Haldenhofs würden nun erst einmal der Stammkundschaft verkauft, sagt sie. „Wir hoffen natürlich, dass uns von den neuen Kunden einige erhalten bleiben, aber oft sind solche Skandale leider bald wieder vergessen“, meint die Demeterlandwirtin.

Skandale würden schnell vergessen

Ähnlich geht es auch dem Musberger Landwirt Frank Stäbler. Auch für ihn stellt die wachsende Nachfrage nach Eiern eine Herausforderung dar. Normalerweise sei der Sommer eine Jahreszeit, in der weniger Eier gekauft werden, sagt er. Viele Kunden seines Hofladens seien im Urlaub und die Nachfrage steige erst wieder im September. „Wir stellen uns darauf ein, in dem wir weniger Hühner halten“, sagt er.

Der Skandal um die mit dem Pflanzenschutzmittel Fipronil belasteten Eier aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland hat aber nun die Kalkulation des Betriebes durcheinandergebracht. Den hohen Bedarf zu decken, sei derzeitig nicht leicht: „Es geht gerade so“, sagt Stäbler. Sein Betrieb sei ziemlich knapp an Eiern, sagt er. Die Eierproduktion gehorche nun mal den Gesetzen des freien Marktes, meint Stäbler. Die Landwirte müssten im Voraus planen und dann eben auch damit leben, dass der Markt sich nicht entwickle wie erwartet, erklärt er. Anders ausgedrückt lassen sich Lebensmittelskandale wie der um das Insektizid Fipronil eben nicht vorhersagen.

Produktion gehorcht dem Markt

Dorothea Reyer-Simpfendörfer vom Möhringer Reyerhof hofft, dass die Sorge um Fipronil im Ei zu einem längerfristigen Umdenken bei den Verbrauchern führt. „Die Kunden müssen sich überlegen, wie die billigen Preise bei manchen Lebensmitteln aus der konventionellen Produktion zustande kommen“, sagt sie. Die Hofladenprodukte seien keineswegs ein Luxus, wenn die Folgekosten der Produktion bedacht würden. „Wer bei uns einkauft, weiß, dass er die Lebensmittel beruhigt essen kann“, sagt Reyer-Simpfendörfer.

Ihrer Plieninger Kollegin Monika Mayer fällt ein, wie die Stadt Stuttgart helfen könnte, das Angebot an regionaler Bioware in der Landeshauptstadt zu erhöhen. „Es stehen uns zu wenig Flächen zur Verfügung. Daran muss sich etwas ändern“, fordert sie.