Fast ein Schildbürgerstreich: Die Stadt Heidelberg hatte das Geländer am Philosophenweg erhöht, damit Radler auf dem Panoramaweg nicht gefährdet sind – allerdings ist das Radeln dort verboten. Nun hat die Verwaltung das überhöhte Geländer am Philosophenweg wieder abbauen lassen.

Heidelberg - Da sage noch einer, der Amtsschimmel sei langsam – er kann auch recht flott wieder kehrt machen, wenn er merkt, dass er sich vergaloppiert hat. Das beweisen gerade die Mitarbeiter des Heidelberger Tiefbauamts. Vor einigen Wochen haben sie in einer Art Nacht- und Nebelaktion das bis dato zwar nicht gerade schöne, aber unauffällige Geländer am weltberühmten Philosophenweg auf bis zu 1,5 Meter erhöht und damit die Aussicht der Spaziergänger auf Stadt und Schloss nachhaltig ruiniert.

 

Vor einigen Tagen haben sie nun – gleichfalls ohne große Vorankündigung – mit der Demontage der gerade erst frisch aufgeschweißten Geländerrohre begonnen. „Die Kritik der letzten Wochen hat uns bewusst gemacht, dass wir über das Ziel hinausgeschossen sind“, sagte ein Sprecher. Da müsse man nun auch selbstkritisch genug sein, um einzugestehen, dass man einen Fehler gemacht habe. Im Rathaus hatte man die Erhöhung des Geländers ursprünglich damit begründet, dass das Land die neue, ziemlich genau in Augenhöhe verlaufende Begrenzung für kombinierte Rad- und Gehwege per Verordnung vorschreibe. Das hatte für reichlich Spott gesorgt, weil auf der Promenade des Philosophenwegs das Radfahren ausdrücklich verboten ist und dort auch seit Menschengedenken noch niemand wegen eines zu niedrigen Geländers abgestürzt ist.

Die Stadt räumt ein, zu weit gegangen zu sein

 Gleichwohl hatte die Verwaltung den Standpunkt vertreten, man müsse Vorsorge treffen, um der Verkehrssicherungspflicht zu genügen, weil immer wieder Radler den Weg  verbotenerweise nutzten. Man habe, sagte der Pressesprecher, „eine sehr rechtssichere Lösung“ gewollt – und sei dabei wohl etwas zu weit gegangen. Nach massiver und anhaltender Kritik aus der Bürgerschaft hatten auch mehrere  Stadträte die Wiederherstellung des alten Zustands gefordert.  Der Ausbau des Geländers auf bis zu 155 Zentimeter Augenhöhe sei „eine massive Sichtbehinderung und Verschandelung“, hatte die  SPD bemängelt und geforderte, dass sich der Gemeinderat des Themas annehmen solle. Das wird nun vorerst nicht nötig sein. Oberbürgermeister Eckart Würzner hatte schon bei einem Spaziergang mit dem Verein „Alt-Heidelberg“ kurz vor Pfingsten eingeräumt, die Erhöhung des Geländers sei „etwas vorschnell“ gewesen: „Das wird jetzt zügig korrigiert“, hatte er angekündigt.

Seit Mitte dieser Woche kann man nun den Blick vom vorderen Teil des Wegs bereits wieder uneingeschränkt genießen. Bis zum Ende zum Ende der Pfingstferien sollen– bis auf eine kleine Ausnahme – alle vor Kurzem neu verschweißten Rohre wieder verschwunden sein, verspricht die Pressestelle des Rathauses.