Die Betreiber erwarten zehn Jahre nach der Inbetriebnahme der Solaranlage auf dem Dach des Paracelsus-Gymnasiums Rendite.

Hohenheim - Der Weg zur Solaranlage auf dem Dach führt über eine Leiter. Der Physik- und Mathematiklehrer Jens Maier klettert voraus auf das begrünte Dach der Anlage. In der bereits etwas schwachen Nachmittagssonne schimmern die drei Reihen mit Siliziummodulen matt. Ein Anblick, den Maier normalerweise mit seinen Schülern genießt. „Im Winter produziert die Solaranlage wenig Strom; sie ist in einem Winkel angelegt, damit sie im Sommer besonders viel Sonnenenergie empfängt“, erklärt der Lehrer am Hohenheimer Paracelsus-Gymnasium (PGH).

 

Jens Maier klingt stolz, wenn er von den in der Sonne glänzenden Platten auf dem Dach der Schule spricht. 250 Module – jeweils etwa 0,7 Quadratmeter groß – sind aneinandergereiht auf dem Dach der Schule. Für den Lehrer ist die mittlerweile mehr als zehn Jahre alte Solaranlage eine Erfolgsgeschichte. Nach einem Jahrzehnt sei das Solarkraftwerk nahezu aus den roten Zahlen. „Wir müssen noch einen Privatkredit in Höhe von 5000 Euro zurückzahlen, aber das schaffen wir wohl schon 2015.“

Schulden

Im Jahr 2003, als die 200 Quadratmeter große Anlage auf dem Dach der Schule errichtet wurde, standen die Betreiber zunächst vor einem Schuldenberg. Knapp 150 000 Euro habe der private, aber mit der Schule verbundene Verein PGH-Solar damals in die Anlage investiert, schätzt der Lehrer .

Maier ist seit 2007 der Vorsitzende des Vereins, der inzwischen vor allem aus Lehrern und Eltern besteht. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Deutschlands nationale Förderbank – gab den Hohenheimern damals einen Kredit in Höhe von 100 000 Euro. „Zu günstigen Konditionen“, sagt Maier. Im vergangenen Jahr konnte PGH-Solar den Kredit und damit den größten Teil der Schulden begleichen. Jetzt reiben sich die Anlagenbetreiber die Hände in Erwartung künftiger Gewinne, die nach 2015 erwartet werden.

Der Physiklehrer macht eine einfache Rechnung auf. Rund 10 000 Euro erwirtschaftet die Anlage, die im Jahr ungefähr 25 000 Kilowattstunden produziert, durch Einspeisung von Solarstrom ins Netz. Nachdem sich die Anlage voraussichtlich 2015 vollständig amortisiert haben wird, könnte diese Summe als Gewinn anfallen – zumindest so lange, wie der bisherige Vertrag mit dem Abnehmer Energie Baden-Württemberg (EnBW) gilt.

Vertrag

Drei Jahre nach der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) durch die damalige rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2000 zahlte die EnBW einen großzügigen Preis von 45 Cent pro Kilowattstunde. Der hohe Abnahmepreis machte die 25-Kilowatt-Anlage auf dem Dach des Gymnasiums letztlich rentabel. Der Vertrag mit dem Energiekonzern gelte noch für zehn Jahre, sagt Jens Maier. „Dann werden wir vielleicht nur noch zehn bis zwanzig Cent pro Kilowattstunde bekommen.“

Das würde allerdings immer noch einen Gewinn in vierstelliger Höhe im Jahr ergeben, so lange bis die Anlage kaputt ist. „Die kann aber auch noch in 20 Jahren gut funktionieren“, sagt Maier. Mit dem Geld, das der Verein erwirtschaftet, sollen ökologische Projekte an der Schule gefördert werden. Schon jetzt lässt der Verein der Schule Geld zukommen, obwohl 90 Prozent der von der Solaranlage erwirtschafteten Einnahmen bisher in die Schuldentilgung flossen. So verwenden die Physiklehrer im Unterricht ein Spielzeugauto mit Wasserstoffantrieb. Das habe den Verein 600 Euro gekostet, sagt Jens Maier. „Aber die Schüler lieben es.“

Mit 10 000 Euro im Jahr könne sich die Schule nun manches leisten, was ökologisch sinnvoll, aber jenseits des Budgets sei. „Und das auf lange Sicht“, sagt Maier. Mit Sorge blickt er aber auf die anstehende Dachsanierung. Voraussichtlich im Mai muss die Solaranlage abmontiert werden. Maier hofft, dass sie im Herbst wieder auf das Dach kommt. Dann sind aber die strahlungsintensiven Sommermonate vorbei. Von der Stadt wünscht er sich Hilfe beim Abbau. „Wenn wir das privat bezahlen, wird es eng“, sagt Jens Maier und klingt ein wenig besorgt. Doch die Hoffnung auf Gewinn ist wenigstens in Sicht.