Der Rektor der Uni Hohenheim grübelt, wie man der steigenden Studentenzahl Herr werden kann. Einige Ideen: ein Hörsaalmanager und Telefonhotlines für Studis.

Stuttgart - Noch zerbricht sich Hans-Peter Liebig, der Rektor der Universität Hohenheim, den Kopf darüber, wie man der steigenden Studentenzahl an der Hochschule Herr und vor allem gerecht werden kann: in der Lehre mit Gebäuden, mit der dazu erforderlichen Infrastruktur und mit attraktiven Zusatzangeboten. Daneben wird aber auch an der Organisation und an der Logistik gefeilt. Ein Hörsaalmanager übernimmt seit kurzer Zeit die Zuteilung der Säle, fünf Telefonhotlines stehen täglich zur Beratung von Studieninteressierten zur Verfügung. Außerdem hat die Hochschule ihr Programm Studium 3.0 gestartet, über das den Studierenden individuelle Freiräume geschaffen werden sollen. „Uns geht es nicht nur um Quantität, sondern vor allem um die Steigerung der Qualität“, sagt Florian Klebs, der Sprecher der Universität. Die wurde für die Mitarbeiter und die Studierenden auch schon durch ein elektronisches Bewerbungs- und Meldesystem gesteigert. „Bei uns läuft heute alles online“, sagt Klebs.

 

Gewaltige Herausforderungen

In einem Monat übergibt Liebig aus Altersgründen die Leitung der Universität an Stephan Dabbert. Sein Nachfolger übernehme ein gut bestelltes Haus, aber auch eines, das sich gewaltigen Herausforderungen zu stellen habe, denn die Zeichen stünden weiter auf starkem Wachstum.

Nachdem sich die Zahl der Studierenden seit dem Wintersemester 1999/2000 (4500) bis heute (9200) bereits mehr als verdoppelt hat, wird damit gerechnet, dass schon in Kürze mehr als 10 000 Studenten an der Uni eingeschrieben sein werden – Tendenz steigend. Einerseits wird die Zahl der Studierenden in Hohenheim wegen des doppelten Abiturjahrgangs zum Ende des laufenden Schuljahres deutlich nach oben gehen. Andererseits hat laut Liebig die Gesamtzeit, die die Studierenden an der Uni verbringen, seit der Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen zugenommen. Wie hoch die Übergangsquote vom Bachelor- auf den Masterstudiengang künftig sein wird, sei dabei noch gar nicht abzusehen. Kurz- und mittelfristig rechnet Liebig mit keinem Rückgang der Studentenzahlen. Nicht zuletzt der Andrang aus den neuen Bundesländern werde weiter anhalten, ist er überzeugt. Baden-Württemberg und der Großraum Stuttgart seien nicht nur als Studienort attraktiv, sondern auch wegen der guten Berufsperspektiven. „Die jungen Leute fragen sich, wo bekomme ich in Zukunft einen Job und ziehen bereits zur Ausbildung dorthin“, sagt der Rektor.

Neue Professorenstellen, neue Studiengänge, neuer Hörsaal

Die Uni Hohenheim ist sich der vor ihr liegenden Herausforderungen schon lange bewusst. Gezielt sind in den vergangenen Jahren Konzepte entwickelt worden, um die Zunahme der Studentenzahlen zu verkraften. Durch den seit 2009 laufenden Ausbau des Lehrangebotes wurden 17 neue Professorenstellen geschaffen – zwölf davon sind bereits besetzt –, vier neue beziehungsweise vertiefende Studiengänge eingerichtet, vier weitere aufgestockt. Die Mittel dafür kommen aus dem Landesprogramm 2012 zum Ausbau der Hochschulen und dem vom Bund finanzierten Hochschulpakt 2020. Aus diesen Töpfen fließt auch ein Teil der Mittel, mit denen die Universität bis 2013 die Erweiterung der Mensa und vom kommenden Jahr an den Bau eines neuen Hörsaals mit bis zu 650 Plätzen finanzieren will. Kosten allein für den Hörsaal: 5,5 Millionen Euro.

Weitere Ausbaumaßnahmen sind geplant oder schon projektiert. Stillstand werde es nicht geben, „denn es geht um die Zukunft der jungen Leute“, sagt Liebig . Er ist froh, dass der Zukunftskurs „nach kontroversen Diskussionen“ mehrheitlich von den Entscheidungsgremien getragen wird. Nur rund 20 bis 30 Prozent der Entscheider seien dagegen gewesen. „Alle Gelder ersetzen schließlich nicht die Motivation der Professorenschaft, die ebenfalls da sein muss“, sagt er. Daher habe man das Motto „Gemeinsam wachsen“ zum Jahresthema gemacht. Man sei sich bewusst, die Ziele seien nur Schulterschluss zu erreichen.