Im Nachgang kritisieren etliche Passanten und Besucher das Holi-Festival auf dem Flugfeld in Böblingen. Ein Wirt spricht von Geschäftsschädigung. Polizei und Veranstalter melden kaum Zwischenfälle.

Flugfeld - Drei Tage nach dem Farbspektakel auf dem Festplatz des Flugfeldes (Kreis Böblingen) hagelt es von mehreren Seiten Kritik an der Veranstaltung – nicht zuletzt von einigen Besuchern, die das Festival ernüchtert vorzeitig verlassen haben. Die Veranstaltung, zu der rund 15.000 Besucher überwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist waren, ist die erste größere auf dem neu angelegten Festplatz des Flugfeldes gewesen. Nach dem Vorbild eines indischen Frühlingsfestes hatten, wie berichtet, die Besucher Farbpulver in die Luft geworfen.

 

„Die Situation war kurz vor dem Eskalieren“, sagt Thorald Schatz aus Stuttgart. Der Elektrotechniker erzählt, er habe zwei Stunden in der Schlange an einem Getränkestand verbracht – jedoch ohne etwas zu bekommen. Zeitweise sei das Gedränge so dicht gewesen, dass seine Füße den Boden nicht mehr berührt hätten. Schließlich habe die Feuerwehr die Menge gekühlt. „Die Organisation war unter aller Kanone“, so Schatz. Die Sicherheitskräfte an der Theke hätten keine Hilfe holen können, weil sie keine Funkverbindung gehabt hätten. Schatz sagt, das Gelände sei viel zu voll gewesen. Er ist nicht der einzige, der den Veranstalter Holi Concept GmbH im Internet auf Facebook angeht.

Gaststätte schließt Biergarten

Der Polizei zufolge, die den Zugang vom Bahnhof und auch das Gelände selbst überwachte, ist es aber während der achtstündigen Veranstaltung nicht zu kritischen Situationen gekommen. Verletzte hat es übereinstimmenden Angaben von Vermieter und Polizei zufolge nicht gegeben – beide sagen, fünf Besucher seien wegen Kreislaufproblemen behandelt worden.

Aber auch Jürg Burri, der die Gaststätte Wichtel im Meilenwerk leitet, ist etwas unglücklich. Das Festival sei „geschäftsschädigend“ gewesen, sagt er. Nicht nur, weil die Farbe in seinen Biergarten herüber geweht worden sei und weil sich Gäste über die Musik beschwert hätten. Sondern vor allem, weil die Schlange am Einlass so lang geworden sei, dass etliche Besucher seine Toilette benutzen mussten. Weitere Besucher hätte sich mit eigenen Wodka-Flaschen in seinem Biergarten niedergelassen – bis Burri ihn vorzeitig schloss.

Bewerbung als Platz für Großereignisse

Tatsächlich zieht Georg Sommer, der Geschäftsführer bei der CCBS (Congress Center Böblingen und Sindelfingen), die auch den Festplatz vermarktet, einige Lehren aus der ersten Großveranstaltung. „Für ein Konzert müssen wir uns anders aufstellen“, sagt er – und nächstes Mal nicht nur beim Veranstalter auf mehr Gastronomie auf dem Festareal drängen, sondern auch außerhalb für Getränke und Toiletten sorgen. Die CCBS will den Platz als Veranstaltungsort für Großkonzerte positionieren. Mit dem Festival wollte sie bei skeptischen Konzertanbietern für die Kapazitäten und Möglichkeiten des Platzes werben.

Seine Firma habe sich auf das Böblinger Festival bestmöglich vorbereitet, entgegnet Maxim Derenko vom Veranstalter Holi Concept GmbH. Einen derartigen Ansturm habe man aber nicht vorhersehen können. Als klar wurde, dass die Leute zu lange auf Getränke warten würden, habe man sofort nachgeordert und Getränke gratis ausgeschenkt. Das bestätigt Thorald Schatz. Georg Sommer sagt, die Veranstalter hätten ihre Erfahrungen aus anderen Festivals zugrunde gelegt: „Es zeigt sich aber, dass sich diese nicht eins zu eins übertragen lassen.“ Aus seiner Sicht ist die Feuertaufe trotz aller Probleme gelungen. Und die Holi Concept GmbH zieht angesichts der Wirkung, die ein Wetterumschwung ins Positive haben kann, ebenfalls Konsequenzen auf Facebook: „Nächstes Mal mit 100 Meter mehr Bar und größerem Gelände.“