Die Stadt will 4,2 Hektar im Ortskern umfassend sanieren. Auch ein Ärztehaus ist geplant.

Holzgerlingen - Stattliche Scheunen und alte Geräteschuppen stehen im westlichen Stadtkern von Holzgerlingen, die Wohnhäuser sind in die Jahre gekommen. Sie stammen teilweise aus dem 18. Jahrhundert. Da und dort gibt es große Gemüsegärten, die früher zu den landwirtschaftlichen Anwesen gehörten. Das 4,2 Hektar große Areal zwischen der Garten- und der Tübinger Straße ist nun zum Sanierungsgebiet Stadtmitte West II erklärt worden. Neue Wohnungen sollen entstehen, auch an ein Ärztehaus wird gedacht. „Interessenten gibt es schon einige“, sagt Ioannis Delakos, der städtische Beigeordnete. Gespräche mit Ärzten seien bereits geführt worden.

 

Täglich gehen Anfrage nach Baugrund ein

Für eine noch bessere medizinische Versorgung gebe es in Holzgerlingen durchaus Bedarf, auch die Nachfrage nach bebaubaren Wohngrundstücken sei enorm: „Wir erhalten täglich Anrufe von Leuten, die einen geeigneten Bauplatz suchen“, sagt Delakos. Die Stadt möchte gezielt auf Investoren zugehen. „Wir wollen keine Null-acht-fünfzehn-Planung, wir wollen auf jeden Fall die Lebensqualität in diesem Viertel erhöhen“, unterstreicht Delakos. Es handele sich „um einen sensiblen Bereich“, schließlich prägten die Scheunen, die alten Bauernhäuser und die Gärten bisher das Stadtbild.

Der Bürgermeister Wilfried Dölker plant deshalb einen Ideenwettbewerb und ein Architektenauswahlverfahren. Für die konkrete Neugestaltung will die Stadt neben Planungsbüros auch Investoren ins Boot holen. Gedacht wird auch an einen Einzelhändler, der einen Laden eröffnet. „Das ist eine echte Herausforderung, denn die Planung geht über die städtischen Grundstücke hinaus, die wir bereits erworben haben“, erklärt Delakos. Etwa ein Fünftel dieser Ortsfläche gehört inzwischen der Stadt. Vom Kaufinteresse bei den anderen Grundstücken ausgehend, sei das Risiko gering. Zudem sei die Stadt optimistisch, dass sich an der guten konjunkturellen Lage und der regen Bautätigkeit in Holzgerlingen nicht so schnell etwas ändere.

Der Eigentümer des ehemaligen Gasthofs Lamm ist verschollen

Schließlich geht es auch darum, die privaten Hausbesitzer zu motivieren, ihre Häuser zu renovieren und ihre Anwesen herzurichten. Fast jedes sechste Gebäude in dem Gebiet inklusive der Scheunen steht leer. Ein Problem bereitet das ehemalige Gasthof Lamm. Der Eigentümer sei verschollen, bisher sei die Suche nach ihm erfolglos verlaufen, berichtet Delakos. Auch dieses Gebäude wartet auf die Sanierung. „Doch sind uns da die Hände gebunden“. Privates Eigentum sei nun mal geschützt.

Die Verwaltung legt Wert auf eine umfassende energetische Sanierung der Häuser. Viele Dächer müssen gerichtet, Fenster müssen ausgetauscht werden und zahlreiche Fassaden wärmegedämmt werden. „Bei der Sanierung helfen nicht nur ein bisschen Putz und ein paar Eimer Farbe“, betont Delakos. Man werde genau prüfen, was sich jeder einzelne Hausbesitzer vorgenommen hat. Bezuschusst werden die Renovierungskosten mit bis zu 25 Prozent, maximal werden 25 000 Euro ausbezahlt.

Die Stadt plante bisher mit einem Förderrahmen von 1,2 Millionen Euro. Bereits Anfang vergangenen Jahres erhielt Holzgerlingen einen Zuwendungsbescheid vom Land, das 700 000 Euro beisteuern wird. Laut dem aktuellen Untersuchungsergebnis des Stadtentwicklungsbüros Steg, das jüngst dem Gemeinderat vorgelegt wurde, wird das Geld angesichts des hohen Sanierungsbedarfs allerdings nicht reichen. Die Experten ermittelten nun einen Renovierungsaufwand von 1,7 Millionen Euro – der Förderrahmen wird also wohl noch aufgestockt werden müssen.