Die Stadt hat eine App in Arbeit. An dem Programm für Smartphone-Nutzer will sich auch der Handels- und Gewerbeverein beteiligen. Bislang leisten sich vor allem Touristenziele wie Esslingen oder Ludwigsburg solche mobilen Angebote.

Holzgerlingen - Angesichts der Möglichkeiten kommt Ioannis Delakos schnell ins Fantasieren. Einen Audio-Stadtführer für Holzgerlingen könnte die App möglich machen oder Nachrichten, die an bestimmten Stellen auf dem Bildschirm des Mobiltelefons erscheinen. „Es wäre doch toll, wenn unsere Besucher ohne Aufwand und Anmeldung Informationen über die Stadt erhielten“, schwärmt der Kämmerer. Schon länger plant die Stadtverwaltung deshalb die Entwicklung einer App, wie die Programme für Smartphones bezeichnet werden. Mit dem Handels- und Gewerbeverein gibt es auch noch einen möglichen Partner für das Projekt, und ein Prototyp existiert ebenfalls schon. Doch Ioannis Delakos gibt seinen Visionen klare Grenzen: Die Umsetzung hänge von den Kosten ab, betont der Kämmerer. „Wir sind noch ganz am Anfang.“

 

Keine Entwicklung verpassen

Die Gelegenheit wäre jedenfalls günstig. Die Stadtverwaltung aktualisiert momentan ihren in die Jahre gekommenen Internetauftritt, damit die Webseiten auch auf den mobilen Geräten wie Handys oder Tablets gut aussehen. „Wir wollen die Entwicklungen in diesen Bereichen nicht verpassen“, sagt Ioannis Delakos. Dem Kämmerer geht es darum, dass alle Bürger optimal mit Information versorgt werden. Und die Zahl der Smartphone-Nutzer nehme nicht nur unter jungen Menschen zu. Außerdem sind die Geräte auch für die Verwaltung etwa bei Schadensmeldungen nützlich: Wenn eine Straßenlaterne nicht mehr funktioniert, macht man einfach ein Foto mit seinem Mobiltelefon davon und schickt es ans Rathaus.

Für die Vereine und die Ärzte würde Ioannis Delakos ebenfalls Platz auf der Holzgerlingen-App einräumen. Sehr gelegen kommt außerdem die Initiative des Handels- und Gewerbevereins, der gleichermaßen an einem solchen Angebot arbeitet. In dessen Auftrag ist bereits ein Prototyp entwickelt worden. „Wir wollen innovativ bleiben und schauen, was wir vorantreiben können“, sagt die Vereinsvorsitzende Edeltraud Stribick. Ihr schwebt ein ähnliches Erfolgsprojekt wie das vor rund zehn Jahren eingeführte Holzgerlinger Punktekärtle vor. An dem lokalen Payback-System beteiligen sich mittlerweile 35 Geschäfte und Betriebe. Im vergangenen Jahr haben die 5000 Karteninhaber in Holzgerlingen zusammen drei Millionen Euro ausgegeben und sich damit einen Bonus von 30 000 Euro verschafft. „Wir wollen die Kaufkraft am Ort binden“, erklärt Edeltraud Stribick.

Vorteile für den Händler und den Sportler

Für Björn Schittenhelm ist klar: „Ich muss da mitmachen“, sagt der Apotheker. Mit einer Homepage allein sei es nicht mehr getan, die Menschen würden zunehmend Smartphones und Tablets nutzen und hätten ihre Geräte immer dabei. Sie wollten die jeweils gewünschte Information an Ort und Stelle verfügbar haben, ohne lange suchen zu müssen. Als „digitales Schaufenster“ sieht er die App, mit der die Kunden unter anderem Waren anschauen und reservieren oder Dienstleistungen vorbestellen können. Mit der Push-Funktion würden beispielsweise auch beim Vorbeilaufen an den Geschäften Angebote auf dem Handy landen. Björn Schittenhelm hat sich schon überlegt, ob er sich eine eigene App zulegen soll, „aber die würde kaum jemand herunterladen“. Für den Freien-Wähler-Stadtrat gewinnt das Projekt an Stärke, weil neben Handel und Gewerbe eben auch die Stadtverwaltung und die Vereine dabei sind. Als Abteilungsleiter im Sportverein würde er es begrüßen, wenn jeder Holzgerlinger schnell und einfach erfahren kann, wann das Spiel der ersten Mannschaft angepfiffen wird.

Im Landkreis Böblingen wäre Holzgerlingen die erste Kommunen mit einer eigenen App. „Die ersten Entwürfe sehen gut aus“, sagt der Kämmerer Ioannis Delakos.

Oft angekündigt, selten verwirklicht

Kreis:
Sindelfingen hat im vergangenen Sommer eine App bis zum Jahresende angekündigt – aber nie geliefert: „Wir wollen mit der App einen Mehrwert bieten, das lässt sich allerdings nicht auf die Schnelle umsetzen“, erklärt die Rathaussprecherin Nadine Izquierdo. Immerhin sei die Homepage bereits auf mobile Geräte abgestimmt worden. In Böblingen ist die Verwaltung genau deshalb wieder von der Idee, eine App gestalten zu lassen, abgekommen. Wenn, dann müsse ein solches Angebot zusammen mit dem Stadtmarketing umgesetzt werden, sagt der Stadtsprecher Wolfgang Pfeiffer. In Weil der Stadt ist die vor drei Jahren in Aussicht gestellte App noch immer nicht erschienen: Dort sollte das Programm im Rahmen des Projekts „Lebensqualität“ entwickelt werden. Die Renningen App ist derweil „in Arbeit“, wie es auf der städtischen Homepage heißt.

Region:
Die Stadt Esslingen ist seit 2012 mit ihrer App zu Themen wie Tourismus, Einkaufen und Gastronomie am Start. Ludwigsburg hat die LB-Guide App zu bieten. Die Stuttgart App liefert Nachrichten, Infos zu Sehenswürdigkeiten oder auch Hilfe bei der Suche nach einem freien Parkhaus.