Die Aktiven des Bauherrenprojekts Lichtbau investieren 9,9 Millionen Euro für ein Gebäude mit 31 Wohnungen. Der Baggerbiss ist erfolgt, im Frühjahr 2018 sollen jüngere und ältere Bewohner einziehen. Für sie erfüllt sich ein lang gehegter Traum.

Holzgerlingen - Heidrun Pribil hat sich bereits vor 20 Jahren überlegt, wie sie im Alter leben möchte. Betreutes Wohnen kam für die damalige Verwaltungsmitarbeiterin eines Böblinger Seniorenstifts nicht in Frage, sie wollte

 

mehr Entfaltungsspielräume und nicht nur mit älteren Menschen zusammen sein. Damals gab es bereits Mehrgenerationenhäuser, die sie sich ansah – und sie stieß auf eines in Herrenberg, das vom Architektenbüro Buena Vista Socialarchitecture errichtet wurde. „Es hat mich sofort begeistert“, sagt die 61-Jährige. Vor fünf Jahren bekam sie dann den Kontakt zu einem Bürger, der ein Mehrgenerationenhaus in Holzgerlingen plante. Nun nimmt das Vorhaben Formen an. Zusammen mit ihm und 27 weiteren Investoren können die Aktiven der Bauherrengesellschaft, die von Heidrun Pribil mit gegründet wurde, jetzt zusehen, wie ihr lang gehegter Traum Wirklichkeit wird: Seit wenigen Tagen heben Bagger in Holzgerlingen die Baugrube aus.

Das Gebäude wird in der Hohenzollernstraße 15 unweit des Schönbuch-Gymnasiums errichtet und 31 Wohnungen haben. 29 Käufer sind bereits gefunden, zwei Wohnungen warten noch auf ihre neue Besitzer. Die Pribils haben sich im zweiten Obergeschoss Richtung Osten eine viereinhalb Zimmer-Wohnung mit Balkon ausgesucht, die 106 Quadratmeter hat. Sie verfügt über einen offenen Küchen-, Ess- und Wohnbereich, der etwa die Hälfte der Gesamtfläche hat. „Die ist variabel zu gestalten, so lange es sich nicht um tragende Wände handelt“, erklärt Heidrun Pribil. Die geschätzten Kosten je Quadratmeter Wohnfläche belaufen sich auf rund 3200 Euro. Jeder Bewohner kann einen gemeinsamen Wohnraum nutzen, der hundert Quadratmeter groß und mit einer Küche ausgestattet ist. Zudem gibt es einen Waschsalon und einen Werkraum für alle und dazu noch Tiefgaragenstellplätze, von denen die Pribils einen ihr Eigen nennen können.

Lichtdurchflutetes Atrium

Signifikant in dem 65 Meter langen Baukörper mit den drei Vollgeschossen ist ein 400 Quadratmeter großes Atrium, das durch ein Glasband im Dach lichtdurchflutet ist. „Lichtbau“ nennt sich das gemeinschaftlich Wohnprojekt deshalb, zumal es überall großzügige Glasfassaden besitzt. In dem ökologischen Passivhaus sorgt eine spezielle Lüftungsanlage für angenehmes Wohnklima, die Energie wird vor allem durch eine Solaranlage gewonnen. Im Winter kann zusätzlich mit Pellets geheizt werden. Und natürlich ist das gesamt Gebäude barrierefrei, sodass auch gehbehinderte Menschen überall hingelangen. Im Frühjahr 2018 soll das Mehrgenerationenhaus bezugsfertig sein.

„Um das Grundstück zu kaufen und das Projekt in Angriff zu nehmen, haben wir im September vorigen Jahres eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet“, sagt Heidrun Pribil. 15 Bauherren waren sie damals, 16 Wohnungen waren noch nicht verkauft. Am Tag X gingen sie ins Risiko. „Das war ein Wagnis, wir haben viel Werbung gemacht. Aber das Interesse an den Wohnungen war groß“, resümiert die 61-Jährige, die sich im Ruhestand befindet und derzeit als Stresspräventionsberaterin arbeitet. 940 000 Euro habe das Grundstück gekostet, das die Bauherrengesellschaft der Stadt abkaufte. Der Bau an sich kostet zehn Millionen Euro.

Junge Familien mit Kindern sind gesucht

In die meisten Wohnungen möchten deren Besitzer selbst einziehen. Bisher ist jedoch erst eine Familie darunter mit einem Großvater und einem Enkelkind.

„Diejenigen, die eine Wohnung als Wertanlage erworben haben, sind aber bemüht, junge Familien möglichst mit Kindern als Mieter zu gewinnen“, erklärt Heidrun Pribil, „damit wir eine gute Mischung mit Jung und Alt haben.“

Die Pribils selbst haben keine Kinder. Sie freuen sich auf das gemeinsame Zusammenleben. Es soll auch abwechslungsreich sein. „Und wenn man selbst Hilfe braucht, ist immer jemand da“, stellt sich Heidrun Pribil die Zukunft vor. Ob es um eine Reparatur geht oder einfach darum, dass jemand für einen einkauft. Nachgedacht wird bei den Bauherren noch über eine Gästewohnung, in die eventuell auch eine Pflegerin einziehen könnte.