Jochen Bacher und seine Kaltbluthengste schleppen dort Baumstämme, wo Maschinen nicht weiterkommen. Jetzt hat der Weissacher einen Auftritt bei DMAX.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Weissach im Tal - Ein kurzes Kommando, und Hannes setzt sich in Bewegung. Dass ihm ein 250-Kilo-Baumstamm am Geschirr hängt, scheint den Norikerwallach nicht zu stören. Wie ein Spielzeugauto zieht er den Stamm durch den Wald, über Wurzeln, durch Gebüsche. Wo immer schwere Maschinen nicht weiterkommen – oder nicht hindürfen – kommen Hannes, seine sieben vierbeinigen Kollegen und sein Chef Jochen Bacher zum Einsatz.

 

Die Pferde können Baumstämme mit bis zu 1500 Kilo Gewicht ziehen

Der 48-Jährige aus Weissach im Tal sieht das alte Handwerk des Holzrückens mit dem Pferd wieder im Aufwind. Unter anderem, weil die Abstände zwischen den Gassen, auf denen Vollernter fahren können, sich in den vergangenen Jahren auf 40 Meter vergrößert haben. Die Arme der Maschinen reichen aber nur zehn Meter in den Wald hinein; die Räume dazwischen sind wie gemacht für die Pferde. Die Tiere transportieren die gefällten Stämme zu den Maschinen, die die Bäume entasten und zerlegen. Eine gute Vierteltonne wiegen die meisten Stämme – für kurze Strecken können es bis zu anderthalb Tonnen sein.

Auch beim Fällen an sich helfen die Vierbeiner: „Manchmal ist es für die Pferde leichter, einen angesägten Stamm umzuziehen, als den bereits liegenden Baum ziehen zu müssen“, erklärt Bacher. „Das sieht dann schon spektakulär aus.“ Vielleicht war das der Grund, warum der Fernsehsender DMAX auf ihn aufmerksam geworden ist. Der Sender widmet sich gern typischen Männerthemen wie Extremsport, Mega-Maschinen und Pferdestärken – letztere meist aber eher unter einer Motorhaube.

Bacher sieht sich weniger als „Extrem-Holzfäller“

Ein Filmteam hat Bacher und seine 24 -jährige Frau Sina einen Tag lang begleitet. „Die werden sicher versuchen, das so actionreich wie möglich darzustellen“, meint er. Der Sender kündigt Bacher und seine Berufsgenossen, die in der Serie „Die Abholzer“ vorgestellt werden, als „Extrem-Holzfäller“ an. Bacher ist da bescheidener: „Ob mein Leben wirklich in Extreme zu fassen ist, weiß ich nicht. Wir sind schon eher bodenständig“, meint Bacher. Und ist gespannt, wie der Sender am 27. Juni seine Geschichte erzählen wird.

Für ihre Aufträge sind die Weissacher mit einem Laster unterwegs – das Gefährt ist gleichzeitig Pferdetransporter, Übernachtungsmöglichkeit und Sattelkammer. „So sind wir auch immer bei den Tieren, um sie zu versorgen“, meint Bacher. Er und seine Frau sind Überzeugungstäter. „Wir können heute gutes Holz ernten, weil unsere Vorfahren dafür Sorge getragen haben“, meint Bacher. Moderne Vollernter könnten Holz und Wurzeln Schaden zufügen, der erst in Jahren sichtbar werde. „Schwere Maschinen verdichten auch den Boden, dabei ist der Waldboden ein wichtiger Grundwasserspeicher“, sagt er. Für ihn sind die Pferde mehr als Brauchtumspflege: eine sinnvolle Ergänzung zum High-Tech.

„Ein Pferd spart 70 000 Liter Treibstoff ein“

Momentan hofft Bacher, mit der Stadt Stuttgart ins Geschäft zu kommen: „Die hat große Waldflächen – und ein Problem mit CO2 und Feinstaub. Ein Rückepferd spart im Lauf seines Lebens 70 000 Liter Treibstoff ein.“ Komplett über die Runden kommen die Bachers mit dem Holzrücken noch nicht. Sie züchten auch Bio-Highlandrinder, bieten Garten- und Landschaftsbauarbeiten an oder bearbeiten den Waldboden mit einem von Bacher selbst entwickelten Spezialpflug. Der Norikerwallach Hannes und seine Kollegen dürfen immer wieder auch Hochzeitskutschen ziehen statt Baumstämmen – eine festliche Abwechslung für Bacher und seine vierbeinigen Mitarbeiter.

Das Land fördert das schonende Holzrücken – doch Bachert vermisst Aufträge

Seit dem Jahr 2015 fördert das Land Baden-Württemberg bodenschonende Holzrückeverfahren. Im Jahr 2016 floss insgesamt neun Mal Geld, für insgesamt 29 000 Festmeter Holz zahlte das Land 58 000 Euro. Diese Förderung kommt direkt den Fuhrunternehmern zugute. „Das ist schön und gut“, meint Jochen Bacher, „nur bekommen wir für den Staatswald von Forst  BW leider keine Aufträge. Unsere Auftraggeber sind Gemeinden oder Privatleute bis über die Landesgrenzen hinaus.“ Darin sieht Bacher einen Widerspruch.

Das meint der Minister Peter Hauk zur Kritik:

Der Landesminister für Ländlichen Raum, Peter Hauk, nimmt zu dieser Kritik Stellung. „Der Einsatz von Pferden gehört, neben anderen bodenschonenden Verfahren, ganz klar zu unserer Strategie. Allerdings beschränkt sich der Einsatz von Rückepferden im Wesentlichen auf schwache Durchforstungen ebener und schwach geneigter Lagen. Das Einsatzspektrum des Pferdes im Wald ist sehr begrenzt. Pferde haben in der Waldarbeit eine lange Tradition, die wir gerne pflegen helfen. Dort, wo es vernünftig ist, setzen wir Rückepferde ein“, so Hauk.

Mehr zu Jochen Bacher und seiner Arbeit

Mehr Infos zum Holzrücker Jochen Bacher finden Sie im Internet unter www.kaesbuehlhof.de