Ein Zeuge hat am Freitag vor dem Stuttgarter Landgericht geschildert, wie er im März die Attacken von VfB-Ultras nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC erlebt hat. Zwei weitere Zeugen verweigerten vor Gericht die Aussage.

Stuttgart - Ein 68 Jahre alter Zeuge hat am Freitag vor dem Stuttgarter Landgericht geschildert, wie er am 6. März die Attacken von VfB-Ultras nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC erlebt hat. Zwei weitere Zeugen verweigerten vor Gericht die Aussage, weil die Staatsanwaltschaft wegen der Krawalle nach dem Spielende auch gegen sie ermittelt.

 

Die Anklage wirft – wie berichtet – dem 18 Jahre alten Angeklagten versuchten Totschlag vor. Er soll nach dem Bundesligaspiel im Pulk mit anderen VfB-Ultras zwei Polizisten angegriffen und verletzt haben. Der Student hat bereits gestanden, er habe eine aus einem Parkhaus entwendete Schranke auf einen der beiden Polizeibeamten geworfen.

„Knapp am Kopf vorbei“

„Der Balken wurde mit aller Gewalt mit beiden Händen quer geworfen und flog ganz knapp am Kopf des Polizisten vorbei“, erklärte der 68-Jährige am Freitag vor Gericht. Der vor einem Polizeitransporter stehende Hundeführer habe sich geduckt und eine Hand schützend über seinen Kopf gehalten. Unmittelbar danach habe er dann einen Warnschuss in die Luft abgegeben.

Nach Aussage des Zeugen wurde der Balken gezielt geworfen. „Der Werfer hat einen Treffer in Kauf genommen, dazu stehe ich.“ Die zuvor geworfenen Gegenstände, etwa vier bis fünf Steine, seien hingegen unkontrolliert in Richtung der Beamten und deren Fahrzeug geflogen. „Die Länge könnte hinkommen“, erklärte der 68-Jährige, als ihm von der Vorsitzenden Richterin Cornelie Eßlinger-Graf die sichergestellte Parkhausschranke gezeigt wurde.

„Drecksbullen“ und „Drecksköter“ skandiert

Der 68-Jährige hielt sich während der von ihm als „abstoßend“ bezeichneten Ereignisse auf dem Beifahrersitz eines Wagens auf, der wegen des Tumults auf der Bahnhofstraße in Bad Cannstatt nicht weiterfahren konnte. Die wütende Menge habe „Drecksbullen“ und „Drecksköter“ skandiert, während sich die beiden Hundeführer defensiv verhalten hätten. Vor einer Menge Fußballfans hätten „fünf bis sechs aktive Personen“ von der Straßenmitte aus Flaschen, Feuerzeuge und Steine geworfen. „Die Beamten haben sich nach allen Richtungen verbogen, um den Gegenständen auszuweichen“, erklärte der Zeuge.

Der Prozess wird am 10. November fortgesetzt. Dann soll ein Sachverständiger dem Gericht seine aus zahlreichen Polizeivideos und Zeugenaussagen gewonnenen Erkenntnisse über die Flugbahnen der Wurfgeschosse erläutern.