Eine Spendenübergabe markiert den Startschuss für die Restaurierung der Grabdenkmale. 400 000 Euro stellt die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg in den nächsten Jahr für Maßnahmen zur Verfügung.

S-Mitte - Im Schatten des Max-Kade-Hauses, wenige Schritte vom Grabe Wilhelm Hauffs entfernt, soll es in diesem Juni losgehen, dann schrittweise weiter bis ins Jahr 2020 hinein. Der Hoppenlaufriedhof, der älteste Friedhof der Stadt, erhält eine Frischzellenkur. Genauer: die insgesamt 1674 Grabdenkmäler, die von der fast vier Jahrhunderte langen Geschichte des Ortes zeugen. Mit einer symbolischen Scheckübergabe ist am Mittwoch so etwas wie der Startschuss gefeiert worden.

 

400 000 Euro stellt die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg in den nächsten Jahren für die Restaurierung zur Verfügung. Das Geld stammt aus Mitteln der Glücksspirale, akquiriert hat es die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, deren Vorstandsvorsitzender Rainer Prewo die historische Bedeutung des Friedhofes hervorhebt, genau wie die Toto-Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk. „In einer so hektischen Stadt wie Stuttgart ist der Hoppenlaufriedhof ein Ort der Stille und Kontemplation, an dem man Luft holen und Kraft schöpfen kann.“

Leichte Kritik am Gemeinderat der Stadt

Damit spricht Caspers-Merk vielen Bürgern aus dem Herzen, die mit eigenen Beiträgen für den Kampf gegen den Zerfall der Denkmäler ein Zeichen gesetzt haben. Vor fast genau zwei Jahren startete die Stuttgarter Stadtgruppe des Schwäbischen Heimatbunds eine Spendenaktion zur Rettung des 1626 eröffneten Friedhofs, bereits in der ersten Woche gingen 5000 Euro auf das Konto ein, 30 000 Euro sind seitdem hinzugekommen. Timo John von der Stadtgruppe des Heimatbunds sieht sich längst nicht am Ende seiner Bemühungen, will zum Beispiel Grabsteinpartnerschaften vermitteln: „Ich habe noch viele Ideen.“

Das Gros der insgesamt 1,5 Millionen Euro, die für die Restaurierung und Konservierung eingeplant sind, kommt aber von Bund, Land und Stadt. Letztere sei als Eigentümerin des „Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung“ auch zum Handeln verpflichtet, sagte Ingo Rust, Staatssekretär im baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministerium und Kuratoriumsvorsitzender der Denkmalstiftung. Wie Rainer Prewo übte Rust leichte Kritik am Gemeinderat der Stadt, der erst verzögert und auf sanften Druck hin bereit gewesen war, selbst Geld in die Hand zu nehmen.

Die Stadt will über den Fortgang informieren

„Diese Kritik nehmen wir auf“, sagte Volker Schirner, der Vorsitzende des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, der bei der Veranstaltung sich darüber erfreut zeigte, dass es mit der Sanierung bald losgehen kann. „Die Steinmetze und Konservatoren werden sehr kleinteilig arbeiten, in vernünftigen Portionen“, kündigte er an. In einer Bauhütte will die Stadt über den Fortgang informieren, es soll außerdem Führungen für die Bürger geben.

Zu erfahren gibt es viel über den Friedhof. Mehr als 700 000 Menschen haben nach Angaben von Maurus Baldermann, dem städtischen Denkmalpfleger für die historischen Friedhöfe, auf dem Hoppenlaufriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter viele bekannte Persönlichkeiten. Die Grabdenkmale zeugten von der Kunst und Kreativität ihrer handwerklichen Schöpfer. „Wir haben hier 1600 Unikate“, sagt Baldermann. „Die machen den Friedhof extrem wertvoll.“