Am Sonntag wird die Stuttgarter Hospitalkirche nach eineinhalbjährigem Umbau wiedereröffnet.

Stuttgart - Viel war von der Stuttgarter Hospitalkirche 1945 nicht mehr übrig. Der Chor stand noch und die Südwand des Langhauses, der Rest lag in Schutt und Asche. Zu alter Größe hat die ehemalige Klosterkirche aus dem 15. Jahrhundert dann auch nicht mehr zurückgefunden: Der Wiederaufbau begnügte sich mit dem erhalten gebliebenen Chor und gliederte diesen sakralen Stummel dem modernen evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof ein. Vom Neubau des Ensembles 2014 blieb die Kirche zunächst unberührt: ein in die Jahre gekommener Zeuge der Nachkriegszeit, der neben dem Hospitalhof der Architekten Lederer, Ragnarsdóttir, Oei wenig Ehre einlegte.

 

Jetzt haben die Architekten aber auch diesem Mixtum compositum aus Spätgotik und fünfziger Jahren frisches Leben eingehaucht. Die frühere Düsternis ist einer heiteren Helligkeit gewichen, die sich vor allem der Entfernung der Empore und der Vergrößerung der Fenster auf der Westseite verdankt, wobei die Lichtreflexe der Glaslamellen ein zartes, mit dem Sonnenstand wanderndes Farbenspiel an Decke und Wände zaubern. Aus hellem Holz sind auch die Stühle. Und wie es sich für eine Kirche gehört, befindet sich der Eingang nun wieder in der Mittelachse: Der neue Glasvorbau öffnet den Raum und schafft Transparenz, so dass man schon von außen bis zur gotischen Kreuzigungsgruppe von Hans Seyffer beim Altar durchsehen kann.

Denkmalschutz für die fünfziger Jahre

Ein gewichtiges Wort hatte bei dem Projekt der Denkmalschutz mitzureden. Pietätvoll hielt der die Hand über den unbeholfenen Wiederaufbau des Stuttgarter Architekten Rudolf Lempp, eines Vertreters des konservativen Heimatschutzstils. So durfte der biedere Rustikalputz an den Fassaden nicht abgeschlagen, sondern nur weiß überstrichen werden. Und auch das Lempp’sche Seitenschiff, durch das der Raum eine typologisch falsche Schlagseite bekommen hat, war sakrosankt. Lederer, Ragnarsdóttir, Oei haben ihn dunkelblau gestrichen und so zumindest optisch etwas ausgeblendet. Auch kommen die alten Epitaphe auf dem Blau gut zur Geltung.