Das Hospiz Stuttgart wird modernisiert – dazu kommt ganz neu ein Kinder- und Jugendhospiz. Ende 2017 soll in Stuttgart das erste stationäre Kinder- und Jugendhospiz eröffnet werden. Die Baugenehmigung wird für Frühjahr 2015 erwartet.

Stuttgart - Eines Morgens in einem gesegneten Alter einfach nicht mehr aufzuwachen – das würde sich wohl jeder für das Ende seines Lebens wünschen. Für die meisten Menschen ist die letzte Lebensphase aber lang und intensiv – und eine, die immer mehr organisierter Betreuung bedarf, da die alles regelnde Großfamilie ebenfalls auf dem Rückzug ist. Hospizplätze sind daher nicht nur gefragt, sondern auch ein Gut, das in einer immer älter werdenden Gesellschaft wachsen sollte. Das Hospiz Stuttgart ist daher froh, dass nach der Erteilung der Baugenehmigung von März 2015 an das Erwachsenhospiz an der Stafflenbergstraße modernisiert und umgebaut werden kann.

 

Stationäres Hospiz soll Ende 2017 eröffnen

Parallel dazu laufen aber auch Planungen für ein Projekt, das es so in der Stadt und im Land noch nicht gibt. Ende 2017 soll in Stuttgart das erste stationäre Kinder- und Jugendhospiz eröffnet werden. Die Baugenehmigung wird für Frühjahr 2015 erwartet, im Herbst werden die Arbeiten in der früheren Villa Wittmann an der Diemershaldenstraße beginnen. Der Bedarf an so einer Einrichtung ist groß. Bisher gibt es in ganz Baden-Württemberg nur eine ambulante Begleitung schwerstkranker Kinder.

Ein stationäres Kinderhospiz fehlt aber, obwohl in Baden Württemberg etwa 3000 „lebensverkürzt erkrankte Kinder“ leben, wie die etwas sperrige Sprachregelung lautet. Konkret bedeutet „lebensverkürzt“, dass die jungen Patienten nach heutigem Stand der Wissenschaft keine Chance haben, ihren 18. Geburtstag zu erleben. Sterbebegleitung gehört zwar auch zu den Aufgaben, das Projekt versteht sich aber als viel mehr. „Wir möchten die kranken Kinder und ihre Angehörige ein Stück auf dem Lebensweg begleiten“, sagt dazu die Projektleiterin Elvira Pfleiderer.

Kinderhospiz heißt nicht gleich Sterbebegleitung

Das stationäre Hospiz als eine helle, freundliche Oase zum Durchschnaufen, als ein Ort, an dem Familien wieder gestärkt werden, indem sie bei der Pflege des kleinen Patienten eine gewisse Zeit Hilfe bekommen. Und auch ein Ort, an dem man sich um die oft zwangsläufig benachteiligten Geschwisterkinder kümmern kann. In zwei Appartements können kurzzeitig ganze Familien einziehen, um mit professioneller Hilfe ein wenig zur Ruhe zu kommen und zu sich zu finden. Darüber hinaus will das Hospiz auch eine Stätte sein, in der sich Betroffene austauschen können und wo auch Feste gefeiert werden. Alles, was in dem neuen Domizil passieren soll, ist zunächst ganz gewollt dem Leben zugewandt, obwohl von den 3000 betroffenen Kindern jährlich etwa 350 sterben. Aber es gibt eben auch viele junge Patienten, die sehr lange mit ihrer Krankheit leben können. Elvira Pfleiderer sagt dazu: „Wir wollen den betroffen Eltern klarmachen, dass Kinderhospiz nicht automatisch Sterbebegleitung heißt. Da besteht bei vielen noch eine Hemmschwelle nach dem Motto: Hospiz? Nein, soweit sind wir noch nicht.“

Acht Plätze und zusätzlich zwei Appartements für ganze Familien sollen bis Ende 2017 oberhalb des Eugenplatzes entstehen. Etwa 8,5 Millionen Euro soll der Umbau kosten. Für den Evangelischen Kirchenkreis Stuttgart als Träger eine stolze Summe. Neben 875 000 Euro Eigenmitteln und Darlehen in Höhe von 3,75 Millionen Euro sollen gut 40 Prozent der Kosten (etwa 3,3 Millionen Euro) durch Spenden finanziert werden. „Eine ambitionierte Summe, aber wir haben ja bis Ende 2017 Zeit“, sagt dazu Hermann Beck, der als Kirchenpfleger der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart für die Zahlen zuständig ist.

Bei der Suche nach Spendern wird man sich strecken müssen. Aber ein positiv besetztes Projekt wie dieses, tut sich damit wohl ein wenig leichter als viele andere.