Die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber fordert, das Fachwissen der Eheramtlichen bei der Umwandlung der ehemaligen Gestapo-Zentrale in ein Museum stärker zu berücksichtigen. Das Bündnis fühlt sich bei den Planungen ausgeschlossen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Bei einem Aktionstag hat am Wochenende die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber gefordert, das Anliegen der ehrenamtlichen Helfer bei der Umwandlung der ehemaligen Gestapo-Zentrale in ein Museum stärker zu berücksichtigen. Mehr als 20 lokale Organisationen, darunter die Stolpersteine-Initiative, Homosexuellen-Verbände, der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, die Anstifter sowie KZ-Gedenkstätten aus der Region stellten ihre Arbeit vor. Gerne möchten sie ihre Erfahrungen und Rechercheergebnisse in das Konzept der geplanten Lern- und Gedenkstätte an der Dorotheenstraße einbringen, die bis Mitte 2017 eröffnet werden soll.

 

Forderung nach wirklicher Beteiligung

Doch die Initiative fühlt sich bei den Planungen mittlerweile geradezu ausgeschlossen. „Uns ist eine Beteiligung zugesagt worden. Wir wollen aber eine, die auch diesen Namen verdient“, sagte der Vereinsvorsitzende Harald Stingele. Er habe das Gefühl, dass das Hotel Silber lediglich eine Außenstelle des Hauses der Geschichte werden solle und die Interessen und Vorschläge der Initiative dabei ausgebremst würden. „Es wäre aber fatal und völlig unangebracht, das große Wissen und die vielen Beziehungen der ehrenamtlichen Helfer zu Opfern und deren Angehörigen bei den Planungen und bei der Ausführung nicht zu berücksichtigen“, betonte Stingele.

Wie berichtet, hat sich vor allem die Initiative Lern- und Gedenkstätte dafür eingesetzt, den Abriss der ehemaligen Gestapo-Zentrale an der Dorotheenstraße 10 zu verhindern. Das gesamte Areal sollte umgestaltet werden. Im Jahr 2011 beschloss das Land als Eigentümer den Erhalt des Gebäudes. Seither plant man gemeinsam mit der Stadt und der Initiative Hotel Silber dort unter der Trägerschaft des Hauses der Geschichte einen Lern- und Erinnerungsort.

Letzter Runder Tisch traf sich im Dezember 2013

Der letzte Runde Tisch, an dem sich die Beteiligten auf eine Grobkonzeption einigen sollen, ist indes im Dezember 2013 gewesen. Offenbar steht dieses Papier nun kurz vor der Freigabe. Denn im kommenden Winter soll der Gestaltungswettbewerb für die Lern- und Gedenkstätte ausgeschrieben werden. „Wir befürchten aber, dass uns bereits zugesicherte Zusagen nicht eingehalten werden“, sagte Stingele. Dazu zähle, dass die Gruppe in dem Gebäude in Eigenverantwortung tätig sein dürfe.

Auch die SPD-Stadträtin Judith Vowinkel teilt die Befürchtungen: „Eigenmächtigkeiten, egal von welcher Seite, sollten nicht stattfinden“, sagte Vowinkel. Sie habe das Gefühl, dass die Konzeption zurzeit so gestaltet werden solle, dass das Haus später zwar ein Gedenk-, aber kein Lernort gegen das Vergessen werde. „Bei den Planungen sind größere Transparenz und regelmäßige Treffen notwendig“, so Vowinkel.

Unterstützung von Politikern

Entsprechende Erfahrungen hat Birgit Kipfer bereits gesammelt. Die ehemalige SPD-Landtagsangeordnete aus dem Kreis Böblingen zählt zu den Mitinitiatoren der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailifingen. Dort wurde vor vier Jahren ein solcher Lern- und Gedenkort eröffnet, der auch von Schülern rege angenommen wird.

Kipfer betonte, dass Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Mitbestimmung für junge Leute selbstverständlich seien. „Es ist aber wichtig, dass sie erfahren, wie leicht es ist, aus normalen Menschen Verbrecher zu machen, die den Gedanken der Humanität völlig zur Seite wischen“, sagte Kipfer. Man müsse dafür den Sachverstand all der Initiativen einbringen, in denen hochprofessionelle Arbeit geleistet werde.