Der 22-jährige Hürdenläufer Gregor Traber vom VfB Stuttgart sucht den Vergleich mit Weltklasseleuten, um voranzukommen. In die deutschen Meisterschaften in Nürnberg geht er als Favorit. Dort zählt nur eines: sein erster nationaler Freilufttitel.

Stuttgart - Der Hürdenläufer Gregor Traber vom VfB Stuttgart strotzt vor den Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende im Nürnberger Frankenstadion nur so vor Selbstbewusstsein. „Ich bin in einer super Form, ich werde gewinnen, weil ich der Beste bin“, sagt der 22-jährige Tettnanger. Er weiß aber auch, dass Hürdenrennen nicht selten einen unerwarteten Verlauf nehmen können.

 

2011 war Gregor Traber als Favorit bei den Junioren-Europameisterschaften angereist und musste nach einem Fehlstart mit leeren Händen abreisen. Und im Finale der Deutschen Meisterschaften 2012 in Wattenscheid musste Traber in Führung liegend nach einem Sturz wenige Meter vor dem Ziel alle seine Titelhoffnungen begraben. „Die Konkurrenten sind da, ich weiß“, sagt der 1,90 Meter große Leichtathlet.

Die WM-Norm hat Gregor Traber bereits geknackt

Mit 13,42 Sekunden führt er die deutsche Bestenliste über 110 Meter Hürden an und hat damit bereits Anfang Mai in Clermont (USA) auch die Norm für die Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August) unterboten. Alexander John (SC DHfK Leipzig) und Matthias Bühler (LG Offenburg) dürften in Nürnberg seine schärfsten Rivalen um den Titel sein. Zweimal war Traber, der die zehn Hürden mit extrem hoher Aggressivität angeht, bereits Deutscher Hallenmeister und lieferte 2014 als Fünfter der Hallen-WM in Polen auf internationaler Bühne ein gutes Ergebnis ab. Jetzt will er endlich auch seinen ersten Freilufttitel gewinnen.

„Ich muss raus aus der Komfortzone“, sagt Traber. Was zeigt: er legt hohe Maßstäbe an sich an. So suchte er in der laufenden Saison nicht die nationale Konkurrenz, sondern startete gegen die Weltklasseleute in Paris, Luzern und Mailand. „Dort stand ich neben dem Olympiasieger Dayron Robles, und von dem kann ich Vieles lernen“, sagt der Betriebswirtschaftsstudent.

Sein Sport ist für Gregor Traber Disziplin und Philosophie zugleich. „Hürdenlaufen heißt für mich mit hoher Geschwindigkeit und Risiko, mit großer Präzision und Eleganz über die zehn Hürden zu laufen“, sagt Traber zum Reiz des Hindernisüberquerens. Im Training heißt dies immer wieder zu sprinten, am Rhythmus und an der Technik feilen. Hürdenlaufen heißt für ihn aber auch Hindernisse neben der Kunststoffbahn überwinden.

„Traber ist der talentierteste weiße Hürdensprinter“

„Traber ist der talentierteste weiße Hürdensprinter“ hat Patrick Magyar, langjähriger Meeting-Chef von „Weltklasse Zürich“, vor Jahresfrist festgestellt. Um dieser hohen Einschätzung gerecht zu werden, hat Traber einiges umgestellt. Er hat Ende 2014 Tübingen nach einigen Irritationen verlassen („Ich hatte dort kein Angebot mehr bekommen“) und wechselte einige Kilometer Neckar abwärts zum VfB Stuttgart. „Dort bin ich willkommen“, sagt Traber. Er fühlt sich wohl und erhält auch von dem VfB-Abteilungsleiter Dieter Göggel größten Zuspruch. „Gregor Traber ist für uns eine große Nummer, ein sportliches Highlight“, sagt Göggel. Der nationale Titel für Traber wäre der erste für die VfB-Leichtathleten seit dem Sieg der Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum vor zwölf Jahren.

Nürnberg soll für Traber aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu höheren Weihen sein. „Mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro“, sagt er. 2012 hatte er die Spiele von London um den Wimpernschlag einer Hundertstelsekunde verpasst. Bei der bevorstehenden WM in Peking möchte er ins Halbfinale vorstoßen.

Auf dem Weg zu diesen Zielen werden eine Menge Hürden zu überwinden sein. Am Feinschliff für die Deutschen Meisterschaften hat er bei vier Trainingslagern gearbeitet: in Südafrika, Lanzarote, Korsika und in den USA. In etwas mehr als 13 Sekunden will der selbstbewusste 22-Jährige sich für den Aufwand belohnen.