Christoph Donauer studiert an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Für eine multimediale Reportage reiste er zusammen mit einem Kommilitonen zu Flüchtlingen auf die griechische Insel Lesbos. Nun wurden die Studenten für ihre Arbeit ausgezeichnet.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Stuttgart - Als Christoph Donauer und Choi Wun Ting Martin Ende November vergangenen Jahres nach Griechenland aufbrachen, wussten sie nicht, was sie erwarten würde. Und sie hätten nie gedacht, dass die Multimediale Reportage, die bei diesem Besuch entstand, mit dem Human Rights Press Award 2017 ausgezeichnet werden würde. Umso größer ist die Freude bei den beiden Studenten: „Das ist richtig cool“, sagt Donauer, der an der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) im siebten Semester Crossmedia-Redaktion studiert.

 

Im Rahmen seines Auslandssemesters an der Dänischen Schule für Medien und Journalismus Aarhus sollte er eine multimediale Reportage erarbeiten, die sich mit einem Problem in Europa befasst. „Da sind wir schnell bei der Flüchtlingskrise gelandet. Die Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos sind aus der aktuellen Berichterstattung weitgehend verschwunden. Wir haben uns gefragt, wie es heute dort aussieht und was Frontex da macht“, erzählt Donauer.

Abflug auf gut Glück

Gemeinsam mit Choi Wun Ting Martin, einem Auslandsstudenten aus Hongkong, flog er nach Griechenland – auf gut Glück, denn Absprachen im Vorfeld gestalteten sich schwierig. „Es war sehr unsicher, ob wirklich klappt, was wir uns vorgestellt hatten“, sagt der 23-Jährige rückblickend. „Aber vor Ort lief es gut. Auch wenn es ganz anders ist, als man sich das vorstellt – es ist völlig ohne Ordnung.“ Die Studenten kamen mit Aktivisten der Gruppe „No border kitchen“ in Kontakt, die die Flüchtlinge mit Essen versorgen. Auch mit Beamten der Grenzschutzorganisation Frontex führten sie Gespräche.

Die Flüchtlingslager selbst durften sie nicht betreten – gelangten aber quasi aus Versehen trotzdem hinein: „Als wir Moria von außen fotografierten, hat uns ein Polizeibeamter sofort darauf aufmerksam gemacht, dass Fotografieren hier verboten ist. Er hat uns zu seinem Vorgesetzten mitgenommen, der im Camp war. Da konnten wir dann einige Blicke erhaschen. Die Zelte stehen dicht an dicht“, berichtet Donauer.

Ratlosigkeit und Resignation

Kontakt zu Flüchtlingen fanden die jungen Männer aber auch außerhalb der Camps. „Es gibt viele Menschen, die lieber auf der Straße leben, weil sie nicht in den Flüchtlingslagern sein wollen. Sie schlafen draußen, auch wenn es nur um die acht Grad hat.“ Ratlosigkeit und Resignation prägen das Leben vieler der Gestrandeten. Donauer erinnert sich an einen ehemaligen Chirurgen aus Syrien: „Er sitzt auf dieser Insel ohne Perspektive. Jahre seines Lebens verschwendet er damit, darauf zu warten, dass sein Antrag auf Asyl bearbeitet wird.“ Beschäftigt hat den Studenten auch das Verhalten eines älteren Mannes auf Krücken, der im Haus von „No border kitchen“ essen wollte. „Als er Martin und mich gesehen hat, wollte er uns seine einzige Mahlzeit anbieten“, sagt Donauer.

Aus den vielen Schicksalen und Erzählungen ist schließlich die Multimedia-Reportage „Seeking refuge in Lesvos“ geworden – und ein arbeitsintensiver Aufenthalt in Griechenland. „Abends haben wir Texte geschrieben, Interviews transkribiert und Fotos gesichtet. Als wir wieder in Dänemark waren, blieben uns noch zwei Tage, dann musste alles fertig sein“, sagt der 23-Jährige.

Der Aufwand hat sich gelohnt: In der Kategorie „English University Broadcast“ haben Donauer und Choi Wun Ting den Human Rights Press Award erhalten, der unter anderem von Amnesty International Hong Kong vergeben wird. Hier geht es zur Reportage.