Markus Fischer aus Rommelshausen setzt auf Erdhummeln als Bestäuber seiner Tomaten und Auberginen. Rund 16 bis 18 Völker hat er pro Jahr. Ein Volk im Karton kostet etwa 50 Euro.

Rommelshausen - Mit einem tiefen Brummen schweben die tierischen Helfer von Markus Fischer von Tomatenblüte zu Tomatenblüte. Mehrere Hundert Dunkle Erdhummeln verrichten in den Gewächshäusern des Gemüseanbauers höchst wichtige Tätigkeiten. „Ganz ohne Bestäubung hätten wir eine Ertragsminderung von schätzungsweise 80 Prozent“, sagt der Diplomingenieur der Fachrichtung Gartenbau, schließlich dringen in Glashäuser kaum Bestäuber von außen ein.

 

Was früher mit dem Triller, einem vibrierenden Doppelstab, von Hand erledigt wurde, ist jetzt das Tagewerk der Hummeln. Seit Markus Fischer im Jahr 2000 zusätzlich zu seinen 19 Hektar Freilandanbau auch unter Glas und in Folientunneln Tomaten, Auberginen Gurken und Paprika sprießen lässt, kommen die Sechsbeiner zum Einsatz. „Im Moment haben wir vier Völker“, sagt der 42-Jährige. Spezialisierte Züchter liefern Bombus terrestris, wie die Dunkle Erdhummel auf lateinisch heißt, in einem schuhkartonartigen Behälter an. Darin befinden sich die Arbeiterinnen und die Königin samt ihrem Nestbau sowie einer als Nahrung dienenden Zuckerlösung.

Ein Kunststoffschieber verhindert während des Transports die Flucht der Insekten

Ein Kunststoffschieber verhindert während des Transports die Flucht der Insekten. Einmal bei Markus Fischer angekommen, wandern die Kartons in einen vor Gießwasser und zu viel Hitze schützenden Holzkasten. Für zwei bis drei Stunden muss der Herr der Hummeln dann die Lüftungsklappen seiner Gewächshäuser schließen. Danach haben sich seine Insekten eingeflogen und bleiben ihrer neuen Heimat treu. Schließlich finden sie hier genügend Pollen, was als Eiweißnahrung für die Aufzucht der Brut notwendig ist. Nur im Frühjahr lassen sich einige von ihnen durch blühende Apfelbäume ins Freie locken.

Markus Fischer setzt Hummeln ausschließlich bei Tomaten und Auberginen ein. Die Vorteile gegenüber Honigbienen als Bestäuberalternative sind vielfältig. „Man nimmt Hummeln, weil der Pollen von Tomaten eine relativ schlechte Qualität hat“, sagt der Mann aus Rommelshausen. Dadurch ist er für Honigbienen als Nahrung wenig attraktiv. Hummeln können sich zudem unter Glas besser orientieren und in ihrem dichten Pelz verfangen sich mehr Pollenkörner, als bei ihren Verwandten. Außerdem vibriert die Hummel und löst so den Pollen besser von der Blüte.

Bei Erdhummeln überlebt nur die begattete Königin den Winter

Auf Obstplantagen im Freiland kommen jedoch meist die im Remstal noch zahlreichen Honigbienen zum Einsatz. Sie überwintern in Volksstärke und stehen deswegen schon im zeitigen Frühjahr in großer Zahl kostenlos bereit. Bei Erdhummeln dagegen überlebt nur die begattete Königin den Winter, Drohnen und Arbeiterinnen sehen keinen zweiten Frühling.

Diesen Lebensrhythmus bekommt auch Markus Fischer zu spüren: „Nach zwei bis drei Monaten sterben die Hummeln ab.“ Auf dem Höhepunkt der Volksentwicklung schlüpfen nur noch junge Königinnen und männliche Drohnen. Die in Ehren ergraute alte Königin stirbt, obwohl die schwarz-gelb-weiß gestreiften Tiere gute Lebensbedingungen haben.

Markus Fischer ergänzt seinen Hummelbestand regelmäßig

Deswegen ergänzt Markus Fischer seinen Hummelbestand regelmäßig: „Wir haben 16 bis 18 Völker pro Jahr. Etwa 50 Euro kostet ein Volk im Karton.“ Eine ganze Reihe von Betrieben sind auf die Zucht von Bestäubungsinsekten, aber auch von anderen Nützlingen spezialisiert. Markus Fischer setzt unter anderem Schlupfwespen gegen die Weiße Fliege ein oder Raubmilben gegen Thripse. „Das funktioniert besser als der chemische Pflanzenschutz“, sagt der Gartenbauer und ist froh darüber, denn das Spritzen der im Sommer übermannshohen Tomatenpflanzen im heißen Gewächshaus ist ein echter Knochenjob.

Die Nützlinge können bereits vorbeugend verteilt werden und dank seiner Insekten sowie computergesteuerter Klimatisierung kann Markus Fischer fast vollständig auf Pflanzenschutzmittel verzichten. „Die Erfahrungen sind sehr gut“, sagt er über die Erdhummeln, obwohl er schon von mehreren Stichen in Ohr und Daumen gepeinigt wurde.

Kleine braune Bissmarken zeugen von den Besuchen der kleinen Insekten

Weil Hummeln aber verglichen mit Honigbienen oder gar Wespen als sanftmütiger gelten, halten sich solche Vorfälle mit Stichen zum Glück in Grenzen. Regelmäßige Spuren hinterlassen die Hummeln dagegen an den gelben Tomatenblüten. Kleine braune Bissmarken zeugen von den Besuchen der tief brummenden Helfer von Markus Fischer.