Der Besuchshund-Azubi Maxi hat ein zweites Ausbildungswochenende absolviert. Anstrengend war es für den Zwergschnauzer und dessen Besitzerin.

Sonnenberg - Prüfungsangst kennt Maxi nicht. Der eineinhalbjährige Zwergschnauzer, der im Verein Rettungs-und Therapiehunde Filder gerade eine Ausbildung zum Besuchshund absolviert, ist am Samstagnachmittag quietschfidel und freudig gespannt, was sein Frauchen gleich mit ihm macht. Die Aufgabe, sich von einem Fremden wie bei einer tierärztlichen Untersuchung gelassen abtasten zu lassen, steht an. Maxis Hundeführerin ist nicht souverän – im Gegenteil: Prüfungen, auch nur simulierte, lösen Schweißausbrüche und Panik aus. Leider überträgt sich das sofort auf den kleinen Azubi. Die Aufgabe misslingt.

 

„Hunde empfinden ähnlich wie Menschen Stress“, erklärt die Ausbildungsleiterin Sabine Kubinski. Hinzu kommt, dass Hunde perfekt „mitfühlen“. Eine Eigenschaft, die sie für ihre anspruchsvolle Arbeit in Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen oder Kindergärten auch brauchen. Ein Hund wertet nicht, ob jemand schwach, langsam oder eingeschränkt ist – er schenkt einfach Zuneigung, wo sie benötigt wird. Und wenn Frauchen Stress empfindet, irritiert das den Hund.

Positiver Stress wird benötigt, um zu lernen

„Jeder Einsatz bedeutet auch Stress für den Hund“, sagt Kubinski. Eine neue Umgebung, fremde Gerüche, ungewohnte Geräusche. Die Aufgabe des Hundeführers sei aber, die Belastung auf ein Minimum zu reduzieren und in jeder Situation souverän zu bleiben, im Zweifel den Stress zu entschärfen, damit der Hund eine verlässliche Konstante hat. Schließlich sei nicht jeder Druck ein negativer. „Positiver Stress wird benötigt, um zu lernen“, sagt die Ausbildungsleiterin.

Während Menschen zum Beispiel feuchte Hände bekommen, äußert sich Maxis Stress in einer schnelleren Atmung, Kopf abwenden und Zurückweichen. Andere Hunde gähnen oder blinzeln verstärkt. „Der Hundeführer muss seinen Hund gut kennen, um rechtzeitig einzugreifen“, sagt Kubinski. Nachdem die erste simulierte Prüfungsrunde schief gelaufen ist, darf Maxi erst mal ins Grüne. Eine Runde rennen tut dem Hund und der Hundeführerin gut. Zurück im Übungsraum bemüht sich auch das Frauchen um Souveränität. Alle 14 Prüfungsaufgaben werden durchgespielt. Mit dabei: bedrängendes Streicheln im Liegen, Verharren im Sitz, auch wenn die Helferin mit Krücken vor der Hundenase fuchtelt, oder auch das Aushalten von lautem Klatschen und Geschrei. „Das war doch jetzt ganz gut“, sagt Sabine Kubinski abschließend. Um die echte Prüfung Anfang September zu bestehen, müssen aber Mensch und Hund noch Hausaufgaben machen. Damit nicht nur Maxi keine Prüfungsangst hat, sondern auch sein Frauchen.