Sommer, Sonne, Hitze - die Hundstage stehen vor der Tür. In Stuttgart scheinen sie sogar einen Tag früher zu beginnen - am Mittwoch kletterten die Temperaturen auf bis zu 34 Grad. Mit Vierbeinern haben die Hundstage allerdings nichts zu tun. Ihren Namen verdankt die Hitzeperiode einem Stern.

Stuttgart - Die Hundstage haben begonnen. So wird laut Kalender der Zeitraum vom 23. Juli bis zum 23. August genannt, in den die meisten heißen Tage eines Jahres in Mitteleuropa fallen.

 

"Eigentlich starten in Stuttgart die Hundstage schon heute", schmunzelt Paul Dilger, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart am Mittwoch. In Stuttgart sei es mit 32 Grad bereits richtig heiß - und die Temperaturen könnten im Lauf des Tages auf bis zu 34 Grad klettern. Eine Wetterprognose für die nächsten vier Wochen bis zum Ende der Hundstage am 23. August will der Wetter-Experte jedoch nicht geben: "Das ist Kaffeesatz-Leserei."

Sommer in Stuttgart - alles, was man wissen muss

Ab morgen sei in Stuttgart jedoch mit deutlich tieferen Temperaturen zu rechnen. Der Freitag wird in den kommenden Tagen mit bis zu 29 Grad der wärmste Tag. Schon am Wochenende pendeln sich die Temperaturen bei moderaten Werten um die 25 Grad ein.

Mit Vierbeinern, die sich bei Hitze mit heraushängender Zunge in den Schatten verkriechen, haben die Hundstage übrigens nichts zu tun. Woher die sommerliche Hitzeperiode ihren Namen hat, warum die Hundstage in zehntausend Jahren in den Winter fallen und ob in der Bauernregel, "Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird's bleiben, bis er untergeht" ein meteorologisches Körnchen Wahrheit steckt, lesen Sie hier.

Wie die Hundstage zu ihrem Namen kamen

Der Begriff Hundstage geht bis auf das alte Ägypten im zweiten Jahrtausend vor Christus zurück. Dort tauchte Ende Juli erstmals wieder der Hundsstern Sirius, der hellste Himmelskörper im Sternbild Großer Hund, zusammen mit der Sonne am Morgenhimmel auf. Da die Rückkehr des Hundssterns mit Tagen großer Sommerhitze zusammenfiel, vermuteten die alten Ägypter einen Zusammenhang zwischen dem astronomischen Ereignis am Himmel und der Wetterlage - und machten den Hundsstern Sirius für die Hitze verantwortlich.

Dieser Mythos wurde von den alten Griechen übernommen. So entstand aus einem antiken Irrglauben der umgangssprachliche Begriff Hundstage.

Warum die Hundstage einen Monat lang dauern

Da vom ersten Auftauchen des Hundssterns Sirius am Morgenhimmel gegen Ende Juli bis zum vollständigen Erscheinen aller Sterne des Sternbilds Großer Hund etwa 30 bis 31 Tage vergingen, dauerten die Hundstage rund einen Monat lang.

Doch seit der Zeit der Pharaonen hat sich im Lauf der Jahrtausende durch die Eigenbewegungen der Sterne und die Richtungsänderung der Erdachse das erste Erscheinen des Sirius um etwa vier Wochen nach hinten verschoben. Heute steht der Hundsstern nicht mehr zeitgleich mit den nach ihm benannten Hundstagen vom 23. Juli bis zum 23. August am Himmel, sondern erst ab Ende August. Astronomen haben ausgerechnet, dass die jährliche Rückkehr des Hundssterns an den Morgenhimmel in zehntausend Jahren sogar erst im Januar stattfinden wird - damit fielen die Hundstage aus Sicht der Sternenforscher in den Winter.

Wetterregeln und ihr Wahrheitsgehalt

"Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird's bleiben, bis er untergeht", verkündet eine Bauernregel. Eine andere besagt: "Wie die Hundstage eingehen (23. Juli), so gehen sie aus (24. August)." "Wenn das so wäre, könnten wir Meteorologen für die nächsten vier Wochen getrost in den Sommerurlaub fahren", schmunzelt Paul Dilger, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. "Das Wetter ist ein so komplexes Phänomen, dem kommt man mit so einer schlichten Regel nicht bei." 2014 sei der Juli in Stuttgart schön gewesen, der August allerdings bescheiden.

Erfahrungen zufolge liegt während der Hundstage jedoch meist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, das hohe Temperaturen mit sich bringt. Dass das Wetter aber nicht immer mit den überlieferten Regeln übereinstimmt, zeigen auch die Statistiken der Meteorologen. Denn ausgerechnet für die Kernzeit der Hundstage vom 28. Juli bis zum 7. August registrierten sie in Mitteleuropa häufig unbeständige Wetterlagen.

Warum unter dem Hundsstern Unglück drohte

Während der Aufgang des Sirius im alten Ägypten noch die segensreiche Nilschwemme ankündigte, die den Menschen das Überleben sicherte, sahen es spätere Kulturen als Unglückszeichen, wenn der Hundsstern am Himmel stand. Die alten Griechen fürchteten Gallenkrankheiten und die Germanen sollen nicht im Freien gebadet haben - aus Angst, das Wasser könnte giftig sein.

Erklären lässt sich mancher Aberglaube rund um die Hundstage mit der Tatsache, dass die Menschen schon früh erkannten, dass während der Hitze im Wasser auch Gefahren lauerten - sei es durch Baden im erhitzten Zustand oder das Trinken von zu kaltem oder verkeimtem Wasser.