Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde zieht der Monstersturm Richtung Florida - und verliert kaum an Kraft. Britische, französische und niederländische Überseegebiete werden direkt getroffen. Mindestens sechs Menschen sterben.

San Juan - Der Hurrikan „Irma“ hat mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde Tod und Verwüstung über nordostkaribische Inseln gebracht. Mindestens sechs Menschen kamen bis Donnerstag auf Anguilla, Barbuda und Saint Martin ums Leben, Tausende wurden obdachlos. Ersten Meldungen zufolge blieb in einigen Regionen fast kein Stein auf dem anderen und die gesamte Vegetation wurde hinweggefegt. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sprach von einem Sturm „epischer Dimensionen“.

 

Rutte rief die Niederländer zu Spenden für die Hurrikan-Opfer auf Sint Maarten auf. Nach einem Treffen des Krisenstabs seiner Regierung sagte er am Donnerstag, genaue Schadensmeldungen lägen noch gar nicht vor - es habe aber „Zerstörung von Infrastruktur, Häusern und Geschäften im großen Umfang“ gegeben. Ob auch Tote und Verletzte zu beklagen sind, konnte Rutte noch nicht sagen.

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Die französische Regierung meldete vom ihrem Teil der Insel, Saint Martin, mindestens vier Tote. Sie korrigierte frühere Angaben, es habe acht Tote gegeben. 50 Menschen seien verletzt worden und die Zahl der Opfer vor allem in Saint Martin und der südöstlich davon gelegenen Insel Saint Barthélemy könne noch steigen, da Rettungsteams noch nicht alle Winkel der Inseln erreicht hätten, hieß es.

„Es ist eine Tragödie, wir werden beide Inseln wiederaufbauen müssen“, sagte Innenminister Gérard Collomb. Präsident Emmanuel Macron sagte bei einem Besuch in Athen, er werde die Katastrophengebiete besuchen, „sobald es das Wetter erlaubt“. Er habe an seinem Griechenlandbesuch festgehalten, weil die Überseegebiete derzeit nicht erreichbar seien.

Der Ministerpräsident der britischen Überseegebiete Antigua und Barbuda, Gaston Browne, sagte, auf Anguilla sei fast jedes Gebäude beschädigt worden. Ein zweijähriges Kind sei auf Barbuda ums Leben gekommen, als seine Familie sich vor dem Hurrikan in Sicherheit bringen wollte. Ein weiterer Mensch kam auf Anguilla ums Leben. „Es ist eine entsetzliche Situation“, sagte Browne. Rund 60 Prozent der 1400 Bewohner seien nun ohne Obdach.

Erheblichen Schäden auf den Jungferninseln

„Irma“ zog nach Angaben des US-Hurrikanzentrums von den ostkaribischen Inseln westwärts. In Puerto Rico sorgten ihre Regenausläufer für Stromausfälle, 900 000 Menschen waren nach amtlichen Angaben betroffen. Der Sturm, der sich nur wenig auf Windgeschwindigkeiten bis zu 285 Kilometer pro Stunde abschwächte, verschonte die Insel aber.

Dafür richtete er nach Angaben der britischen Katastrohenschutzbehörde auf den Britischen Jungferninseln erhebliche Schäden an, traf außerdem Montserrat bei Antigua und die Turks- und Caicos-Inseln nördlich der Dominikanischen Republik. Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) befand sich „Irma“ 150 Kilometer nördlich von Punta Cana in der Dominikanischen Republik und zog gut 30 Kilometer pro Stunde west-nordwestlich weiter zur haitianischen Küste.

„Irma“ könnte auf diesem Kurs im Laufe des Sonntags auf den US-Staat Florida treffen. Die Bewohner von Teilen der Region Miami wurden angewiesen, ihre Häuser zu verlassen. Die Bürgermeister von Miami-Dade und Broward ordneten Evakuierungen von Barriereinseln und tief liegenden Teilen des Festlandes an.

„Dies könnte locker der teuerste Sturm in der Geschichte der USA sein, was viel aussagt im Hinblick darauf, was vor zwei Wochen geschah“, sagte der Hurrikanforscher Brian McNoldy von der Universität Miami. Ende August hatte der Sturm „Harvey“ Teile von Texas verwüstet.