Die saudischen Luftangriffe zeigen wenig Wirkung. Die schiitischen Aufständischen lassen sich scheinbar nicht stoppen. Der Iran hilft ihnen mit Geld und Waffen. Dessen Oberster Führer wirft den Saudis Völkermord vor.

Atak - Die schiitischen Huthi-Rebellen haben die südjemenitische Stadt Atak und die umliegenden Ölfelder unter ihre Kontrolle gebracht. Der Vorstoß erfolgte trotz saudischer Luftangriffe gegen die Huthis, berichteten Augenzeugen. Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, dessen Land die Huthis unterstützt, bezeichnete das militärische Eingreifen der Saudis am Donnerstag als „Fehler“. Dem Herrscherhaus in Riad warf er wegen der Tötung von Zivilisten „Völkermord“ vor. Die Saudis verhielten sich wie Israel im Gazastreifen. Irans Präsident Hassan Ruhani prophezeite dem saudischen Königshaus ein ähnliches Schicksal wie dem irakischen Diktator Saddam Hussein. Der war 2003 gestürzt und 2006 hingerichtet worden.

 

Bei ihrem Vordringen auf Atak stießen die Rebellen laut den Berichten auf keinen Widerstand. Die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt der Provinz Schabwa waren dem 2012 abgetretenen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Salih treu geblieben. Salih-treue Armee-Verbände dürften landesweit für die militärischen Erfolge der Huthis ausschlaggebend sein. Mit der Eroberung von Atak vermochten die aus dem Norden stammenden Rebellen ihre Position im Südjemen zu festigen.

Derzeit greifen sie die südliche Metropole Aden an, die von Anhängern des ins Ausland geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi verteidigt wird. Eine von Saudi-Arabien geführte lokale Allianz bombardiert seit mehr als zwei Wochen Stellungen der Huthis aus der Luft und von See aus. Die USA unterstützen Riad dabei mit Waffenlieferungen und Geheimdiensterkenntnissen. Die Intervention stieß auf Kritik, weil sie Opfer unter der Zivilbevölkerung fordert und den Vormarsch der Huthis und ihrer Verbündeten nicht zu stoppen scheint. Ruhani sagte an die Adresse der USA: „Ihr habt eure Fehler in Syrien eingesehen, das werdet Ihr demnächst auch im Jemen einsehen.“

Die jüngsten Eroberungen der Huthis in der Ölprovinz Schabwa werfen ein Schlaglicht auf die begrenzte Wirkung der saudischen Luftangriffe. Der Jemen ist zwar kein bedeutender Ölproduzent. Die vorhandenen Vorkommen deckten allerdings in der Vergangenheit bis zu 75 Produzent der Staatseinnahmen des ärmsten Landes der Arabischen Halbinsel.

Wegen der Unruhen und des Bürgerkriegs ist die Ölproduktion jedoch stark gesunken. Sie beträgt heute knapp 100 000 Barrel pro Tag (1 Barrel rund 159 Liter). Vor 2011 hatte sie das Drei- bis Vierfache ausgemacht.