Er ist leise und stößt weniger Schadstoffe aus: im Kreis Göppingen ist der erste Hybrid-Müllwagen in der Region Stuttgart auf Achse. Das Projekt „Elektromobilität im Stauferland“ hat der ETG die Anschaffung erleichtert.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Zeitgenossen, die ihren Kuttereimer erst dann zur Leerung bereitstellen, wenn sie das Müllauto durch die Straße fahren hören, werden sich umstellen müssen. Die Göppinger Firma Entsorgung und Transport (ETG) hat seit Anfang August ein Hybrid-Fahrzeug im Einsatz, mit dem der Hausmüll abgeholt wird. Dieses sähe, wäre da nicht der Werbeslogan „Hybrid – sauber und leise“ an den Seiten, zwar aus wie jeder andere Müllwagen auch. Es läuft aber aufgrund des in weiten Teilen möglichen Einsatzes eines zusätzlich installierten 120 Kilowatt starken Elektromotors extrem geräuscharm.

 

Gestern wurde der „Große Flüsterer“ vor dem Rathaus der Hohenstaufenstadt öffentlich vorgestellt – und gerade im direkten Vergleich mit einem konventionellen Müllfahrzeug wirkt der Unterschied gewaltig, vom typischen Geruch einmal abgesehen. Hinzu kommt, dass auch die Ladevorrichtung des Hybrid-Lastwagens mit Strom funktioniert, was eine weitere Reduzierung der Lautstärke mit sich bringt.

Angeschafft hat die ETG das Gefährt, das zudem 30 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht und damit das Klima schont, im Rahmen des Projekts „Elektromobilität im Stauferland“ (Emis). „Und es ist“, wie die Emis-Leiterin Aleksandra Pointke erklärte, „das erste seiner Art in der Region, das im Regelbetrieb eingesetzt wird.“ Zwar habe es in Stuttgart eine Erprobungsphase gegeben, mehr aber nicht, fügte sie hinzu.

320 000 Euro hat der neuartige Müllwagen gekostet und damit rund 50 Prozent mehr als ein konventioneller. „Wir konnten und wollten uns das allerdings leisten, weil wir an Effizienzsteigerungen immer interessiert sind und uns in der Pflicht sehen, etwas für die Umwelt zu tun“, betonte der ETG-Betriebsleiter Bernhard Lehle. Zudem habe man im Rahmen von Emis eine großzügige Unterstützung durch die Region Stuttgart erhalten, ergänzte er.

Dass das neue Hybrid-Fahrzeug, das zusätzlich einen Diesel-Motor mit 300 PS hat, ein besonderes Handling erfordert, machte der Fahrer Walter Millbrett deutlich: „Ich muss vorausschauender fahren und weniger bremsen, um die Akkus unterwegs aufladen zu können.“ Insgesamt werde es aber sicher ein angenehmeres Arbeiten, wenn erst alle technischen Kinderkrankheiten beseitigt seien, sagte er.

Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till ließ keinen Zweifel daran, dass die Stadt als Autozulieferer- und Maschinenbaustandort auch bei der Elektromobilität am Ball bleiben werde. „Der Weg zu einer umfassenden Nutzung ist zwar noch weit, weil es vor allem bei den Speicherkapazitäten der Batterien seit Jahren keine nennenswerte Entwicklung gegeben hat“, erklärte Till. Müllautos böten sich aber als Testfeld an, da diese ja hauptsächlich kurze Wege zurücklegten und meist in der näheren Umgebung benutzt würden.