Seit bei einer Überprüfung Hygienemängel festgestellt wurden, ist das Klinikum der Universität Mannheim in der Defensive. Jetzt wurde eine Durchsuchung angeordnet.

Mannheim - Der Hygieneskandal setzt das Mannheimer Uniklinikum immer stärker unter Druck. Mehrere Staatsanwälte durchsuchten am Mittwoch Krankenhausräume. „Wenn wir Gerätschaften finden, die nicht den hygienischen Anforderungen entsprechen, werden wir die mitnehmen“, sagte ein Sprecher der Behörde. Auch Unterlagen sollten sichergestellt werden. Nach einem Bericht von „Spiegel Online“ wiesen Krankenhaus-Mitarbeiter schon seit längerem auf Probleme hin. Der Aufsichtsrat des Klinikums wollte am Mittwochabend zur einer Krisensitzung zusammenkommen. Die Zahl der Operationen ist bereits seit Anfang Oktober stark eingeschränkt.

 

Seit bei einer Überprüfung Hygienemängel festgestellt wurden, ist das Klinikum in der Defensive. Eigenen Angaben zufolge wurden unter anderem Reinigungsmaschinen für OP-Besteck zu lange nicht überprüft. Zudem fehlten Qualifizierungsnachweise für Mitarbeiter. Auch Vorwürfe, die Probleme seien auch angesichts des Spardrucks verursacht, werden laut.

Das Uniklinikum hat sein OP-Programm drastisch zurückgefahren - es kommen nur noch Notfälle dran. Laut einem Klinikumssprecher gibt es derzeit gut 20 Operationen am Tag - statt der sonst üblichen 60. „Ich gehe davon aus, dass die OP-Ärzte derzeit in erster Linie Überstunden abbauen.“

Missstände intern schon länger bekannt

Falls möglich, würden die Operationen verschoben. „Wenn der Leidensdruck bei Patienten zu hoch ist, wenden sie sich aber anderen Häusern zu.“ Wie hoch der wirtschaftliche Schaden sei, könne er noch nicht abschätzen, sagte der Sprecher. „Der Schaden an unserem guten Ruf ist natürlich enorm.“ Die Mitarbeiter seien sehr verunsichert.

Laut einem Bericht von „Spiegel Online“ sind die Missstände intern schon länger bekannt. Insbesondere bei der Sterilisation seien in einem Qualitätsmanagement-Programm für anonyme Beschwerden seit mehr als zwei Jahren Defizite vermerkt, heißt es in dem Bericht. Es gebe darin Dutzende Hilferufe von Mitarbeitern. „Wir sind kein Produktionsbetrieb, hier geht es um Menschenleben“, zitiert das Medium aus dem internen Programm. Und: „Bitte, bitte lassen Sie es nicht dazu kommen, dass Patienten zu Tode gespart werden.“

Der Kliniksprecher sagte mit Blick auf den Bericht: „Wir gehen den Vorwürfen nach. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“ Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Ursache der Hygienemängel gibt es Streit zwischen dem Aufsichtsrat der Uniklinik, dessen Chef Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) ist, und der medizinischen Fakultät.

In einem offenen Brief der Fakultätsleitung hieß es, die Mängel entsprängen „dem Willen nach Kostensenkungen“. Am Mittwochabend wollte der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Ergebnisse wird es einem Sprecher der Stadt zufolge voraussichtlich erst am Donnerstag geben.