Mit der Genesis-Limousine fordern die Koreaner die automobile Oberklasse heraus. Der Genesis soll unter anderem dem Audi A6 die Stirn bieten.

Von wegen nur klein und kompakt. Mit der Genesis-Limousine startet Hyundai ab August den Angriff auf die obere Mittelklasse à la Audi A6, 5er-BMW oder Mercedes E-Klasse. Wobei Hyundais Marketing-Mann Christian Löer schon mal relativiert, es gehe nicht um Stückzahlen, sondern darum 'zu zeigen, was die Marke kann'. Und das sieht auf den ersten Blick nicht so schlecht aus. Auf 4,99 Meter streckt sich das viertürige Hyundai-Flaggschiff mit wuchtiger Motorhaube, repräsentativem Kühlergrill und coupéartig gebogener Dachlinie. Mehr als drei Meter Radstand schaffen bequeme Geräumigkeit auf allen Plätzen, wobei die dickeren und breiteren Sessel in der zweiten Reihe zu finden sind. Sie surren auf Knopfdruck sogar in eine komfortable Liegeposition.

 

Doch auch auf den vorderen Plätzen fühlt man sich auf Anhieb wohl. Nappaleder, Echtholz-Blenden in Armaturentafel und Türholmen sowie gebürstetes Alu schaffen Oberklasse-Atmosphäre. Dazu gesellen sich ein farbiges Head-up-Display, 7-Zoll-Display im Kombiinstrument und 9,2-Zoll-Multimedia-Touchscreen in der Armaturentafel, gesteuert über einen Dreh-Drück- Bediencontroller im Mitteltunnel. Selbstredend sind zeitgemäße Assistenz- und Sicherheitssysteme, vom Abstandsradar mit Notbremse über Kamera-Rundumblick und Einparkroboter bis zu neun Airbags, an Bord. Exklusive Weltneuheit: ein CO 2 -Sensor im Innenraum gegen Übermüdung des Fahrers. Nun ja, weitaus nützlicher ist wohl die Kofferraumklappe, die aufspringt, sobald der Schlüsselträger länger als drei Sekunden am Heck des verschlossenen Wagens steht. Das Beste aber: alles ist Serie.

Serienmäßig mit Allradantrieb und Achtgang-Automatik

Ob Lack oder Leder, Navi- oder Assistenz-Systeme und obendrauf noch ein Soundsystem mit 17 Lautsprechern, Bi-Xenon-Scheinwerfer plus LED-Rück-, -Nebel- und -Tagfahrleuchten, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Panorama-Glasschiebedach und 19-Zoll-Alus. Der Kaufpreis steht noch nicht fest, aber um die 65 000 Euro soll die Limousine kosten - gut ein Viertel weniger als ein vergleichbar ausgestatteter BMW 535i, hat Hyundais Marketing-Abteilung errechnet. Apropos: die Freude am Fahren kommt auch nicht zu kurz. Serienmäßig mit Allradantrieb und Achtgang-Automatik ausgestattet ist der Antrieb des Genesis mit seinem 315 PS starken 3,8-Liter-V6-Benzindirekteinspritzer durchaus mit dem 535i xDrive (306 PS) vergleichbar. Auch beim Durchzug fährt der Koreaner mit 397 Newtonmeter dem Bayern-Beau (400 Nm) auf die Stoßstange - wenn am Ende auch nur auf dem Papier.

Zwar zeigt der Genesis kommodes Gleiten in der Stadt, geräuscharmes Cruisen über Land sowie auf der Autobahn auch noch bei Tempo 200 Stabilität und Spurtreue, von der Agilität und Spritzigkeit eines 535i hingegen ist er weit entfernt. Wo der Bayer beispielsweise schon ab 1200 Touren mit dem vollen Punch aus den Startblöcken schnellt und diesen bis 5000 Umdrehungen hält, erreicht der 2,1 Tonnen schwere Koreaner dort erst sein Maximum. Auch beim Standardsprint aus dem Stand erreicht der Genesis erst nach 6,8 Sekunden Tempo 100 - mehr als eine Sekunde nach dem 5er. Daran ändert dann auch die elektronische Fahrwerkregelung Drive Mode, mit der Gas-Annahme, Gangwahl, Lenkung und Dämpfer auf Eco (effizient), Normal (komfortabel) oder Sport eingestellt werden können, nur wenig. Zwar werden die Gänge nun höher gezogen und länger gehalten, dynamischer wird es deshalb aber nicht, nur lauter.

Dabei dürften Fahrwerk und Lenkung im Sportmodus noch etwas straffer und direkter sein. Irritierend auch der generelle Verzicht auf eine Start-Stopp-Funktion. Immerhin pendelte sich der Verbrauch nach unseren knapp 300 Kilometer Testfahrt mit durchaus schnellen Etappen über Landstraße und Autobahn mit 12,3 Litern nur knapp über den von Hyundai angegebenen 11,6 Litern nach EU-Norm ein. Hier ist der Hyundai Genesis sehr viel näher an der Realität als der 535i xDrive mit seinem Fabel-Normwert von 8,1 Litern.