Jugendstudien kommen dieser Tage immer wieder zu dem Ergebnis, dass junge Menschen das Interesse am eigenen Auto verlieren und es damit als Statussymbol bald ausgedient habe. Auf der I-Mobility in Stuttgart gibt es aber immer noch genug PS-Fans.

Stuttgart - Peter Henßler fährt mit angezogener Handbremse los. Erster Minuspunkt. Er ist ein wenig nervös, schaltet häufig, fährt zu langsam und wird überholt. Noch ein Minuspunkt. Am Ende hat er auf seiner Fahrt 10,7 Liter Treibstoff, hochgerechnet auf 100 Kilometer, verbraucht. Der Fahrsimulator, in dem Peter sitzt, zeigt ihm mit Grafiken, dass 5,1 Liter aber optimal wären. „Das Fahren im Simulator war ein bisschen komisch, im eigenen Auto ist das viel einfacher“, verteidigt er sich. Peter ist 18 Jahre, Fahranfänger und besucht heute mit seiner Schulklasse vom Technischen Gymnasium in Freudenstadt die I-Mobility, die Messe für intelligente Mobilität. An diesem Freitag haben Schulklassen freien Eintritt zu allen acht Stuttgarter Messen. Für die I-Mobility haben sich nach Veranstalterangaben neun Klassen angemeldet. Das Laufpublikum dominieren dann aber doch ältere Semester.

 

Während mancher Klassenkamerad vielleicht gerade besonders hochwertige Olivenölsorten auf der Slow Food Messe begutachtet, ist Peter mit seinen Freunden wegen der Mobilitätsmesse hier. In Halle vier können sie dann auch alles besichtigen, was zum Thema Mobilität der Zukunft gehört: Elektroautos von Tesla, schnittige Hybrid-Schlitten von BMW, Porsche und Daimler, aber auch neue E-Bikes, Gabelstapler mit Hybridantrieb oder gar eine elektromotorverstärkte Rikscha, deren Fond aus einer großen Plastikmülltonne geformt ist. Zur Eröffnung am Donnerstag ist der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in die Rikscha-Pedale getreten.

Studien sagen: Das Smartphone schlägt das Auto

Jugendstudien kommen dieser Tage immer wieder zu dem Ergebnis, dass junge Menschen das Interesse am eigenen Auto verlieren und es damit als Statussymbol bald ausgedient habe. Heute sei den jungen Menschen Vernetzung via Mobiltelefon und sozialer Netzwerke wichtiger. Oder überspitzt: das Smartphone schlägt das Auto.

Natürlich sieht das bei den jungen Besuchern der Mobilitätsmesse etwas anders aus. Beispielsweise bei Kevin Walter. Der 18-Jährige sitzt in einem weißen Porsche mit Hybrid-Antrieb und strahlt: „Ein tolles Gefühl“. Wie viele bei ihm in der Klasse will er sich bald ein Auto kaufen. „Zu Hause habe ich ein 125er-Motorrad und ich mag einfach diese Unabhängigkeit. Beim Bus hast du immer feste Abfahrtszeiten“, sagt er. Und da er auch nicht in eine Großstadt ziehen will, gibt es für Kevin keine Alternative zum Autokauf. Außerdem sei es ja auch eine Wertanlage.

Das überrascht Ulrich Schiefer. Der Geschäftsführer des Fahrzeugherstellers AtTrack findet, die Jugend lege nicht mehr viel Wert auf den Besitz eines Fahrzeugs. „Während ältere Fahrer noch nach Mahagoni-Vertäfelungen und Kohlefasereinlagen fragen, geht es den Jungen mehr um Nutzen und Spaß“, sagt Schiefer. Das Auto wandle sich demnach von einem langlebigen Wirtschaftsgut in ein Gebrauchsgut. Die Industrie müsse diesem Wandel begegnen und beispielsweise auch ein Mietflottenangebot aufbauen.

PS und Design punkten dann doch bei der Jugend

Mit PS und schnittigem Design können die Hersteller bei den jungen Besuchern aber immer punkten. Besonders beliebt ist der BMW i8, ein grauer Hybrid-Flitzer mit Schwingtüren, der aussieht, wie ein extravagantes Prototypenfahrzeug, aber in Wirklichkeit im Juni auf den Markt kommt.

An ihm bleiben Randy Kluth und Giorgio Avantaggiato, beide 12 und aus Grunbach, kleben. Fotos knipsend umringen sie das Fahrzeug. Beide wollen später mal ein Auto kaufen, gerne auch ein Elektroauto, „aber die sind grade noch recht teuer und es braucht auch so lange zum Laden“, weiß Randy. Ob sie für ein Auto auch auf ihr Smartphone verzichten würden? Ja selbstverständlich, antworten die beiden. „Für das hier auf jeden Fall“, sagt Randy. „Der hat wahrscheinlich sowieso einen eingebauten Internetzugang.“