Tausende Stuttgarter Popmusikfreunde kennen Ian Fisher und wissen es wahrscheinlich nicht mal. Am Dienstag und Mittwoch spielt er mit seiner Band Junior gleich zweimal im Galao – Grund genug für ein Gespräch.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Ian Fisher kennen in Stuttgart Tausende, auch wenn sie es bisher vielleicht nicht wussten. Der Musiker aus Missouri war beim Marienplatzfest 2014 mit seiner Band Junior umjubelter Headliner. Im nahen Café Galao hat man ihn mit Junior, aber auch solo erleben können und jüngst war er mit der Tour of Tours im ausverkauften Zwölfzehn zu Gast.

 

Diesen Dienstag und Mittwoch spielen der 27-Jährige und sein Bandpartner bei Junior, Fabian Kalker, zwei aufeinanderfolgende Konzerte im Galao. Das ist ungewöhnlich, darüber haben wir mit Fisher geredet – und übers Geldverdienen als Musiker.

Ian, wie oft warst du bisher in Stuttgart?
„Sechs, sieben, acht Mal? Wegen der ganzen Shows im Galao und beim Marienplatzfest natürlich, außerdem habe ich Verwandte in Baden-Württemberg.“
Wie kommst du zu der Ehre, mit Junior zweimal hintereinander im Galao zu spielen?
„Das Marienplatzfest lief so gut, da ergibt das einfach Sinn. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass wir einen freien Tag eingeplant hatten. Aber dann sagten wir uns: wenn nur ein Teil der Zuschauer vom Marienplatzfest kommt, brauchen wir den Platz ...“
Bei Galao-Konzerten wird ja grundsätzlich kein Eintritt verlangt, dafür geht der Spendenhut rum. Wie steht ihr als Musiker zu diesem Modell?
„Auf Spendenbasis spielen wir mit Junior nur sehr selten. Wir verschenken unsere Musik ja trotzdem nicht, sondern kriegen eine fixe Gage. Aber mal abgesehen davon: Auch Bands, die viel größer sind als wir, machen nicht wirklich viel Geld. Für unst ist es erst recht in Ordnung, ab und zu solche Shows zu spielen. Wir könnten es uns aussuchen, richtig. Aber auf dieser Stufe unserer Karriere würden wir viele Brücken zu unseren Fans abbrechen.“
Mit der Tour of Tours habt ihr ein anderes Modell ausprobiert: Ein knappes Dutzend Musiker tourt gemeinsam durch Deutschland ...
„... was ziemlich viel kostet: Wir brauchten einen Bus, einen Tourmanager, einen Soundmann, Pressearbeit, eine Bookingagentur. Am Ende waren da 13 Leute unterwegs, da mussten also einige Mäuler gefüttert werden. Es ist als Musiker auf diesem Level einfach verdammt schwierig, davon leben zu können. Bei der Tour of Tours ging es einfach darum, gemeinsam etwas zu schaffen, was jeder Einzelne von uns nicht geschafft hätte.“

Kommen wir zur Musik von Junior. Die ist ziemlich anders als das, was du als Ian Fisher machst.
„Ich mag den Performance-Aspekt daran. Als Mensch und als Künstler hast du so viele Seiten! Bei Junior lasse ich meine Verspieltheit raus. Die Musik ergibt sich organisch zwischen Fabian und mir: ich habe den klassischen Songwriter-Hintergrund, Fabian ist der Elektronikexperte.“
Wie global ist eure Musik, wie offen ist die hiesige Indie-Szene im Vergleich zu der in den Staaten?
„Ich bin in Missouri aufgewachsen, zog 2008 nach Österreich, dann kurz nach New York, seit 2010 bin ich in Deutschland. Ich habe also seit einiger Zeit nicht mehr die US-Perspektive. Generell kann man sagen, dass in Missouri Country-beeinflusste Musik viel beliebter ist, Indie Country vielleicht (lacht). Aber Indie-Musiker haben es dort schwerer als in den deutschsprachigen Ländern – da haben Künstler wie wir eine viel größere Plattform, anders als in den USA schenkt man hier auch den nicht ganz so großen Bands Aufmerksamkeit. Und was unsere Musik angeht: die würde sicher auch in Mittelmeerländern gut funktionieren.“

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