Rebus ist ein Polizist alter Schule, bei Bedarf also ein harter Knochen. Im 19. Band seiner Krimiserie um Rebus fragt sich Ian Rankin, wieviel Dreck dieser Mann eigentlich am Stecken hat und ob er die Grenze zwischen Härte und Selbstjustiz immer beachtet hat.

Stuttgart - Detective Sergeant Rebus gehört zum alten Eisen. Er war schon mal ganz weg von der Polizei in Edinburgh, ist mit einer schmerzlichen Herabstufung im Rang wieder in Dienst genommen worden, hat ungelöste Uraltfälle nachbearbeitet und muss jetzt aufpassen, dass er nicht wegrationalisiert wird. Die Polizei ist in Bewegung in Ian Rankins „Schlafende Hunde“, die sich ausweitende Teilselbstverwaltung Schottlands erfasst viele Verwaltungsstrukturen. Bis man den Eindruck hat, es ginge der Hierarchie und Politik nur um die eigenen Machtspiele, nicht mehr um zu erfüllende Aufgaben in der Gesellschaft. Aber Ian Rankins Krimiserie ist ja nicht erst mit diesem neunzehnten Rebus-Roman in der Realität angekommen.

 

Aber Rebus ist nicht der alte Knochen, dem man keine Leistung mehr zutraut. Er ist ein Überstand aus anderen Tagen, mit anderen Werten und Methoden. Und die stellt Rankin hier nicht einfach nach dem Motto „Die Alten konnten’s noch“ dem Herumgeeiere junger Karrieristen gegenüber. Hier ist die Dienstaufsicht hinter Rebus und einigen anderen, teils pensionierten oder ausgestiegenen Kollegen her: es geht um schwere Verstöße gegen Gesetze und Bürgerrechte.

Heilige der Schattenbibel

Der schöne Originaltitel „Saints of the Shadow Bible“ weist auf eine Gesellschaft harter Bullen hin, die einander stets gedeckt haben. Rebus hat ihr angehört. Wirklich wegziehen kann Rankin uns den Boden unter den Füßen nicht, er hat ja schon zuviel von Rebus erzählt: wir wissen, dass dieser Mann seine „Warrant Card“ nicht als Freibrief gesehen hat, Ankläger, Geschworenengremium, Richter und Henker in einer Person zu spielen. Aber Rankin wirft durchaus die Frage auf, ob wir uns mit diesem Rebus außerhalb eines Krimis eigentlich wohlfühlen würden.

Mit von der Partie ist auch Malcolm Fox, mit dem Rankin 2009 einen eigenen Serie gestartet hatte und der sich mittlerweile an Rebus reiben darf. Aber die Spannungen und Annäherungen dieser beiden Polizisten machen nicht das Besondere von „Schlafende Hunde“ aus. Wie Rankin die Verschiebungen in Schottland so nebenbei erzählt, die Verwerfungen in einem Land im Umbruch, das Demagogen reiche Beute verspricht, das verschafft dieser altgedienten Serie ihren zweiten Atem. Was Rankin von der alltäglichen Spaltung zwischen Ja- und Nein-Sagern zur völligen Unabhängigkeit noch erzählen wird, darauf kann man gespannt sein.

Ian Rankin: „Schlafende Hunde“ (im Original: „Saints of the Shadow Bible“). Roman. Aus dem Englischen von Conny Lösch. Manhattan bei Goldmann, München 2014. 464 Seiten, 19,99 Euro. Auch als E-Book, 15,99 Euro; als Audio-CD, 19,99 Euro; als Hörbuch-Download, 12,99 Euro.