Wie wirbt man für eine Bauaustellung, die erst in zehn Jahren stattfindet? Die Wirtschaftsfördergesellschaft hat eine gute Idee – und ist in den eigenen Reihen fündig geworden.

Stuttgart - Wie wirbt man für eine Bauausstellung, die noch gar nicht beschlossen ist? Die Antwort, die die Wirtschaftsfördergesellschaft der Region gibt, ist schön einfach – und einfach schön.

 

So sieht sie aus: Im Hintergrund steht das berühmte und als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnete Doppelhaus des französischen Architekten Le Corbusier – das und nur das ist identisch auf den beiden Fotos, mit denen die Wirtschaftsfördergesellschaft der Region (WRS) auf einer Postkarte für die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA) trommelt, über deren Struktur in diesen Tagen entschieden wird.

Einmal schwarz-weiß, einmal farbig

Das eine Foto ist schwarz-weiß, das andere farbig. Auf dem einen parkt ein offener Mercedes-Benz Typ 8/38 PS Roadster vor dem weißen Gebäude mit der auffälligen Fensterfront. Auf dem anderen steht das silber glänzende Zukunftsautomobil F 015 von Daimler vor dem Corbusier-Meisterwerk in der Rathenaustraße.

Am offenen Zweisitzer von anno dunnemals mit der Spitzengeschwindigkeit von 75 km/h stellt eine Hutträgerin im halblangen Rock neckisch das rechte Bein aufs Trittbrett. Am Luxusauto der Zukunft, das ganz ohne Fahrer auskommt, greift eine nicht minder hübsche, langhaarige Frau in hohen Stöckelschuhen an den Türgriff.

Wer das Model auf dem Foto von vor 90 Jahren ist, hat das Mercedes Classic Archiv nicht herausgefunden. „Weder zu der Dame noch zu dem Fotoshooting, das im Januar 1928 stattgefunden hat, haben wir weiter gehende Informationen gefunden“, sagt Manuel Müller von der Classic-Kommunikation. Der Name der Frau auf dem neuen Bild ist aber bekannt: Vanessa Cafaro. Und damit fängt eine ganz besondere Geschichte an.

Mit dem Doppelfoto wirbt die WRS für die IBA und will damit bildlich eine Verbindung schlagen von der Bauausstellung 1927 zu der im Jahr 2027. Auf der Suche nach dem Zukunftsauto haben die Wirtschaftsförderer bei Daimler angeklopft. Die Suche nach der geeigneten Frau gestaltete sich anders.

Vanessa Cafaro gibt der IBA ein Gesicht

Die WRS hat hierfür keine Modelagentur eingeschaltet, sondern wurde in den eigenen Reihen fündig. Vanessa Cafaro, 28, hat Wirtschaftsförderung studiert und ist Projektleiterin für Kommunenservice in der Abteilung Standortmanagement im Hochhaus an der Kronenstraße. Ihre Kollegin Elke Gregori, die im Vorbereitungsteam der IBA arbeitet, hat sie mehrfach angesprochen, ob sie nicht für das Foto posen wolle. „Am Anfang war ich zögerlich“, sagt Vanessa Cafaro, „dann habe ich zugesagt: Das ist mal was anderes.“

Anders als sie es sich vorgestellt hat, war das Shooting mit dem Stuttgarter Fotografen Detlef Göckeritz. Schnell auf den Killesberg fahren, flugs fotografieren, alles fertig – so einfach ist das nicht. Es war kein Nullachtfünfzehn-Termin, weil zuerst der F Null-fünfzehn vom Lastwagen geschoben werden musste. Dann gab es für Vanessa Cafaro die von der Stylistin mitgebrachte Kleidung – Sakko, Hose, Stöckelschuhe in unterschiedlichen Grautönen. Schließlich wurde sie geschminkt, die Haare wurden gerichtet.

Und dann – begann das große Warten. Zu sonnig durfte es nicht sein, weil das Licht zu stark auf dem silbrig glänzenden Auto reflektiert hätte, ein bisschen blauer Himmel wurde aber auch gewünscht. „Zehn Sekunden Foto machen – 15 Minuten warten“, erinnert sich Vanessa Cafaro, „das hat die Geduld ziemlich auf die Probe gestellt.“ Zumal sie in der Wartezeit auf keinen Fall im F 015 Platz nehmen durfte – wegen der Gefahr, dass dies Falten im Beinkleid hinterlässt. Dabei hätte sich die Stuttgarterin gerne hinters Steuer des Zukunftsfahrzeugs gesetzt: „Das sieht aus wie ein Ufo – auch innen.“

Nach mehreren Stunden war das Foto im Kasten. Kombiniert mit dem alten Bild aus dem Jahr 1928 sehe das „cool“ aus, findet Vanessa Cafaro. „Es war interessant“, sagt sie über ihren Ausflug ins Fotoshootingmetier. Zumal quasi nebenbei noch ein weiteres Bild entstand, das in einer IBA-Broschüre verwendet wird: Die 28-Jährige lehnt sich lässig an einen Elektro-Smart – locker und edel ganz in Grau gekleidet, aber mit flachen Schuhen. „Das waren meine eigenen“, sagt sie, die auf dem Foto in die Ferne schaut.

Fest im Blick: die IBA im Jahr 2027.