Das propagierte Forschen, Wohnen und Arbeiten auf dem Gelände im Vaihinger Westen scheint fraglich. Die Gerchgroup hat derweil einen Ideenwettbewerb ausgelobt.

Vaihingen - Die Abfuhr war deutlich. In der jüngsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats, als Vertreter der Forschungseinrichtungen ihre Pläne für den Vaihinger Campus vorgestellt haben, kam die Sprache auch auf das Eiermann-Areal.

 

Die Universität Stuttgart will, wie berichtet, den Standort am Pfaffenwaldring in großem Stil in den nächsten Jahren nachverdichten. Die in Anspruch genommene Fläche soll um bis zu 44 Prozent wachsen. Die meisten Grünflächen zwischen den Institutsgebäuden sollen verschwinden, dafür aber das Zentrum des Standorts aufgewertet und deutlich lebendiger gestaltet werden. Von den Lokalpolitikern gefragt, ob die ehemalige IBM-Zentrale im Westen von Vaihingen, die seit einigen Jahren leer steht, für das Wachstum nicht ebenfalls genutzt werden könnte, äußerten sich die Uni-Vertreter unisono abweisend.

Klare Entscheidung gegen einen dritten Standort

Wolfram Ressel, der Rektor der Uni, fasste die Überlegungen folgendermaßen zusammen: „Wir könnten einen dritten Standort aufmachen oder die bestehenden nachverdichten“, sagte Ressel. Neben dem Vaihinger Campus studieren die angehenden Akademiker auch in der Innenstadt. Bereits vor Jahren habe man die verschiedenen Möglichkeiten durchgespielt und dabei auch das Eiermann-Areal im Blick gehabt. Aber damals fiel die Entscheidung, am Pfaffenwaldring nachzuverdichten.

Die Entscheidung sei aus logistischen Gründen so ausgefallen. Die Uni will keine Zersplitterung, stattdessen sollen Bereiche zusammengefasst werden und ein moderner Campus entstehen. Das bestätigte auch Sybille Müller, die Leiterin des Universitätsbauamts. „Ein dritter Standort ist nicht machbar“, sagte sie den Lokalpolitikern.

Kai Bäuerlein, der für die Universität Stuttgart die Planung übernommen hat, lieferte ein Beispiel. „Forschung bedeutet auch, miteinander zu reden oder mal einen Kaffee zu trinken“, sagte er. Der Austausch mit Kollegen sei wichtig. So entstünden neue Ideen. „Deswegen wollen wir keinen neuen Standort.“

Ähnlich sieht das übrigens auch die Fraunhofer-Gesellschaft. Wie berichtet, will sie sich vergrößern und plant einen Neubau. Der soll ebenfalls auf dem Vaihinger Campus entstehen in direkter Nachbarschaft zu den bereits bestehenden Fraunhofer-Instituten.

Gerchgroup lobt Ideenwettbewerb aus

Das wirft ein Schlaglicht auf die Pläne für die ehemalige IBM-Zentrale. Seit Jahren stehen die denkmalgeschützten Gebäude im Vaihinger Westen leer und verfallen zusehends. Einst Ende der 60er-Jahre erbaut vom damaligen Stararchitekten Egon Eiermann, findet sich kein Nachnutzer für das Gelände, das so groß ist wie ein kleiner Stadtteil. Die Stadt und die Gerchgroup, die das Areal 2015 gekauft hat, können sich dort einen Mix aus Forschen, Wohnen und Arbeiten vorstellen. Ein hochmodernes Leuchtturmquartier soll entstehen und der Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude durch eine Nachverdichtung refinanziert werden. Doch wie die Forschungskomponente nach der deutlichen Absage der Universität aussehen könnte, ist fraglich.

Derweil schreitet das Verfahren weiter voran. Die Gerchgroup hat dieser Tage einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Es geht dabei darum, Ideen zu sammeln. 15 Büros nehmen teil. „Neben einigen lokalen Büros sind renommierte Architekten aus Deutschland und auch internationale Büros beteiligt“, teilt die Gerchgroup mit. Die Ergebnisse sollen mit der Stadt und den Bürgern diskutiert werden, ehe fünf Büros mit der detaillierten Fortführung der Planung beauftragt werden. Auch diese Ergebnisse, die dann voraussichtlich Ende des Jahres vorliegen werden, sollen mit den Bürgern diskutiert werden.