Die Forderung der IG Metall nach einem Recht auf die 28-Stunden-Woche ist weiterhin umstritten. SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles unterstützte die den Wunsch der Gewerkschaft am Mittwoch. Verband der Familienunternehmer übte Kritik.

Berlin - Die Forderung der IG Metall nach einem Recht auf die 28-Stunden-Woche sorgt weiter für Diskussionen. Die Gewerkschaft bekam am Mittwoch Rückendeckung von SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles, die argumentierte, die Wirtschaft müsse dem Wunsch der Arbeitnehmer nach mehr Flexibilität entgegenkommen. Der Verband der Familienunternehmer kritisierte die Forderung hingegen und warnte vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels. „Es ist gut, dass die IG Metall das Thema Arbeitszeit zu einem zentralen Punkt in der anstehenden Tarifrunde macht“, sagte Nahles der Zeitung „Die Welt“.

 

In vielen Familien arbeiteten heute beide Partner und die Digitalisierung mache eine ständige Erreichbarkeit möglich. Immer mehr Menschen wünschten sich deshalb, dass sie ihre Arbeitszeit „selbstbestimmt flexibler gestalten können“, sagte Nahles. Die Wirtschaft müsse den Arbeitnehmern entgegenkommen, wenn sie den Fachkräftemangel wirksam bekämpfen wolle. Auch der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Gustav Horn, sprach von einem „sehr modernen“ Vorschlag der IG Metall. Er gab im Gespräch mit der „Passauer Neuen Presse“ aber zu bedenken, dass es „sicherlich einiges kosten wird“, diese Idee umzusetzen. Die Erfüllung dieser Forderung werde wohl „Prozentpunkte beim Abschluss“ der Tarifverträge kosten.

Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden in der Woche reduzieren

Die Gewerkschaft hatte am Dienstag ihre zentralen Forderungen präsentiert, mit denen sie in die anstehende Tarifrunde gehen will. Sie strebt ein Lohnplus von sechs Prozent für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie an. Außerdem will sie durchsetzen, dass die Beschäftigten ihre regelmäßige Arbeitszeit künftig ohne Begründung für eine Dauer von maximal zwei Jahren auf bis zu 28 Stunden in der Woche reduzieren können. Danach soll der Anspruch bestehen, auf die ursprüngliche Arbeitszeit zurückzukehren. Die Arbeitgeber hatten die Forderungen bereits am Dienstag scharf kritisiert. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall nannte sie „rückwärtsgewandt“, Südwestmetall sprach von einer „tarifpolitischen Geisterbahnfahrt“.

Am Mittwoch kritisierte auch der Verband der Familienunternehmer den Vorstoß der Gewerkschaft. Es gebe „kaum eine Branche, die sich so um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sorgen muss wie die Metallindustrie“. Die nicht gearbeiteten Stunden müssten „von anderen ausgeglichen werden“, erklärte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée zur Idee der 28-Stunden-Woche. „Auszeiten für die einen dürfen nicht zu Lasten und auf Kosten der anderen gehen.“ Eine 28-Stunden-Woche verschärfe zudem den Fachkräftemangel enorm. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.krankenhaeuser-streiks-und-aktionen-gegen-personalknappheit.4ccb8cae-2d10-4051-aa85-3f9779b09cbb.html