Wer die Nachfolge von IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter antreten will, gilt in der Kammer derzeit als „das am besten gehütete Geheimnis“. Nach Informationen unserer Zeitung stellen sich zwei Männer zur Wahl. Einer von ihnen hat bereits eine lange landespolitische Karriere hinter sich.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Sechs Monate lang hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart nach einem Nachfolger für den Hauptgeschäftsführer Andreas Richter gesucht – nun stehen die Kandidaten fest und auch der Termin, an dem der Nachfolger gewählt werden soll.

 

Wie aus der Einladung zur nächsten Vollversammlung hervorgeht, soll die Wahl am 20. April erfolgen. Welche Kandidaten als Nachfolger von Richter zur Wahl stehen, gilt innerhalb der IHK derzeit als „das am besten gehütete Geheimnis“. Nicht mal die Anzahl der Kandidaten will die Kammer preisgeben.

Nach Informationen unserer Zeitung verdichten sich jedoch innerhalb der Kammer die Hinweise, dass Johannes Schmalzl, der von 2008 bis 2016 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart in Baden-Württemberg war, zur Wahl stehen wird. Daneben tritt Tassilo Zywietz an, der bei der IHK in Stuttgart die Abteilung Außenwirtschaft und Dienstleistungen leitet. Außerdem ist Zywietz Geschäftsführer der Exportakademie Baden-Württemberg, deren Schwerpunkt die Weiterbildung von Führungs- und Führungsnachwuchskräften für das Auslandsgeschäft ist.

Richters Vertrag läuft noch bis zum Ende des Jahres

Andreas Richter ist seit 1998 Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart. Sein Vertrag läuft noch bis Ende des Jahres. Richter hat bereits angekündigt, dass er der Kammer nach der Wahl noch so lange wie nötig zur Verfügung stehen wird.

Zywietz gehört zu den ersten Geschäftsführern, die Richter selbst an Bord geholt hat. „Er ist ein richtiges Eigengewächs“, sagen Mitarbeiter. Innerhalb der Kammer habe er einen sehr guten Ruf. „Er arbeitet zielstrebig und konzentriert.“ Zywietz sei aber keiner, der sich in den Vordergrund dränge. Diejenigen, die weniger Bezug zu ihm haben, bezeichnen ihn als einen „ruhigen Bürokraten“.

Er tritt an gegen einen Kandidaten mit einer langen landespolitischen Karriere. Der gebürtige Würzburger Schmalzl begann seine Karriere als Beamter im Landesjustizministerium. Von 2005 bis 2008 war er Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz, ehe er zum Stuttgarter Regierungspräsidenten ernannt wurde. 2011 wollte die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den Juristen zum Generalbundesanwalt ernennen. Doch Schmalzl zog seine Kandidatur zurück, nachdem aus Fachkreisen Kritik an seiner Qualifikation geäußert worden war und Schmalzl diese empört zurückwies.

Die Kammerkritiker fordern seit Jahren mehr Transparenz

Im Juni 2016 ist der FDP-Mann nach acht Jahren als Regierungspräsident von der damals neuen grün-schwarzen Landesregierung in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Dadurch sollte Platz gemacht werden für den Grünen Wolfgang Reimer. Seit 1. Oktober 2016 leitet Schmalzl nun in Berlin als Ministerialdirektor die Abteilung Privatisierungen, Beteiligungen und Bundesimmobilien im Bundesfinanzministerium (BMF).

Die IHK hatte die Personalberatungsfirma Kienbaum mit der Suche nach einem Nachfolger für Andreas Richter beauftragt. Diese hat der Findungskommission der Kammer Vorschläge unterbreitet, aus denen die Kommission die zwei Kandidaten ausgewählt hat. Auch aus der Frage, wer der Findungskommission angehört, macht die Kammer ein Geheimnis.

Die kammerkritische Kakteen-Gruppe fordert seit Jahren mehr Transparenz von der Führungsriege der Kammer. Diese Forderung bezieht sich unter anderem auch auf die Frage, was der Hauptgeschäftsführer und seine Stellvertreter verdienen. Ob auch bei der IHK Region Stuttgart die Gehälter künftig offengelegt werden, wird der neue Hauptgeschäftsführer entscheiden.