Die anonymen Wurzelmännchen im Geislinger Teilort Weiler haben illegal Bäume gepflanzt, wo der Kreis vor einem Jahr Alleebäume umsägen ließ. Mit einem Kompromiss soll die Lage befriedet werden.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Die Menschen in Weiler nehmen ihre Angelegenheiten gerne selbst in die Hand.Den jüngsten Beweis dafür haben die selbstbewussten Bewohner des auf der Albhochfläche gelegenen Geislinger Teilortes pünktlich zum Frühjahrsbeginn mit einer umstrittenen Baumpflanzaktion geliefert. An der Stelle, wo der Kreis vor einem Jahr entlang der Kreisstraße 1441 Alleebäume aus Sorge vor Reifbruch umsägen ließ, sprießen 50 neue Birken. Bleiben können sie nicht, weil sonst in der Erde vergrabene Stromkabel gefährdet wären. Deshalb hat man sich geeinigt, die Bäume bis Ende April an einen Feldweg zu verpflanzen – als Allee versteht sich.

 

Sympathien für die anonyme Gruppierung

Zu der illegalen Frühlingspflanzaktion haben sich die Weilener Wurzelmännchen bekannt, eine Gruppierung, die anonym bleiben möchte. Inzwischen hat man sich auf Einladung des Landratsamtes darauf geeinigt, die Bäume umzusetzen, und zwar entlang eines Weges im Gewann Wagrain nahe der Kreisstraße 1441 in Weiler, teilt die Kreisbehörde mit. Auch da werden die Weilener wieder mitanpacken. Die Ortsvorsteherin Bettina Maschke, die den Kompromiss mit ausgehandelt hat, ist sicher, dass sich genügend Freiwillige finden werden. Und dem Geislinger Ökokonto sollen die Bäume wohl auch noch gutgeschrieben werden. Maschke, die den Konflikt der vergangenen Monate hautnah miterlebt hat, kann nicht verhehlen, dass sie Sympathien für die Aktion der Wurzelmännchen hegt. „Ich bin die Letzte, die sich an jeden Baum kettet“, behauptet die schaffige Bürgervertreterin, doch den Ärger im Ort über den Verlust der Bäume kann sie verstehen.

Vor einem Jahr hatte es große Aufregung in Weiler gegeben, als die Kreisbehörde aus Sorge vor Reifbruch im Februar 2015 an den Birken entlang der Kreisstraße vorsorglich die Motorsägen aufheulen und die Bäume fällen ließ. Aus Protest hatten die Weilener daraufhin damals Birkenkreuzchen an den Baumstümpfen angebracht. Außerdem forderten sie – bisher vergeblich – eine Ersatzallee an einem Radweg.

Alleen sind seit Mitte 2015 besonders geschützt

Maschke weist auf die neuen naturschutzrechtlichen Bestimmungen zum Alleenschutz hin, die nur wenige Wochen nach der Fällaktion Mitte 2015 in Kraft getreten sind. Heute sei das Fällen so gar nicht mehr erlaubt, behauptet die Ortsvorsteherin. „Das Fällen war in unseren Augen auch damals schon unnötig. Wir hätten uns einen Anruf des Landratsamtes gewünscht“, erklärt die Weilenerin, die um die alte Allee trauert. Sicher, in den vergangenen Jahren habe der ein oder andere kranke Baum dort entfernt werden müssen. Doch der Kreis habe vor einem Jahr völlig gesunde Bäume abgeholzt, das habe ihr ein Förster bestätigt.

Gefahren für den Verkehr abwenden

Man hätte eine Lösung finden können, meint Maschke. Schon in früheren Jahren habe man drohende Gefahren für den Verkehr bei Raureif abwenden können. „Bisher wurden halt einzelne Äste abgesägt, die auf die Straße ragten.“ Oder man hätte eine Umleitungsstrecke über Hofstätt bahnen können, sinniert die Ortsvorsteherin. Unlängst hat der Kreis übrigens angekündigt, sich in solchen Fällen künftig mit den Gemeinden enger abzustimmen.