Für den Prozess im Göppinger Mordfall „Rubensweg“ zieht die Ulmer Schwurgerichts-kammer für ans Landgericht Hagen um. Dort befragt sie Ex-Partnerinnen .

Göppingen - Stumm, ja beinahe abwesend, hat der Mann, der am 1. Februar seine Ex-Freundin im Göppinger Rubensweg mit Benzin überschüttet und angezündet haben soll, auch an diesem Mittwoch den Mordprozess gegen ihn verfolgt. Im Gegensatz zu seinem Verhalten hatte sich jedoch der Verhandlungsort geändert. Die Ulmer Richter waren nach Westfalen gereist, um am Hagener Landgericht zu tagen. Dort, nahe der langjährigen Heimat des Angeklagten, sollten ehemalige Partnerinnen Licht in die Vergangenheit und in das Seelenleben des 54-Jährigen bringen.

 

Über physische und psychische Qualen berichtete die erste Ehefrau des Beschuldigten, die von 1985 bis 1989 mit ihm verheiratet war. An Schläge, Streit und ständige Kontrolle konnte sich die 52-Jährige ebenso erinnern wie an Psychoterror: „Er hat meine Katzen gequält und getötet, um mich zu treffen.“ Doch auch zu Gesten der Reue und Tränen sei ihr Mann fähig gewesen. „Wenn er austickt, ist er wie paralysiert. Dann macht er Sachen, die ihm hinterher leidtun“, sagte die Frau.

Auch früher Frauen mit dem Tode gedroht

Verschlimmert habe sich die Situation nach dem Beziehungs-Aus, als ihr Ex seinen Ford Fiesta schwarz lackiert und gesagt habe: „Ich stehe hier mit deinem Leichenwagen.“ In dieser Zeit sei sie zunächst von ihm mit einem Messer bedroht und später angegriffen worden. Wohl nur, weil die Klinge bei der Attacke abbrach und die Frau zudem eine dicke Daunenjacke trug, blieb sie von schwereren Verletzungen verschont. Der Terror gipfelte schließlich in einer brutalen Entführung. Der Angeklagte zwang seine Verflossene mit einer Pistole in der Hand, gemeinsam in einen nahen Steinbruch zu fahren. Dort habe er angekündigt, sie zu erschießen, und gesagt: „Wenn ich dich nicht haben kann, dann auch kein anderer“, erinnerte sich die 52-Jährige. Erst nach intensivem Zureden habe er es sich anders überlegt und von Suizid gesprochen. Doch auch dazu kam es nicht. „Stattdessen hat er mich zum Geschlechtsverkehr gezwungen“, erklärte die Ex-Frau.

Sichtlich schwer fiel es einer 61-Jährigen, die von 2000 bis 2003 mit dem Angeklagten liiert war, über die Zeit nach der Trennung zu sprechen. Aus der einst „harmonischen Beziehung“ sei in dieser Phase ein Trauma geworden. „Er verfolgte mich jeden Tag“, erzählte die Friseurin stockend, „mit dem Auto und telefonisch.“ In einer Nacht habe er ihr gar in ihrer Wohnung aufgelauert, sie auf eine Couch gedrückt und mit der Faust bedroht.

Gut drei Monate später sei er dann an einer Ampel in ihren Wagen gestiegen, habe eine Pistole gezückt und kurz darauf heftig zu weinen angefangen. Ein Satz aus dem mehr als zehn Jahre zurückliegenden Verhältnis war der Zeugin noch präsent: „Er sagte immer, er wolle mich umbringen, damit mich kein anderer Mann kriegt.“

Ex-Frau traut dem Angeklagten einen Mord zu

Von anderen Erfahrungen sprach hingegen die zweite Frau des Beschuldigten, die sich nach einer siebenjährigen Ehe 2001 von ihm scheiden ließ, weil er fremdgegangen war. Gewalt habe es nie gegeben. Außerdem beschrieb die 55-Jährige ihren Ex als „familienbezogen“ und „anfangs sehr ehrlich“. Allerdings wusste sie ebenfalls von dessen Schattenseiten: „Er kann es nicht verkraften, wenn jemand die Beziehung zu ihm beendet. Dann tickt er aus.“ Einen Mord traue sie dem Angeklagten zu – einen Suizid nicht: „Er war zu labil, um sich den Gnadenschuss zu geben.“

Und auch der 27-jährige Sohn des Angeklagten verneinte im Zeugenstand die Frage nach körperlicher Gewalt: „Geschlagen wurde ich von ihm nie.“ Im vergangenen Jahr habe er die Freundin seines Vaters kennengelernt, die später qualvoll sterben musste. „Ich hatte damals den Eindruck, in der Beziehung ist alles in Ordnung.“