Der überaus hohen Kaufkraft in der Stadt steht ein guter Umsatz der örtlichen Einzelhändler gegenüber.

Leonberg - Im Kreis Böblingen können sich die Einzelhändler freuen, denn die Menschen hier sind besonders wohlhabend und das gilt besonders für die fast 48 000 Leonberger. Und so steht ihnen einiges an Geld für Einkäufe zur Verfügung. Zu dieser Erkenntnis ist die IHK-Bezirkskammer Böblingen auf der Grundlage von Daten der Marktforscher von Michael Bauer Research aus Nürnberg gelangt.

 

„Der Landkreis Böblingen ist einer der attraktivsten Standorte für den Einzelhandel in Deutschland“, sagt Marion Oker, Leitende Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Böblingen. Die Unternehmen seien erfolgreich und die Beschäftigten verdienen gut, weshalb die Einwohner auch mehr Geld im Einzelhandel ausgeben als in den meisten Kreisen Deutschlands.

Weit über dem Durchschnitt

Insgesamt verfügen sie im Jahr 2017 über mehr als 2,8 Milliarden Euro an Kaufkraft, das entspricht einem Siebtel der regionalen oder knapp vier Prozent des landesweiten Nachfragepotenzials. Pro Einwohner entspricht das 7298 Euro, womit der Landkreis in der Region auf dem ersten Platz liegt – vor der Landeshauptstadt und den Kreisen Esslingen und Ludwigsburg.

In allen 26 Gemeinden im Landkreis liegt die Kaufkraft pro Einwohner über dem Bundesdurchschnitt von 6582 Euro. Leonberg liegt dabei mit 7718 Euro sogar um mehr als ein Sechstel darüber. Hier standen im Jahr 2017 den 47 760 Einwohnern der Stadt mehr als 368 Millionen Euro zur Verfügung, die sie in die Geschäfte hätten tragen können. Auf den Plätzen folgen Nufringen (7563) und Grafenau (7544).

Selbst das Schlusslicht Mötzingen liegt mit 6660 Euro Kaufkraft je Bewohner noch über dem Bundeswert. Das ist nicht verwunderlich, denn von den rund 400 Stadt- und Landkreisen der Republik liegt der Kreis Böblingen bei der Kaufkraft immerhin auf Rang 18. „Den teilt er mit anderen, nur zwölf Landkreise in ganz Deutschland schneiden besser ab“, erläutert Oker.

Statistisch gesehen verbleibt das meiste Geld auch bei den Einzelhändlern im Kreis. Die haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro verbucht. Pro Einwohner entspricht das 6074 Euro. In der Region liegt dabei nur die Landeshauptstadt vor dem Kreis Böblingen.

Auf kommunaler Ebene kann sich Sindelfingen den Spitzenplatz sichern. 668 Millionen Euro klingeln dort in den Kassen der Händler. Auch bei den Pro-Kopf-Werten liegt Sindelfingen vorn: Mehr als 10 300 Euro bedeuten 77 Prozent über dem Bundeswert. Es folgen Jettingen mit 9187 Euro, Böblingen mit gut 8600 Euro und Leonberg mit 6716 Euro pro Einwohner.

Nicht über all ist die Nahversorgung gesichert

Doch außer in Leonberg, wo der meiste Handel zentral liegt, sind dafür großflächige Einzelhandelsbetriebe verantwortlich – allesamt außerhalb in Gewerbegebieten. Sie ziehen Kaufkraft von anderen Gemeinden und den eigenen Innenstädten ab. Die Nahversorgung ist in manchen Kommunen bereits nicht mehr gesichert; in Mötzingen erzielen die örtlichen Händler beispielsweise nur 1952 Euro pro Kopf an Umsatz.

Ein Grund mehr, warum beim Einzelhandel kein Wildwuchs herrschen dürfe, meint die Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Böblingen. „Wenn die Innenstädte weiterhin lebenswerte, abwechslungsreiche Handels- und Aufenthaltsorte bleiben und sie die so dringend benötigten Fachkräfte anziehen sollen, müssen klare Regeln gelten“, sagt Marion Oker. Um die Innenstädte zu stärken, müssten deshalb großflächige Unternehmen mit für Innenstädte bedeutsamen Sortimenten in den zentralen Lagen ihren Platz finden.