Eigentlich war das Spielhaus im Unteren Schlossgarten nur als Angebot für die Zeit der Bundesgartenschau gedacht. Der Erfolg war so groß, dass es zur beliebten Dauereinrichtung wurde. Jetzt wird Jubiläum gefeiert.

S-Ost - Anlässlich der Bundesgartenschau ist im Unteren Schlossgarten 1977 das Spielhaus entstanden. Das Gebäude hätte eigentlich abgerissen werden sollen. Die Mitarbeiter haben sich jedoch für den Erhalt des Pavillons eingesetzt und ein Konzept erarbeitet. Mittlerweile ist das Spielhaus – eine Einrichtung der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH – ein unverzichtbarer Baustein in der außerschulischen Bildungsarbeit für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren. Die Spielhaus-Leiterin Ingrid Bauer blickt im Interview auf 40 Jahre Erfolgsgeschichte zurück.

 
Frau Bauer, wie ist die Idee zum Spielhaus entstanden?
Die Erwartungen beim Spielhaus sind übertroffen worden. Bereits während der ersten Öffnungstage hatte sich gezeigt, dass neben auswärtigen Besuchern täglich Kinder aus benachbarten Stadtbezirken kamen, die offensichtlich Spaß am Programm hatten. Es bildete sich bald eine Stammgruppe. Die pädagogisch beauftragten Mitarbeiter des Stuttgarter Jugendhaus e.V. wollten den Bundesgartenschau-Pavillon angesichts des architektonischen, pädagogischen und finanziellen Aufwands erhalten. Es war fast selbstverständlich, dass das Spielhaus danach weiter Bestand hatte.
Welche Angebote gab es zum Start?
Die pädagogischen Mitarbeiter boten während der Bundesgartenschau eine Fülle kreativer Angebote an, wie zum Beispiel Sand-, Wasser-, Feuer- und Windspiele. All diese Ideen aus der Zeit der Bundesgartenschau haben den Grundstein für Kreativität, Projektideen und Aktionsprinzip gelegt, die noch heute zentrale Leitbegriffe des Spielhaus-Konzepts sind. Unser Angebot basiert grundlegend auf drei Säulen: Offene Kinderangebote, Spiellabor im Grünen und Wohnzimmer im Grünen.
Was hat sich im Lauf der Zeit geändert?
Das Spielhaus-Team hat über die Jahre das Konzept beständig weiterentwickelt und den jeweiligen Bedürfnissen der Spielhausbesucher angepasst. Dennoch basiert sein Kern auf den traditionellen Bausteinen seiner Entstehung, dem ganzheitlichen Bildungsverständnis der offenen Kinderarbeit. Kinder sollen ihre Fähigkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten erproben sowie soziale und personale Kompetenzen erweitern. Das Spielhaus schafft Raum für vielfältige Begegnungen. Es ist ein Treffpunkt für Kommunikation, Bewegung, Spaß, ganzheitliches Lernen und außerschulische Bildungsarbeit. Allen Kindern einen individuellen Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen, ist ein zentrales Ziel unserer Arbeit.
Welche Höhepunkte hat das Spielhaus in den vergangenen 40 Jahren erlebt?
Es gab viele Höhepunkte während dieser Zeit. Zum Beispiel das Ritterfest oder die Veranstaltung ,Kleider machen Leute’ aus den frühen 80er-Jahren. Oder der legendäre Laternenumzug, der seit den 80ern jedes Jahr im Herbst stattfindet. Es gab auch interkulturelle Projekte und Kooperationen, wie etwa im Jahr 2004 mit einer Malschule in Nicaragua. Seit 2001 findet das zentrale Kinderfest der Jugendhausgesellschaft – das Fest für Kinder – rund um das Spielhaus statt. Dafür stellen mehr als 25 Kinderhäuser der Jugendhausgesellschaft jährlich ein fantasievolles Mitmachprogramm über zwei Tage auf die Beine. Zu der kostenlosen Veranstaltung strömen jährlich mehr als 500 Familien zu uns.
Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Es geht darum, stets ein pädagogisches, fachliches und vor allem attraktives Programm zu erstellen, sodass die Kinder und Familien das Spielhaus weiterhin nutzen. Wir müssen kreativ und motiviert bleiben, denn anders funktioniert die Arbeit mit Kindern nicht. Gut ist es, dass wir immer wieder positive Rückmeldungen von den Kindern erhalten, die uns mit ihren Ideen auf neue Angebote und Kooperationen bringen, die wir gerne verfolgen und ins Programm integrieren.
Hat das Spielhaus in Zeiten von Ganztagsschulen überhaupt noch eine Zukunft?
Ja klar, weil Freiräume für Kinder wichtig sind. Kreative Freiräume, Freiraum zum Ausprobieren, Freiräume sich zu entwickeln, das kann das System Schule nicht bieten. Gleichwohl ist uns die Zusammenarbeit mit Schülern und Schulen wichtig. Das Spielhaus hat schon immer außerschulische Bildungsarbeit in seinem Konzept umgesetzt und wird auch weiterhin ein starker Kooperationspartner für die Schulen bleiben.
Die Fragen stellte Fatma Tetik

Das Jubiläumsprogramm

Fest für alleFür Sonntag, 7. Mai, lädt das Spielhaus im Unteren Schlossgarten Kinder und Familien von 13 bis 18 Uhr zu ihrer Jubiläumsfeier ein. In Erinnerung an die Aktionswochen bei der Bundesgartenschau 1977 gibt es nach der Begrüßung zahlreiche Mitmachaktionen für junge und auch ältere Besucher. Gezeigt werden außerdem Bild- und Videoimpressionen aus 40 Jahren Spielhaus-Geschichte. Um 17 Uhr sind die Besucher zu einem Abendspiel und einem gemeinsamen Abschluss eingeladen. tet