Die Zahl der Hobbyimker nimmt zu. In Kursen bringen Experten den Neulingen das nötige Wissen bei. Beim Imkertag in Weissach werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse präsentiert.

Böblingen - Immer mehr Menschen im Kreis Böblingen imkern. Der Bezirksverein für Bienenzucht Böblingen-Sindelfingen etwa verzeichnet 20 bis 30 Neu-Imker pro Jahr, sagt der erste Vorstand Winfried Zilian. „In der Bevölkerung gibt es ein großes Interesse an Bienen.“ 220 Imker mit 1480 Völkern sind bereits in seinem Verein organisiert. Auch Annette Schroeder, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim, beobachtet einen Trend zur Haltung der Insekten: „Imkern ist hip geworden.“ Viele wollten die Bienen retten.

 

Denn immer wieder machen Meldungen die Runde, dass Schädlinge und Umwelteinflüsse vielen Bienenvölkern stark zusetzten und die Zahl der Tiere massiv zurückgegangen sei. „Dass die Honigbiene ausstirbt, kann ich aber nicht sagen“, sagt Winfried Zilian. Das liege allerdings an der Arbeit der Imker – denn die Zahl der etwa durch die Varroamilbe verendenden Tiere sei durchaus gestiegen, so Zilian, der selbst zehn Bienenvölker besitzt. Daher „müssen die Völker gezielt vermehrt werden“, sagt auch die Bienen-Expertin Schroeder.

Blühende Pflanzen in den Garten setzen

Deshalb bereitet Zilian seine Bienen immer schon im Frühsommer für das kommende Imker-Jahr vor. Bis zu 80 000 Tiere leben in einem Volk. Einige von ihnen werden vom Imker mit einer neuen Königin in einen anderen Kasten gesetzt. Bis zum Winter sei dieses neue Volk auf bis zu 15 000 Exemplare angewachsen, so Zilian.

Bis zu 40 Pfund Honig produziert ein Bienenvolk im Schnitt pro Jahr, rechnet Zilian vor. Entscheidend sei dabei aber die Wahl des richtigen Standorts für den Bienenstock. Gut geeignet seien Gegenden, in denen um den Stock herum viele verschiedene blühende Pflanzen wüchsen, sagt der 65-jährige Imker aus Magstadt. Wenn die ersten Pflanzen im April oder Mai zu blühen begännen und auch im August noch Blüten vorhanden seien, fänden die Tiere durchgehend Nahrung. Auch Gartenfreunde können etwas für Bienen tun. „Wir müssen die Bevölkerung darauf hinweisen, dass sie in ihren Gärten möglichst viele blühende Pflanzen setzen“, sagt Zilian. Denn auch dort könnten Bienen hinfliegen, um Nektar zu sammeln. Als sehr ertragreich hätten sich laut dem Magstadter, der seit rund 40 Jahren imkert, etwa Linden oder Wildblumen erwiesen.

Bienen sind wichtig für die Bestäubung

Regionen mit Monokulturen seien dagegen ungünstige Standorte für einen Bienenstock, so Zilian. Dem pflichtet auch die Hohenheimer Bienen-Expertin Anette Schroeder bei. Allerdings: „Baden-Württemberg hat noch nicht das Problem mit großflächigen Monokulturen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es riesigen Flächen, auf denen nur noch Mais oder Raps angebaut wird.“

Sollte es einmal keine Honigbienen mehr geben, sähe es beispielsweise für die für den Kreis Böblingen typischen Streuobstwiesen schlecht aus. Immerhin übernähmen Honigbienen neben der Honigproduktion auch einen überwiegenden Teil der Bestäubungsleistung, sagt Zilian. In einigen Ländern, in denen es keine Bienen mehr gebe, würde bereits auf künstliche Bestäubung zurückgegriffen.

Informationen beim Imkertag

In Imkerkursen können Interessierte alles Wissenswerte über die Pflege und das Verhalten von Bienenvölkern lernen. Die von Winfried Zilians Verein angebotenen Kurse sind stets gut besucht, 30 bis 50 Teilnehmer verzeichnet er im Schnitt pro Jahr. „Darin zeigen wir ein ganzes Jahr über, was wann zu tun ist.“

Auch an diesem Mittwoch können Imker und Bienenfreunde beim Weissacher Imkertag mehr über die nützlichen Tiere lernen. Bei der vom Regierungspräsidium Stuttgart organisierten Veranstaltung in der Strudelbachhalle, Flachter Straße 60, berichtet Professor Friedrich Hainbuch von der Universität Oradea in Rumänien st über die Ursachen des Bienensterbens. Im Anschluss daran hält Peter Rosenkranz, der Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim, einen Vortrag zum Thema „Natürliche Selektion und Varroatoleranz – Lehren für die Praxis.“ Weitere Vorträge rund um die Imkerei runden den Tag ab. Beginn ist um 9.30 Uhr.