Wie viele Imker bereitet Emmi Laich derzeit ihre Bienen auf den Winter vor. 2012 war ein enttäuschendes Jahr.

Stuttgart-Feuerbach - Gäbe es ein Paradies für Bienen, dann würde es vermutlich genauso aussehen wie der Garten von Emmi Laich. Draußen fliegen Dutzende Arbeiterinnen und Drohnen, wie die männlichen Bienen heißen, durch einen regelrechten Dschungel aus Goldruten. Mit prall gefüllten Bäuchen kehren einige von ihnen in ihre Stöcke zurück. Der süße Pflanzennektar scheint ihnen gut zu bekommen. In sechs Bienenstöcken leben etwa 250 000 von ihnen. Im Sommer produzieren sie darin Honig, pflegen Larven und schützen die Königin. Im Winter halten sich die Insekten dort gegenseitig warm. Viel weniger idyllisch, als es dieses Bild vermuten lässt, fällt allerdings die Bilanz der passionierten Bienenzüchterin für das Jahr 2012 aus, das aus Imkersicht nun zu Ende geht. Nur halb so viel Honig wie im Jahr zuvor haben ihre Bienen produziert: Im Schnitt waren es bei jedem der sechs Völker in seinen Honigräumen etwa zehn Kilogramm weniger.

 

Die Feuerbacherin, die auch Zuchtobfrau im Bienenzüchterverein Stuttgart ist, züchtet seit 26 Jahren Bienen in ihrem Garten in der Walpenreute. „Doch so ein frustrierendes Jahr, so eine extrem schlechte Honigernte habe ich noch nie erlebt.“ Ein Grund dafür sei, dass die Bienen im Stadtgebiet immer weniger Blütenpflanzen vorfänden. Immer mehr Naturräume fielen Infrastrukturprojekten wie Wohnbauten zum Opfer. „Ohne Pflanzen aber können die Bienen so fleißig sein, wie sie wollen“, sagt sie. Denn nur aus blühenden Pflanzen können sie zuckerhaltigen Nektar gewinnen. Aus ihm wiederum machen die Bienen dann, indem sie den süßen Saft mit körpereigenen Sekreten versetzen, Honig: Blütenhonig, Lindenhonig, Tannenhonig und viele weitere Sorten. Neben Nektar sind die Insekten auch auf den eiweißreichen Blütenstaub angewiesen: mit jenen Pollen füttern sie ihren Nachwuchs. „Nur dadurch können die Larven sich überhaupt entwickeln“, sagt Laich.

Auch die Fauna ist auf die Insekten angewiesen

Selbst wenn die emsigen Insekten eine der rarer gewordenen Linden oder Goldruten auffänden, sei das noch keine Garantie für einen kraftspendenden Nektarertrag. „Weil die Temperaturen im Februar sehr niedrig und die Niederschläge gering, die Ostwinde aber sehr stark waren, sind viele Pflanzen regelrecht ausgetrocknet“, sagt die Bienenexpertin. Viele konnten dadurch im Sommer gar keinen oder nur wenig Nektar abgeben. Andersherum sei auch die Fauna auf die Insekten angewiesen: 80 bis 90 Prozent der Landwirtschaft hingen von einer Bestäubung durch sie ab: Die Bienen sichern also unser Obst, Gemüse, aber auch Futterpflanzen sowie Wild- und Ziergewächse.

Laich nimmt es, wie es kommt. Seit sie auf dem elterlichen Hof in Südtirol mit der Bienenzucht in Kontakt kam, hat sie schon etliche Herausforderungen überwunden, auch das Bienensterben, das 2008 in einigen Teilen Deutschlands für einen Aufschrei gesorgt hatte. In den kommenden Tagen wird die 60-jährige Feuerbacherin ihre Völker auf den Winter vorbereiten. Alte Waben, die den Insekten im Stock als Speicher für ihre Brut dienen, müssen erneuert werden. Entscheidend für ihr Überleben aber wird der Kampf gegen deren größten Feind sein: die Varroamilbe. Bis zu 6000 von ihnen hätten sich allein in einem Stock eingenistet, sagt sie. Die Parasiten beißen sich, ähnlich einem Blutegel beim Säugetier, an Bienen – aber auch deren Brut – fest, saugen Blut und schwächen so das Volk. Laich wird sie mit Ameisensäure bekämpfen. Die dadurch entstehenden Dämpfe töten die Milben, für die Bienen ist sie ungefährlich. Trotz der schwierigen Imkersaison blickt Laich optimistisch in die Zukunft. „Ich bin nirgends so eng mit der Natur verbunden wie in meinem Garten“, sagt sie und lächelt. Im nächsten Sommer wird sie ihren Bienen wieder ein Paradies aus Blüten bieten. Der Winter war dann hoffentlich nicht ganz so zermürbend.