Im Land werden immer mehr Menschen pflegebedürftig. Auch wenn viele zu Hause versorgt werden, sind mehr Pflegekräfte nötig.

Stuttgart - Das Land will dem Wunsch einer wachsenden Zahl von Pflegebedürftigen, zu Hause wohnen bleiben zu können, entgegenkommen und darum ambulante Angebote verstärkt fördern. „Den Grundsatz „ambulant vor stationär“ wollen wir noch weiter forcieren“, sagte Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) am Montag in Stuttgart.

 

In Baden-Württemberg werde sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 43 Prozent auf 352 000 Menschen erhöhen. Darunter seien 76 000 Personen, die ambulant versorgt werden. Die Zahl der vollstationär Gepflegten nimmt demnach um 54 Prozent von derzeit 84 000 auf fast 130 000 Personen zu. Den Zahlen des Statistischen Landesamtes zufolge wird die Zahl der pflegebedürftigen Frauen um 37 Prozent, die der Männer um 55 Prozent zunehmen. Altpeter sagte, in dieser Prognose würden bestehende Trends fortgeschrieben. Diese unterlägen indes Veränderungen durch politische Gestaltungskraft und gesellschaftliche Prozesse. Derzeit werden zwei Drittel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, aber nur 20 Prozent durch ambulante Pflegedienste.

Entlastung für pflegende Angehörige

Mit insgesamt 2,2 Millionen Euro – 700 000 mehr als bisher – sollen Angebote zur Betreuung von Pflegebedürftigen und Demenzkranken vorangebracht werden, etwa häusliche Besuchsdienste, die pflegende Angehörige entlasten. Zudem sollen in einem Modellprogramm teilstationäre Pflegeangebote unterstützt werden.

Mit einer Kampagne soll von Herbst an für Pflegeberufe geworben werden. Diese solle auch eine Diskussion über die Wertschätzung gegenüber diesen Berufen anstoßen. Neben der Bezahlung müssten auch Rahmenbedingungen wie etwa die Arbeitszeiten verbessert werden, forderte Altpeter. Sie erhofft sich Fortschritte auch von der geplanten gemeinsamen Ausbildung für die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege, die dem Personal ein breiteres Tätigkeitsspektrum ermögliche.

Schärfere Noten gefordert

Bis zum Jahr 2030 wird sich nach der Prognose des Statistischen Landesamtes der Bedarf an Pflegepersonal von rund 106 000 (2009) um 54 Prozent auf 163 000 erhöhen. „Dafür müssen wir heute die Weichen stellen“, so die Ministerin. Das Land sei derzeit mit 17 000 Schülerinnen und Schülern für einen Pflegeberuf noch in einer vergleichbar guten Lage. „Dennoch müssen wir mehr Menschen für einen Pflegeberuf interessieren und gewinnen.“

Unterdessen fordert die Techniker Krankenkasse eine schärfere Benotung der Pflegeheime. Bestimmte Kriterien, wie die Vorbeugung des Wundliegens oder die Sturzprävention, müssen anders gewichtet werden. „Die Qualität der Sturzprophylaxe muss einen anderen Stellenwert haben als die Frage, ob der Speiseplan gut lesbar ist“, so TK-Landeschef Andreas Vogt.