Die Diplomatensiedlung auf dem Stuttgarter Killesberg ist ein architektonisches Kleinod, das nun erneut zum Verkauf steht. Das Problem: Auf dem Gelände besteht eine erhöhte Belastung mit radioaktivem Radon.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die sogenannte Diplomatensiedlung am Albrecht-Dürer-Weg hat zuletzt gleich auf mehrere Weisen von sich reden gemacht. Erstens gelten die zwölf Gebäude des Architekten Werner Gabriel aus den Jahren 1955 und 1956 als erste Bungalowsiedlung Stuttgarts; auch wegen der schönen Einbettung in einen Park wurde das Ensemble 2002 unter Denkmalschutz gestellt. Zweitens wurde die Siedlung aber bekannt, weil in den Häusern eine erhöhte Radon-Strahlung festgestellt worden ist. Und drittens bemüht sich der Bund, der die Bungalows einst für Angehörige des US-Konsulats hatte bauen lassen, nunmehr seit fast zwei Jahren um den Verkauf der Häuser. Der erste Anlauf war gescheitert, bis zum 25. September können nun erneut Gebote abgegeben werden.

 

Claus-Peter Rehwald, der Stuttgarter Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), ist derzeit täglich mit Interessenten am Albrecht-Dürer-Weg unterwegs; die Nachfrage scheint groß. Wie man hört, war der erste Anlauf nicht erfolgreich gewesen, weil ein Immobilienunternehmen das Ensemble zu einem Preis zwischen acht und zehn Millionen Euro hatte kaufen wollen, nach langen Verhandlungen aber doch nicht solvent genug erschien.

Preise zwischen 600 000 und 850 000 Euro

In dieser Runde habe die Bima keine Präferenz, ob sie die Bungalows als Ganzes an einen Investor oder einzeln an Privatpersonen verkaufe – entscheidend sei die Endsumme. „Es ist eine völlig offene Situation“, so Rehwald. Auch wenn die rechtliche Trennung der Grundstücke aufwendiger sei, werde man diesen Weg gehen, wenn man so einen höheren Kaufpreis erziele. Einige Interessenten und auch manche verbliebene Mieter haben daran allerdings Zweifel. Der Erstkontakt mit der Bima sei eher abschreckend, weil gleich Preise aufgerufen würden, die sehr hoch erscheinen, sagte ein Interessent der StZ. Der Kaufpreis, den die Bima nenne, liege je nach Größe des Bungalows (mit 130 bis 222 Quadratmetern Wohnfläche) zwischen 600 000 und mehr als 850 000 Euro. Dabei kämen doch auf die Erwerber erhebliche Sanierungskosten zu. Die Heizung und teils die Fenster müssen demnach erneuert werden.

Claus-Peter Rehwald hält die Preise dagegen für angemessen. Der Bodenrichtwert liegt tatsächlich im besagten Gebiet zwischen 860 und 1340 Euro pro Quadratmeter; die Bima scheint mit etwa 1000 Euro zu kalkulieren. Der Restwert eines Bungalows dürfte so mit etwa 150 000 Euro angesetzt sein. Der Markt habe in der ersten Runde diese Preise ja auch bestätigt, sagt Rehwald – und jetzt sei das Angebot noch attraktiver, weil zwischenzeitlich sechs Häuser leer stünden und sofort saniert oder bezogen werden könnten. Die Häuser seien im Übrigen vor 15 Jahren saniert worden und nicht so schlecht in Schuss – die Heizung sei aber tatsächlich ein Problem.