Das Angebot an Eigentumswohnungen in der Innenstadt ist größer geworden. Die hohe Nachfrage kann aus Sicht von Experten zumindest teilweise befriedigt werden. Die Preise steigend derweil nicht mehr ganz so rasant.

Stuttgart - Was kostet eine Immobilie in Stuttgart wirklich? Die Preise aus Internetportalen und Inseraten spiegeln lediglich den Wunsch der Verkäufer wieder. Was jedoch tatsächlich bezahlt wird, wissen meist nur die Notare. Allein der Gutachterausschuss hat Zugriff auf diese Daten. Die Stuttgarter Zeitung präsentiert in jedem Quartal die Preisentwicklung am Immobilienmarkt exklusiv auf Basis dieser Zahlen.

 

„Die Preise steigen, aber sie steigen nicht mehr so schnell“, erklärt Steffen Bolenz, der stellvertretende Vorsitzende des Gutachterausschusses, mit Blick auf die Verkäufe von Eigentumswohnungen im zweiten Quartal 2015. Während die Preise in den vergangenen Jahren rasant nach oben geschnellt waren – teils mit zweistelligen Zuwachsraten – hat sich diese Entwicklung spürbar verlangsamt. „Angesichts der unterschiedlichen Entwicklung von Wohnungspreisen und Einkommen der potenziellen Käufer ist irgendwann eine Grenze erreicht“, urteilt Bolenz. Während die Preise gestiegen sind, haben die Vermögen nicht dieselbe Entwicklung genommen. Ob die Spitze der Preiskurve nun aber erreicht ist, darauf will sich Bolenz nicht festlegen. „Eine Prognose aufgrund der aktuellen Zahlen ist schwierig“, sagt er. Besonders deutlich fällt die Verlangsamung des Preisanstiegs etwa im Bereich der Neckar-Stadtteile aus. „Doch dort haben wir in diesem Quartal lediglich 18 Verkäufe. Das sind zu eigentlich zu wenige, um eine sichere Einschätzung der künftigen Entwicklung abzugeben“, sagt Steffen Bolenz.

Mehr Wohnungen werden verkauft

Insgesamt ist die Zahl der Verkäufe allerdings deutlich gestiegen. 2015 wurden im Bereich Neubau in den ersten sechs Monaten etwa 318 Eigentumswohnungen in Stuttgart ausgewertet. 2014 waren es im gesamten Jahr 520 Einheiten. „Ich gehe davon aus, dass dieses Ergebnis übertroffen wird“, so Bolenz. Den Grund, weshalb derzeit so viel Wohneigentum gekauft wird, sieht der stellvertretende Vorsitzende nicht in der Angst vor steigenden Zinsen, was die Kredite für Käufer verteuern würde. „Es gibt schlicht ein etwas größeres Angebot auf dem Markt“, sagt der Experte. Eine hohe Nachfrage nach Wohnungen sei in Stuttgart ohnehin gegeben, sagt Bolenz. „Diese kann jetzt zumindest ein Stück weit befriedigt werden“, erklärt der Fachmann.

Ein Großteil der Verkäufe, die im zweiten Quartal stattgefunden haben, hat sich im Bereich der Innenstadt abgespielt – 81 von insgesamt 147. „In diesem Teil der Stadt gibt es derzeit zahlreiche neue Wohnbaugebiete, bei denen die Einheiten jetzt vermarktet werden“, berichtet Bolenz. Als Beispiele nennt er das Rosenberg auf dem ehemaligen AOK-Gelände an der Ecke Breitscheid- und Falkertstraße im Westen, das Rosensteinviertel des katholischen Siedlungswerks an der Nordbahnhofstraße im Stuttgarter Norden und das Projekt Villengarten auf dem Azenbergareal an der Ecke Wiederhold- und Seestraße.

Neun Preise über 10 000 Euro

Die bezahlten Preise bewegen sich weitgehend auf dem in Stuttgart bekannt hohen Niveau. Der höchste im zweiten Quartal dieses Jahres bezahlte Betrag liegt bei 11 718 Euro pro Quadratmeter. Da die Gutachter die Preise aus Datenschutzgründen nicht konkret zuordnen, wenn in einem Stadtteil weniger als drei Verträge abgeschlossen wurden, lässt sich nur vermuten, dass es sich bei diesem Verkaufspreis erneut um eine der Wohnungen im Luxuswohnturm Cloud No 7 im Europaviertel handelt. „Insgesamt haben wir drei Verkäufe verzeichnet, bei denen mehr als 10 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt wurden“, berichtet Bolenz. Eine fünfstellige Summe für einen Quadratmeter Wohneigentum wurde in der Landeshauptstadt erstmals 2012 bezahlt – im ersten Halbjahr 2015 war das bereits neun Mal der Fall.

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